die vorlegung der original-urkunden nur zu des rich- ters unterricht gereichet, folglich wird auf des geg- ners recognition nicht gesprochen, und wenn auch schon der stamm- oder lehnsfolger berichtiget und wirklich belehnet worden ist; kan dennoch dises dem andern sein gerechtes einbehaltungs-recht, bis er wegen seiner foderung vergnüget ist, nicht ab- schneiden.
§ 3087
wie lange die witbe in den gütern ires ehemannes geschüzet werden soll?
Wenn die witbe die besiz-ergreifung gleich ver- säumet hat, muß sie nichts destoweniger in ires verstorbenen ehemannes gütern geschüzet werden, bis sie wegen irer foderungen aus dem stamm-gu- te, oder lehne befridiget ist; in betracht die einbe- haltung die rechte des besizes hat, David Mevius P. I decis. 247, Johann Paull Kreßde contro- uersiis in argument. possess. § 9 cap. II,Estor am a. o. IIIIten teile § 375 s. 187, gestalt der witbe er- laubet ist, ir einbehaltungs-recht in einen besiz zu verwandeln, Kreß am a. o. s. 20, Carpzovlib. IIII resp. 19 num. 7 s. 802. Zudem bedarf selbige wegen irer foderungen keiner besiz-ergreifung. Dem unge- zweifelten lehns- oder stammsfolger ist der mitbe- siz nicht zu versagen.
§ 3088
was bei der besiz-ergrei fung zu be- [o]bachten ist?
Ein stamms-vetter oder lehnsfolger, welcher den besiz des ihm anerstorbenen gutes, ergreifen will, kan den notarius nicht zugleich zum gevollmächtig- ten bestellen, weiln ein notarius bei dergleichen be- siz-ergreifungen nicht selbst den bevollmächtigten abgeben kan, sondern es muß ihm einer beigegeben werden, der in vollmacht des stamms- oder lehns- folgers den besiz ergreifet, von Ludolfobs. 45 s. 124 fg. des Iten teiles, und obseru. 324 s. 190 des IIIIten bandes. Jmmittels lassen einige rechtslehrer hir- bei den notarius für einen bevollmächtigten mit pas-
siren.
LXXXI h. vom einbehaltungs-rechte ꝛc.
die vorlegung der original-urkunden nur zu des rich- ters unterricht gereichet, folglich wird auf des geg- ners recognition nicht geſprochen, und wenn auch ſchon der ſtamm- oder lehnsfolger berichtiget und wirklich belehnet worden iſt; kan dennoch diſes dem andern ſein gerechtes einbehaltungs-recht, bis er wegen ſeiner foderung vergnuͤget iſt, nicht ab- ſchneiden.
§ 3087
wie lange die witbe in den guͤtern ires ehemannes geſchuͤzet werden ſoll?
Wenn die witbe die beſiz-ergreifung gleich ver- ſaͤumet hat, muß ſie nichts deſtoweniger in ires verſtorbenen ehemannes guͤtern geſchuͤzet werden, bis ſie wegen irer foderungen aus dem ſtamm-gu- te, oder lehne befridiget iſt; in betracht die einbe- haltung die rechte des beſizes hat, David Mevius P. I deciſ. 247, Johann Paull Kreßde contro- uerſiis in argument. poſſeſſ. § 9 cap. II,Eſtor am a. o. IIIIten teile § 375 ſ. 187, geſtalt der witbe er- laubet iſt, ir einbehaltungs-recht in einen beſiz zu verwandeln, Kreß am a. o. ſ. 20, Carpzovlib. IIII reſp. 19 num. 7 ſ. 802. Zudem bedarf ſelbige wegen irer foderungen keiner beſiz-ergreifung. Dem unge- zweifelten lehns- oder ſtammsfolger iſt der mitbe- ſiz nicht zu verſagen.
§ 3088
was bei der beſiz-ergrei fung zu be- [o]bachten iſt?
Ein ſtamms-vetter oder lehnsfolger, welcher den beſiz des ihm anerſtorbenen gutes, ergreifen will, kan den notarius nicht zugleich zum gevollmaͤchtig- ten beſtellen, weiln ein notarius bei dergleichen be- ſiz-ergreifungen nicht ſelbſt den bevollmaͤchtigten abgeben kan, ſondern es muß ihm einer beigegeben werden, der in vollmacht des ſtamms- oder lehns- folgers den beſiz ergreifet, von Ludolfobſ. 45 ſ. 124 fg. des Iten teiles, und obſeru. 324 ſ. 190 des IIIIten bandes. Jmmittels laſſen einige rechtslehrer hir- bei den notarius fuͤr einen bevollmaͤchtigten mit paſ-
ſiren.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0154"n="102"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">LXXXI</hi> h. vom einbehaltungs-rechte ꝛc.</hi></fw><lb/>
die vorlegung der original-urkunden nur zu des rich-<lb/>
ters unterricht gereichet, folglich wird auf des geg-<lb/>
ners recognition nicht geſprochen, und wenn auch<lb/>ſchon der ſtamm- oder lehnsfolger berichtiget und<lb/>
wirklich belehnet worden iſt; kan dennoch diſes<lb/>
dem andern ſein gerechtes einbehaltungs-recht, bis<lb/>
er wegen ſeiner foderung vergnuͤget iſt, nicht ab-<lb/>ſchneiden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 3087</head><lb/><noteplace="left">wie lange die<lb/>
witbe in den<lb/>
guͤtern ires<lb/>
ehemannes<lb/><hirendition="#g">geſchuͤzet</hi><lb/>
werden ſoll?</note><p>Wenn die witbe die beſiz-ergreifung gleich ver-<lb/>ſaͤumet hat, muß ſie nichts deſtoweniger in ires<lb/>
verſtorbenen ehemannes guͤtern geſchuͤzet werden,<lb/>
bis ſie wegen irer foderungen aus dem ſtamm-gu-<lb/>
te, oder lehne befridiget iſt; in betracht die einbe-<lb/>
haltung die rechte des beſizes hat, <hirendition="#fr">David Mevius</hi><lb/><hirendition="#aq">P. I deciſ.</hi> 247, <hirendition="#fr">Johann Paull Kreß</hi><hirendition="#aq">de contro-<lb/>
uerſiis in argument. poſſeſſ.</hi> § 9 cap. <hirendition="#aq">II,</hi><hirendition="#fr">Eſtor</hi> am<lb/>
a. o. <hirendition="#aq">IIII</hi>ten teile § 375 ſ. 187, geſtalt der witbe er-<lb/>
laubet iſt, ir einbehaltungs-recht in einen beſiz zu<lb/>
verwandeln, <hirendition="#fr">Kreß</hi> am a. o. ſ. 20, <hirendition="#fr">Carpzov</hi><hirendition="#aq">lib. IIII<lb/>
reſp.</hi> 19 num. 7 ſ. 802. Zudem bedarf ſelbige wegen<lb/>
irer foderungen keiner beſiz-ergreifung. Dem unge-<lb/>
zweifelten lehns- oder ſtammsfolger iſt der mitbe-<lb/>ſiz nicht zu verſagen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 3088</head><lb/><noteplace="left">was bei der<lb/>
beſiz-ergrei<lb/>
fung zu be-<lb/><supplied>o</supplied>bachten iſt?</note><p>Ein ſtamms-vetter oder lehnsfolger, welcher den<lb/>
beſiz des ihm anerſtorbenen gutes, ergreifen will,<lb/>
kan den notarius nicht zugleich zum gevollmaͤchtig-<lb/>
ten beſtellen, weiln ein notarius bei dergleichen be-<lb/>ſiz-ergreifungen nicht ſelbſt den bevollmaͤchtigten<lb/>
abgeben kan, ſondern es muß ihm einer beigegeben<lb/>
werden, der in vollmacht des ſtamms- oder lehns-<lb/>
folgers den beſiz ergreifet, <hirendition="#fr">von Ludolf</hi><hirendition="#aq">obſ.</hi> 45 ſ. 124<lb/>
fg. des <hirendition="#aq">I</hi>ten teiles, und <hirendition="#aq">obſeru.</hi> 324 ſ. 190 des <hirendition="#aq">IIII</hi>ten<lb/>
bandes. Jmmittels laſſen einige rechtslehrer hir-<lb/>
bei den notarius fuͤr einen bevollmaͤchtigten mit paſ-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſiren.</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[102/0154]
LXXXI h. vom einbehaltungs-rechte ꝛc.
die vorlegung der original-urkunden nur zu des rich-
ters unterricht gereichet, folglich wird auf des geg-
ners recognition nicht geſprochen, und wenn auch
ſchon der ſtamm- oder lehnsfolger berichtiget und
wirklich belehnet worden iſt; kan dennoch diſes
dem andern ſein gerechtes einbehaltungs-recht, bis
er wegen ſeiner foderung vergnuͤget iſt, nicht ab-
ſchneiden.
§ 3087
Wenn die witbe die beſiz-ergreifung gleich ver-
ſaͤumet hat, muß ſie nichts deſtoweniger in ires
verſtorbenen ehemannes guͤtern geſchuͤzet werden,
bis ſie wegen irer foderungen aus dem ſtamm-gu-
te, oder lehne befridiget iſt; in betracht die einbe-
haltung die rechte des beſizes hat, David Mevius
P. I deciſ. 247, Johann Paull Kreß de contro-
uerſiis in argument. poſſeſſ. § 9 cap. II, Eſtor am
a. o. IIIIten teile § 375 ſ. 187, geſtalt der witbe er-
laubet iſt, ir einbehaltungs-recht in einen beſiz zu
verwandeln, Kreß am a. o. ſ. 20, Carpzov lib. IIII
reſp. 19 num. 7 ſ. 802. Zudem bedarf ſelbige wegen
irer foderungen keiner beſiz-ergreifung. Dem unge-
zweifelten lehns- oder ſtammsfolger iſt der mitbe-
ſiz nicht zu verſagen.
§ 3088
Ein ſtamms-vetter oder lehnsfolger, welcher den
beſiz des ihm anerſtorbenen gutes, ergreifen will,
kan den notarius nicht zugleich zum gevollmaͤchtig-
ten beſtellen, weiln ein notarius bei dergleichen be-
ſiz-ergreifungen nicht ſelbſt den bevollmaͤchtigten
abgeben kan, ſondern es muß ihm einer beigegeben
werden, der in vollmacht des ſtamms- oder lehns-
folgers den beſiz ergreifet, von Ludolf obſ. 45 ſ. 124
fg. des Iten teiles, und obſeru. 324 ſ. 190 des IIIIten
bandes. Jmmittels laſſen einige rechtslehrer hir-
bei den notarius fuͤr einen bevollmaͤchtigten mit paſ-
ſiren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/154>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.