Der entwurf eines allgemeinen anschlages kander entwurf eines allge- meinen an- schlages. wohl in fünf teile, und ieder derselben wieder in gewisse classen abgeteilet werden, wie solches sich aus dem projecte des codicis Fridericiani Marchici erbricht, vermöge dessen in der ersten ab- teilung der unterschid der anschläge nach dreien clas- sen gesezet wird, und zwar ist nach der ersten clas- se zu bemerken, wenn güter zu schäzen sind, da brüder und schwestern aus einander gesezet und den leztern der brautschaz ausgeworfen werden muß. Hirbei werden 1) diejenigen stücke, welche keinen nuzen bringen, ganz gering, oder gar nicht, angeschlagen, damit man dadurch der erhaltung des geschlechtes zu statten komme. 2) Müssen die einkünfte der güter mit 6 von hundert zum capitale gerechnet werden, immaßen selbige vilen unglücks- fällen unterworfen sind, welche nach der übergabe auf die brüder allein fallen, 3) das wonhaus und die jagten sollen ganz leidlich, die summe von hof- lagen-gerichtbarkeit, und patronat-rechte, wie ein todtes capital angesehen, und bloß dem namen nach dem anschlage einverleibet werden.
Die andre classe enthält den anschlag, wenn 1) brüder unter sich selbst ire väterliche und stamm- güter teilen wollen; oder 2) wenn ein gut an einen nahen anverwandten aus fürsehung der vorfaren gelanget und zufället etc. in welchen fällen die ab- nuzungs-summe mit 5 von hundert zum capital ge- rechnet wird.
Die dritte classe begreifet den anschlag, wenn güter wegen eines entstandenen concurses zu schä- zen sind, auch der witben und den kindern das müt- terliche verstattet werden soll. Jn disem falle wird der anschlag auf 4 von hundert gesezet. Es sind auch sodann alle und iede bei einer schäzung vorfal-
lende
O 2
aͤmter, guͤter, zehnten, u. gerechtigkeiten.
§ 3303
Der entwurf eines allgemeinen anſchlages kander entwurf eines allge- meinen an- ſchlages. wohl in fuͤnf teile, und ieder derſelben wieder in gewiſſe claſſen abgeteilet werden, wie ſolches ſich aus dem projecte des codicis Fridericiani Marchici erbricht, vermoͤge deſſen in der erſten ab- teilung der unterſchid der anſchlaͤge nach dreien claſ- ſen geſezet wird, und zwar iſt nach der erſten claſ- ſe zu bemerken, wenn guͤter zu ſchaͤzen ſind, da bruͤder und ſchweſtern aus einander geſezet und den leztern der brautſchaz ausgeworfen werden muß. Hirbei werden 1) diejenigen ſtuͤcke, welche keinen nuzen bringen, ganz gering, oder gar nicht, angeſchlagen, damit man dadurch der erhaltung des geſchlechtes zu ſtatten komme. 2) Muͤſſen die einkuͤnfte der guͤter mit 6 von hundert zum capitale gerechnet werden, immaßen ſelbige vilen ungluͤcks- faͤllen unterworfen ſind, welche nach der uͤbergabe auf die bruͤder allein fallen, 3) das wonhaus und die jagten ſollen ganz leidlich, die ſumme von hof- lagen-gerichtbarkeit, und patronat-rechte, wie ein todtes capital angeſehen, und bloß dem namen nach dem anſchlage einverleibet werden.
Die andre claſſe enthaͤlt den anſchlag, wenn 1) bruͤder unter ſich ſelbſt ire vaͤterliche und ſtamm- guͤter teilen wollen; oder 2) wenn ein gut an einen nahen anverwandten aus fuͤrſehung der vorfaren gelanget und zufaͤllet ꝛc. in welchen faͤllen die ab- nuzungs-ſumme mit 5 von hundert zum capital ge- rechnet wird.
Die dritte claſſe begreifet den anſchlag, wenn guͤter wegen eines entſtandenen concurſes zu ſchaͤ- zen ſind, auch der witben und den kindern das muͤt- terliche verſtattet werden ſoll. Jn diſem falle wird der anſchlag auf 4 von hundert geſezet. Es ſind auch ſodann alle und iede bei einer ſchaͤzung vorfal-
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aͤmter, guͤter, zehnten, u. gerechtigkeiten.
§ 3303
Der entwurf eines allgemeinen anſchlages kan
wohl in fuͤnf teile, und ieder derſelben wieder in
gewiſſe claſſen abgeteilet werden, wie ſolches
ſich aus dem projecte des codicis Fridericiani
Marchici erbricht, vermoͤge deſſen in der erſten ab-
teilung der unterſchid der anſchlaͤge nach dreien claſ-
ſen geſezet wird, und zwar iſt nach der erſten claſ-
ſe zu bemerken, wenn guͤter zu ſchaͤzen ſind, da
bruͤder und ſchweſtern aus einander geſezet und
den leztern der brautſchaz ausgeworfen werden
muß. Hirbei werden 1) diejenigen ſtuͤcke, welche
keinen nuzen bringen, ganz gering, oder gar nicht,
angeſchlagen, damit man dadurch der erhaltung
des geſchlechtes zu ſtatten komme. 2) Muͤſſen die
einkuͤnfte der guͤter mit 6 von hundert zum capitale
gerechnet werden, immaßen ſelbige vilen ungluͤcks-
faͤllen unterworfen ſind, welche nach der uͤbergabe
auf die bruͤder allein fallen, 3) das wonhaus und
die jagten ſollen ganz leidlich, die ſumme von hof-
lagen-gerichtbarkeit, und patronat-rechte, wie ein
todtes capital angeſehen, und bloß dem namen nach
dem anſchlage einverleibet werden.
der entwurf
eines allge-
meinen an-
ſchlages.
Die andre claſſe enthaͤlt den anſchlag, wenn
1) bruͤder unter ſich ſelbſt ire vaͤterliche und ſtamm-
guͤter teilen wollen; oder 2) wenn ein gut an einen
nahen anverwandten aus fuͤrſehung der vorfaren
gelanget und zufaͤllet ꝛc. in welchen faͤllen die ab-
nuzungs-ſumme mit 5 von hundert zum capital ge-
rechnet wird.
Die dritte claſſe begreifet den anſchlag, wenn
guͤter wegen eines entſtandenen concurſes zu ſchaͤ-
zen ſind, auch der witben und den kindern das muͤt-
terliche verſtattet werden ſoll. Jn diſem falle wird
der anſchlag auf 4 von hundert geſezet. Es ſind
auch ſodann alle und iede bei einer ſchaͤzung vorfal-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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