Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
LXXXV haubtst. von den erben etc.
§ 3106
sie konnten
auch ire kin-
der in den
stamm-gü-
tern nicht
enterben.

Da also die Teutschen bei den stamm-gütern
auf den ersten erwerber sahen, waren dessen nach-
kommen stamms-erben, Schottel am a. o. s. 343.
Dise brauchten die ältern zu erben nicht zu ernen-
nen, sie vermogten aber auch nicht selbige zu ent-
erben, Carrachs disp. de differ. iur. Rom. et Germ.
in heredis institutione necessaria,
Halle 1751.

§ 3107
wer bei stamm-
und lehngü-
tern durch den
erben verstan-
den werde?

Bei stamm- und lehngütern wird unter dem
worte: erbe, nach der regel der manns-stamm
verstanden.

§ 3108
die not-erb-
schaft ist ei-
ne Römische
erfindung.

Not-erbschaft heisset das pflicht-teil (portio le-
gitima), davon die alten Teutschen nichts gewust
haben, (§ 2958), weil es eine blose Römische erfin-
dung ist, und daher auf sotanes blendwerk bei der
abfindung der töchter des hohen und nidern adels
nicht gesehen werden darf.

§ 3109
was erben
im Teutschen
Reiche be-
deutet?

Erben bedeutet im Teutschen Reiche: 1) des
verstorbenen nachlaß überkommen, und 2) den be-
siz des verstorbenen one besiz-ergreifung erlangen,
vermöge des sprüchwortes: der tode erbet den le-
bendigen, das ist, vererbet.

§ 3110
und erbnemen
heisset?

Erbnemen (erbmann) heisset heres, herediceps,
a capienda hereditate. Heut zu tage bedeutet es
nicht nur die erben, sondern auch die fremden, wel-
che vermöge des testamentes folgen, des verstorbe-
nen güter nemen, und in besiz bekommen, Stru-
vens
erklärung rechtsüblicher wörter und redens-
arten s. 159 fg.

Sechs
LXXXV haubtſt. von den erben ꝛc.
§ 3106
ſie konnten
auch ire kin-
der in den
ſtamm-guͤ-
tern nicht
enterben.

Da alſo die Teutſchen bei den ſtamm-guͤtern
auf den erſten erwerber ſahen, waren deſſen nach-
kommen ſtamms-erben, Schottel am a. o. ſ. 343.
Diſe brauchten die aͤltern zu erben nicht zu ernen-
nen, ſie vermogten aber auch nicht ſelbige zu ent-
erben, Carrachs diſp. de differ. iur. Rom. et Germ.
in heredis inſtitutione neceſſaria,
Halle 1751.

§ 3107
wer bei ſtam̃-
und lehnguͤ-
tern durch den
erben verſtan-
den werde?

Bei ſtamm- und lehnguͤtern wird unter dem
worte: erbe, nach der regel der manns-ſtamm
verſtanden.

§ 3108
die not-erb-
ſchaft iſt ei-
ne Roͤmiſche
erfindung.

Not-erbſchaft heiſſet das pflicht-teil (portio le-
gitima), davon die alten Teutſchen nichts gewuſt
haben, (§ 2958), weil es eine bloſe Roͤmiſche erfin-
dung iſt, und daher auf ſotanes blendwerk bei der
abfindung der toͤchter des hohen und nidern adels
nicht geſehen werden darf.

§ 3109
was erben
im Teutſchen
Reiche be-
deutet?

Erben bedeutet im Teutſchen Reiche: 1) des
verſtorbenen nachlaß uͤberkommen, und 2) den be-
ſiz des verſtorbenen one beſiz-ergreifung erlangen,
vermoͤge des ſpruͤchwortes: der tode erbet den le-
bendigen, das iſt, vererbet.

§ 3110
und erbnemen
heiſſet?

Erbnemen (erbmann) heiſſet heres, herediceps,
a capienda hereditate. Heut zu tage bedeutet es
nicht nur die erben, ſondern auch die fremden, wel-
che vermoͤge des teſtamentes folgen, des verſtorbe-
nen guͤter nemen, und in beſiz bekommen, Stru-
vens
erklaͤrung rechtsuͤblicher woͤrter und redens-
arten ſ. 159 fg.

Sechs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0162" n="110"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXXV</hi> haubt&#x017F;t. von den erben &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3106</head><lb/>
            <note place="left">&#x017F;ie konnten<lb/>
auch ire kin-<lb/>
der in den<lb/>
&#x017F;tamm-gu&#x0364;-<lb/>
tern nicht<lb/>
enterben.</note>
            <p>Da al&#x017F;o die Teut&#x017F;chen bei den &#x017F;tamm-gu&#x0364;tern<lb/>
auf den er&#x017F;ten erwerber &#x017F;ahen, waren de&#x017F;&#x017F;en nach-<lb/>
kommen &#x017F;tamms-erben, <hi rendition="#fr">Schottel</hi> am a. o. &#x017F;. 343.<lb/>
Di&#x017F;e brauchten die a&#x0364;ltern zu erben nicht zu ernen-<lb/>
nen, &#x017F;ie vermogten aber auch nicht &#x017F;elbige zu ent-<lb/>
erben, <hi rendition="#fr">Carrachs</hi> di&#x017F;p. <hi rendition="#aq">de differ. iur. Rom. et Germ.<lb/>
in heredis in&#x017F;titutione nece&#x017F;&#x017F;aria,</hi> Halle 1751.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3107</head><lb/>
            <note place="left">wer bei &#x017F;tam&#x0303;-<lb/>
und lehngu&#x0364;-<lb/>
tern durch den<lb/>
erben ver&#x017F;tan-<lb/>
den werde?</note>
            <p>Bei &#x017F;tamm- und lehngu&#x0364;tern wird unter dem<lb/>
worte: <hi rendition="#fr">erbe,</hi> nach der regel der manns-&#x017F;tamm<lb/>
ver&#x017F;tanden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3108</head><lb/>
            <note place="left">die not-erb-<lb/>
&#x017F;chaft i&#x017F;t ei-<lb/>
ne Ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
erfindung.</note>
            <p>Not-erb&#x017F;chaft hei&#x017F;&#x017F;et das pflicht-teil (portio le-<lb/>
gitima), davon die alten Teut&#x017F;chen nichts gewu&#x017F;t<lb/>
haben, (§ 2958), weil es eine blo&#x017F;e Ro&#x0364;mi&#x017F;che erfin-<lb/>
dung i&#x017F;t, und daher auf &#x017F;otanes blendwerk bei der<lb/>
abfindung der to&#x0364;chter des hohen und nidern adels<lb/>
nicht ge&#x017F;ehen werden darf.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3109</head><lb/>
            <note place="left">was erben<lb/>
im Teut&#x017F;chen<lb/>
Reiche be-<lb/>
deutet?</note>
            <p><hi rendition="#fr">Erben</hi> bedeutet im Teut&#x017F;chen Reiche: 1) des<lb/>
ver&#x017F;torbenen nachlaß u&#x0364;berkommen, und 2) den be-<lb/>
&#x017F;iz des ver&#x017F;torbenen one be&#x017F;iz-ergreifung erlangen,<lb/>
vermo&#x0364;ge des &#x017F;pru&#x0364;chwortes: der tode erbet den le-<lb/>
bendigen, das i&#x017F;t, vererbet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3110</head><lb/>
            <note place="left">und erbnemen<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;et?</note>
            <p><hi rendition="#fr">Erbnemen</hi> (erbmann) hei&#x017F;&#x017F;et heres, herediceps,<lb/>
a capienda hereditate. Heut zu tage bedeutet es<lb/>
nicht nur die erben, &#x017F;ondern auch die fremden, wel-<lb/>
che vermo&#x0364;ge des te&#x017F;tamentes folgen, des ver&#x017F;torbe-<lb/>
nen gu&#x0364;ter nemen, und in be&#x017F;iz bekommen, <hi rendition="#fr">Stru-<lb/>
vens</hi> erkla&#x0364;rung rechtsu&#x0364;blicher wo&#x0364;rter und redens-<lb/>
arten &#x017F;. 159 fg.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Sechs</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0162] LXXXV haubtſt. von den erben ꝛc. § 3106 Da alſo die Teutſchen bei den ſtamm-guͤtern auf den erſten erwerber ſahen, waren deſſen nach- kommen ſtamms-erben, Schottel am a. o. ſ. 343. Diſe brauchten die aͤltern zu erben nicht zu ernen- nen, ſie vermogten aber auch nicht ſelbige zu ent- erben, Carrachs diſp. de differ. iur. Rom. et Germ. in heredis inſtitutione neceſſaria, Halle 1751. § 3107 Bei ſtamm- und lehnguͤtern wird unter dem worte: erbe, nach der regel der manns-ſtamm verſtanden. § 3108 Not-erbſchaft heiſſet das pflicht-teil (portio le- gitima), davon die alten Teutſchen nichts gewuſt haben, (§ 2958), weil es eine bloſe Roͤmiſche erfin- dung iſt, und daher auf ſotanes blendwerk bei der abfindung der toͤchter des hohen und nidern adels nicht geſehen werden darf. § 3109 Erben bedeutet im Teutſchen Reiche: 1) des verſtorbenen nachlaß uͤberkommen, und 2) den be- ſiz des verſtorbenen one beſiz-ergreifung erlangen, vermoͤge des ſpruͤchwortes: der tode erbet den le- bendigen, das iſt, vererbet. § 3110 Erbnemen (erbmann) heiſſet heres, herediceps, a capienda hereditate. Heut zu tage bedeutet es nicht nur die erben, ſondern auch die fremden, wel- che vermoͤge des teſtamentes folgen, des verſtorbe- nen guͤter nemen, und in beſiz bekommen, Stru- vens erklaͤrung rechtsuͤblicher woͤrter und redens- arten ſ. 159 fg. Sechs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/162
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/162>, abgerufen am 24.11.2024.