Sihe das bedenken von der grafen von Witgenstein prätension auf Sain, 1744 fol. Außerdem ergi- bet sich aus dem wahrhaften gegenberichte, daß die Reichs-grafschaft Sain mit nichten ein Kur-Pfäl- zisches lehn sei? fol. und zwar den beilagen s. 28, daß gedachter graf Johann von Sain seinen bru- der Engelbert nach beschehener teilung mit den gü- tern belehnet habe.
Hundert und drittes haubtstück von dem älterlichen anschlage der güter.
§ 3319
Unter bürgern und bauern, auch adelichen ist eswie der an- schlag bei den bürgern und bauern be- schihet? sehr gemein, daß sie einem irer kinder die gü- ter anschlagen (§ 756-758 § 782 § 1337) und den übrigen kindern eine summe auswerfen, womit dise abgeleget, folglich ganz abgefunden werden. Dises geschihet bei bürger- und bauer-gütern zum vorteile desjenigen kindes, welches die ältern am liebsten haben, und meistens um ein geringes gelt, wo zumal die güter nicht dürfen verteilet werden. Beim anschlage bleibet auch meistenteils schif und geschirr, nicht minder das vih, welches iedoch nicht vermutet wird. Ob aber, wenn ein bruder z. e. die güter annimt, und den andern gelt heraus gi- bet, dises eine teilung sei? allerdings ist die ant- wort, wo von dem falle die rede ist, da keine ab- findung, sondern eine völlige befridigung beschihet, wie unter den bürgern und bauern. Hergegen bei dem hohen und nidern adel ist die abfindung nur eine einstweilige unterhaltung, biß etwa der ledige anfall eintritt. Bei dem bürger oder bauer wird das, was das übrige geschwister heraus bekömmt, für das pflichtteil geachtet; davon aber die stamm-
und
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CIII haubtſt. von dem aͤlterlichen ꝛc.
Sihe das bedenken von der grafen von Witgenſtein praͤtenſion auf Sain, 1744 fol. Außerdem ergi- bet ſich aus dem wahrhaften gegenberichte, daß die Reichs-grafſchaft Sain mit nichten ein Kur-Pfaͤl- ziſches lehn ſei? fol. und zwar den beilagen ſ. 28, daß gedachter graf Johann von Sain ſeinen bru- der Engelbert nach beſchehener teilung mit den guͤ- tern belehnet habe.
Hundert und drittes haubtſtuͤck von dem aͤlterlichen anſchlage der guͤter.
§ 3319
Unter buͤrgern und bauern, auch adelichen iſt eswie der an- ſchlag bei den buͤrgern und bauern be- ſchihet? ſehr gemein, daß ſie einem irer kinder die guͤ- ter anſchlagen (§ 756-758 § 782 § 1337) und den uͤbrigen kindern eine ſumme auswerfen, womit diſe abgeleget, folglich ganz abgefunden werden. Diſes geſchihet bei buͤrger- und bauer-guͤtern zum vorteile desjenigen kindes, welches die aͤltern am liebſten haben, und meiſtens um ein geringes gelt, wo zumal die guͤter nicht duͤrfen verteilet werden. Beim anſchlage bleibet auch meiſtenteils ſchif und geſchirr, nicht minder das vih, welches iedoch nicht vermutet wird. Ob aber, wenn ein bruder z. e. die guͤter annimt, und den andern gelt heraus gi- bet, diſes eine teilung ſei? allerdings iſt die ant- wort, wo von dem falle die rede iſt, da keine ab- findung, ſondern eine voͤllige befridigung beſchihet, wie unter den buͤrgern und bauern. Hergegen bei dem hohen und nidern adel iſt die abfindung nur eine einſtweilige unterhaltung, biß etwa der ledige anfall eintritt. Bei dem buͤrger oder bauer wird das, was das uͤbrige geſchwiſter heraus bekoͤmmt, fuͤr das pflichtteil geachtet; davon aber die ſtamm-
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CIII haubtſt. von dem aͤlterlichen ꝛc.
Sihe das bedenken von der grafen von Witgenſtein
praͤtenſion auf Sain, 1744 fol. Außerdem ergi-
bet ſich aus dem wahrhaften gegenberichte, daß die
Reichs-grafſchaft Sain mit nichten ein Kur-Pfaͤl-
ziſches lehn ſei? fol. und zwar den beilagen ſ. 28,
daß gedachter graf Johann von Sain ſeinen bru-
der Engelbert nach beſchehener teilung mit den guͤ-
tern belehnet habe.
Hundert und drittes haubtſtuͤck
von dem aͤlterlichen anſchlage der guͤter.
§ 3319
Unter buͤrgern und bauern, auch adelichen iſt es
ſehr gemein, daß ſie einem irer kinder die guͤ-
ter anſchlagen (§ 756-758 § 782 § 1337) und den
uͤbrigen kindern eine ſumme auswerfen, womit
diſe abgeleget, folglich ganz abgefunden werden.
Diſes geſchihet bei buͤrger- und bauer-guͤtern zum
vorteile desjenigen kindes, welches die aͤltern am
liebſten haben, und meiſtens um ein geringes gelt,
wo zumal die guͤter nicht duͤrfen verteilet werden.
Beim anſchlage bleibet auch meiſtenteils ſchif und
geſchirr, nicht minder das vih, welches iedoch nicht
vermutet wird. Ob aber, wenn ein bruder z. e.
die guͤter annimt, und den andern gelt heraus gi-
bet, diſes eine teilung ſei? allerdings iſt die ant-
wort, wo von dem falle die rede iſt, da keine ab-
findung, ſondern eine voͤllige befridigung beſchihet,
wie unter den buͤrgern und bauern. Hergegen bei
dem hohen und nidern adel iſt die abfindung nur
eine einſtweilige unterhaltung, biß etwa der ledige
anfall eintritt. Bei dem buͤrger oder bauer wird
das, was das uͤbrige geſchwiſter heraus bekoͤmmt,
fuͤr das pflichtteil geachtet; davon aber die ſtamm-
und
wie der an-
ſchlag bei den
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bauern be-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/279>, abgerufen am 22.11.2024.
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