digen heiset. Geschihet nun solches vom richter, bei rechtsstreiten, oder bei den Reichsständen bei- der religionen, wird es die güte (amicabilis com- positio) genennet, gestalt dann die richter im jüng- sten reichs-abschide angewisen werden, auf alle art und weise die güte und den vergleich unter den par- teien zu suchen. Daher beim hofgerichte zu Jena iederzeit die commission zur güte einem beisizer vor- her erteilet wird. Es gibet auch rechtliche beistän- de zur güte und zum rechte.
§ 3557
was die güte in den gerich- ten ist?
Die güte in den gerichten ist eine bemühung des richters in diser dunkeln sache die beschwerlichkeiten des processes durch eine schickliche auskunft zu ver- meiden.
§ 3558
was die güte unter den Reichsstän- den heißet?
Unter den Reichsständen, auch andern die in keinen proceß verwickelt sind, beider religionen, ist sie ein freundschaftliches nachgeben, in einem strei- tigen puncte. Also rücketen die Römisch-katholi- schen wegen des entscheide-jares von 1630 bis auf das 1624te, und die evangelischen, vom jare 1618 bis aufs 1624te. Der Kilische ehemalige rechtslehrer Bernhart Schulzde amicabili compositione, Kil 1618, 4, Ferd. Christ. Harpprechtde iudiciali transactione, herr H. R. Heimburgde transactione iudiciali inuita,Christian Thomasiusde amica- bili compositione etc. und dessen widerleger herr prof. Paull Wilhelm Schmidde officio iudicis de amicabili litium compositione, 1747, 4t, herr H. R. Ferd. Wilh. Brandde amicabili litium compositione,Joh. Christ. Zinkde amicabili com- positione 1714, 4.
§ 3559
was rachtung bedeutet?
Wenn ein guter freund andre vergleichet, wird dieses eine rachtung genennet, Cäsars neues for-
mular
XVIII haubtſtuͤck von der guͤte, den
digen heiſet. Geſchihet nun ſolches vom richter, bei rechtsſtreiten, oder bei den Reichsſtaͤnden bei- der religionen, wird es die guͤte (amicabilis com- poſitio) genennet, geſtalt dann die richter im juͤng- ſten reichs-abſchide angewiſen werden, auf alle art und weiſe die guͤte und den vergleich unter den par- teien zu ſuchen. Daher beim hofgerichte zu Jena iederzeit die commiſſion zur guͤte einem beiſizer vor- her erteilet wird. Es gibet auch rechtliche beiſtaͤn- de zur guͤte und zum rechte.
§ 3557
was die guͤte in den gerich- ten iſt?
Die guͤte in den gerichten iſt eine bemuͤhung des richters in diſer dunkeln ſache die beſchwerlichkeiten des proceſſes durch eine ſchickliche auskunft zu ver- meiden.
§ 3558
was die guͤte unter den Reichsſtaͤn- den heißet?
Unter den Reichsſtaͤnden, auch andern die in keinen proceß verwickelt ſind, beider religionen, iſt ſie ein freundſchaftliches nachgeben, in einem ſtrei- tigen puncte. Alſo ruͤcketen die Roͤmiſch-katholi- ſchen wegen des entſcheide-jares von 1630 bis auf das 1624te, und die evangeliſchen, vom jare 1618 bis aufs 1624te. Der Kiliſche ehemalige rechtslehrer Bernhart Schulzde amicabili compoſitione, Kil 1618, 4, Ferd. Chriſt. Harpprechtde iudiciali transactione, herr H. R. Heimburgde transactione iudiciali inuita,Chriſtian Thomaſiusde amica- bili compoſitione ꝛc. und deſſen widerleger herr prof. Paull Wilhelm Schmidde officio iudicis de amicabili litium compoſitione, 1747, 4t, herr H. R. Ferd. Wilh. Brandde amicabili litium compoſitione,Joh. Chriſt. Zinkde amicabili com- poſitione 1714, 4.
§ 3559
was rachtung bedeutet?
Wenn ein guter freund andre vergleichet, wird dieſes eine rachtung genennet, Caͤſars neues for-
mular
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0362"n="314"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XVIII</hi> haubtſtuͤck von der guͤte, den</hi></fw><lb/>
digen heiſet. Geſchihet nun ſolches vom richter,<lb/>
bei rechtsſtreiten, oder bei den Reichsſtaͤnden bei-<lb/>
der religionen, wird es die guͤte (amicabilis com-<lb/>
poſitio) genennet, geſtalt dann die richter im juͤng-<lb/>ſten reichs-abſchide angewiſen werden, auf alle art<lb/>
und weiſe die guͤte und den vergleich unter den par-<lb/>
teien zu ſuchen. Daher beim hofgerichte zu Jena<lb/>
iederzeit die commiſſion zur guͤte einem beiſizer vor-<lb/>
her erteilet wird. Es gibet auch rechtliche beiſtaͤn-<lb/>
de zur guͤte und zum rechte.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 3557</head><lb/><noteplace="left">was die guͤte<lb/>
in den gerich-<lb/>
ten iſt?</note><p>Die guͤte in den gerichten iſt eine bemuͤhung des<lb/>
richters in diſer dunkeln ſache die beſchwerlichkeiten<lb/>
des proceſſes durch eine ſchickliche auskunft zu ver-<lb/>
meiden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 3558</head><lb/><noteplace="left">was die guͤte<lb/>
unter den<lb/>
Reichsſtaͤn-<lb/>
den heißet?</note><p>Unter den Reichsſtaͤnden, auch andern die in<lb/>
keinen proceß verwickelt ſind, beider religionen, iſt<lb/>ſie ein freundſchaftliches nachgeben, in einem ſtrei-<lb/>
tigen puncte. Alſo ruͤcketen die Roͤmiſch-katholi-<lb/>ſchen wegen des entſcheide-jares von 1630 bis auf das<lb/>
1624te, und die evangeliſchen, vom jare 1618 bis<lb/>
aufs 1624te. Der Kiliſche ehemalige rechtslehrer<lb/><hirendition="#fr">Bernhart Schulz</hi><hirendition="#aq">de amicabili compoſitione,</hi><lb/>
Kil 1618, 4, <hirendition="#fr">Ferd. Chriſt. Harpprecht</hi><hirendition="#aq">de iudiciali<lb/>
transactione,</hi> herr H. R. <hirendition="#fr">Heimburg</hi><hirendition="#aq">de transactione<lb/>
iudiciali inuita,</hi><hirendition="#fr">Chriſtian Thomaſius</hi><hirendition="#aq">de amica-<lb/>
bili compoſitione</hi>ꝛc. und deſſen widerleger herr<lb/>
prof. <hirendition="#fr">Paull Wilhelm Schmid</hi><hirendition="#aq">de officio iudicis<lb/>
de amicabili litium compoſitione,</hi> 1747, 4t, herr<lb/>
H. R. <hirendition="#fr">Ferd. Wilh. Brand</hi><hirendition="#aq">de amicabili litium<lb/>
compoſitione,</hi><hirendition="#fr">Joh. Chriſt. Zink</hi><hirendition="#aq">de amicabili com-<lb/>
poſitione</hi> 1714, 4.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 3559</head><lb/><noteplace="left">was rachtung<lb/>
bedeutet?</note><p>Wenn ein guter freund andre vergleichet, wird<lb/>
dieſes eine <hirendition="#fr">rachtung</hi> genennet, <hirendition="#fr">Caͤſars</hi> neues for-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mular</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[314/0362]
XVIII haubtſtuͤck von der guͤte, den
digen heiſet. Geſchihet nun ſolches vom richter,
bei rechtsſtreiten, oder bei den Reichsſtaͤnden bei-
der religionen, wird es die guͤte (amicabilis com-
poſitio) genennet, geſtalt dann die richter im juͤng-
ſten reichs-abſchide angewiſen werden, auf alle art
und weiſe die guͤte und den vergleich unter den par-
teien zu ſuchen. Daher beim hofgerichte zu Jena
iederzeit die commiſſion zur guͤte einem beiſizer vor-
her erteilet wird. Es gibet auch rechtliche beiſtaͤn-
de zur guͤte und zum rechte.
§ 3557
Die guͤte in den gerichten iſt eine bemuͤhung des
richters in diſer dunkeln ſache die beſchwerlichkeiten
des proceſſes durch eine ſchickliche auskunft zu ver-
meiden.
§ 3558
Unter den Reichsſtaͤnden, auch andern die in
keinen proceß verwickelt ſind, beider religionen, iſt
ſie ein freundſchaftliches nachgeben, in einem ſtrei-
tigen puncte. Alſo ruͤcketen die Roͤmiſch-katholi-
ſchen wegen des entſcheide-jares von 1630 bis auf das
1624te, und die evangeliſchen, vom jare 1618 bis
aufs 1624te. Der Kiliſche ehemalige rechtslehrer
Bernhart Schulz de amicabili compoſitione,
Kil 1618, 4, Ferd. Chriſt. Harpprecht de iudiciali
transactione, herr H. R. Heimburg de transactione
iudiciali inuita, Chriſtian Thomaſius de amica-
bili compoſitione ꝛc. und deſſen widerleger herr
prof. Paull Wilhelm Schmid de officio iudicis
de amicabili litium compoſitione, 1747, 4t, herr
H. R. Ferd. Wilh. Brand de amicabili litium
compoſitione, Joh. Chriſt. Zink de amicabili com-
poſitione 1714, 4.
§ 3559
Wenn ein guter freund andre vergleichet, wird
dieſes eine rachtung genennet, Caͤſars neues for-
mular
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/362>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.