Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
XX haubtstück
§ 3569
welche spile
erlaubet,

Hingegen werden ehren-spile, und welche zur
tugend anleiten, oder den verstand schärfen, verstat-
tet. Auch müssen dise spil-gelter, als schenk-gelter
bezalet werden, iedoch in der mase: auf dem spile
gilt alles, das ist: bei den jüden, bettel-leuten
und spilern kan man sein gelt allezeit vor voll an-
bringen.

§ 3570
und welche
zu verbiten
sind?

Von dem hazard-spilen heißet es: es spilen sich
eher zehn arm, als einer reich, Hert am a. o.
lib. I paroem. XXVI. Disemnach hat die policei
dahin zu wachen, daß die hazard-spile weder in
öffentlichen, noch privat-häusern zugelassen wer-
den, immasen sie zum müssiggange, auch zur ar-
mut der untertanen, schwelgerei, zum balgen anlas
geben. Ein glücks-spiler treibet nur betrügereien,
und bedinet sich dabei der taschen-spiler-künste,
weshalber sie nicht zu dulten, sondern mit nam-
hafter strafe zu belegen sind; wie dann, inhalts
der angezogenen F. H. Casselischen verordnung,
sotane hazard-spile unter confiscation des spil-gel-
tes, auch gewinstes bei 100 rtlr. strafe und doppelt
so vil auf iedesmaligen wiederbetretungsfall, verbo-
ten worden sind, welche strafe auch die gasthalter
und andre wirte, nicht minder die bir-wein-caffe-
schenken, welche dergleichen spile in iren häusern
dulten und nicht verweren, erlegen, imgleichen die-
jenigen verbrecher, welche nach erlittener gelt-strafe
sich nicht bessern, allenfalls mit dem zuchthause,
oder am leibe gestrafet werden sollen. Außerdem
sollen nicht allein diejenigen, welche andern zu den
berürten und dergleichen gewinnsüchtigen spilen
wissentlich gelt vorleihen, sondern auch diejenigen,
welche gewonnene spil-gelter zu fodern haben, der-
felben verlustig seyn, mithin in beiden fällen solche
dem zuchthause zu teil werden.

§ 3571
XX haubtſtuͤck
§ 3569
welche ſpile
erlaubet,

Hingegen werden ehren-ſpile, und welche zur
tugend anleiten, oder den verſtand ſchaͤrfen, verſtat-
tet. Auch muͤſſen diſe ſpil-gelter, als ſchenk-gelter
bezalet werden, iedoch in der maſe: auf dem ſpile
gilt alles, das iſt: bei den juͤden, bettel-leuten
und ſpilern kan man ſein gelt allezeit vor voll an-
bringen.

§ 3570
und welche
zu verbiten
ſind?

Von dem hazard-ſpilen heißet es: es ſpilen ſich
eher zehn arm, als einer reich, Hert am a. o.
lib. I paroem. XXVI. Diſemnach hat die policei
dahin zu wachen, daß die hazard-ſpile weder in
oͤffentlichen, noch privat-haͤuſern zugelaſſen wer-
den, immaſen ſie zum muͤſſiggange, auch zur ar-
mut der untertanen, ſchwelgerei, zum balgen anlas
geben. Ein gluͤcks-ſpiler treibet nur betruͤgereien,
und bedinet ſich dabei der taſchen-ſpiler-kuͤnſte,
weshalber ſie nicht zu dulten, ſondern mit nam-
hafter ſtrafe zu belegen ſind; wie dann, inhalts
der angezogenen F. H. Caſſeliſchen verordnung,
ſotane hazard-ſpile unter confiſcation des ſpil-gel-
tes, auch gewinſtes bei 100 rtlr. ſtrafe und doppelt
ſo vil auf iedesmaligen wiederbetretungsfall, verbo-
ten worden ſind, welche ſtrafe auch die gaſthalter
und andre wirte, nicht minder die bir-wein-caffe-
ſchenken, welche dergleichen ſpile in iren haͤuſern
dulten und nicht verweren, erlegen, imgleichen die-
jenigen verbrecher, welche nach erlittener gelt-ſtrafe
ſich nicht beſſern, allenfalls mit dem zuchthauſe,
oder am leibe geſtrafet werden ſollen. Außerdem
ſollen nicht allein diejenigen, welche andern zu den
beruͤrten und dergleichen gewinnſuͤchtigen ſpilen
wiſſentlich gelt vorleihen, ſondern auch diejenigen,
welche gewonnene ſpil-gelter zu fodern haben, der-
felben verluſtig ſeyn, mithin in beiden faͤllen ſolche
dem zuchthauſe zu teil werden.

§ 3571
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0366" n="318"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XX</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3569</head><lb/>
            <note place="left">welche &#x017F;pile<lb/>
erlaubet,</note>
            <p>Hingegen werden ehren-&#x017F;pile, und welche zur<lb/>
tugend anleiten, oder den ver&#x017F;tand &#x017F;cha&#x0364;rfen, ver&#x017F;tat-<lb/>
tet. Auch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en di&#x017F;e &#x017F;pil-gelter, als &#x017F;chenk-gelter<lb/>
bezalet werden, iedoch in der ma&#x017F;e: auf dem &#x017F;pile<lb/>
gilt alles, das i&#x017F;t: bei den ju&#x0364;den, bettel-leuten<lb/>
und &#x017F;pilern kan man &#x017F;ein gelt allezeit vor voll an-<lb/>
bringen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3570</head><lb/>
            <note place="left">und welche<lb/>
zu verbiten<lb/>
&#x017F;ind?</note>
            <p>Von dem hazard-&#x017F;pilen heißet es: es &#x017F;pilen &#x017F;ich<lb/>
eher zehn arm, als einer reich, <hi rendition="#fr">Hert</hi> am a. o.<lb/><hi rendition="#aq">lib. I paroem. XXVI.</hi> Di&#x017F;emnach hat die policei<lb/>
dahin zu wachen, daß die hazard-&#x017F;pile weder in<lb/>
o&#x0364;ffentlichen, noch privat-ha&#x0364;u&#x017F;ern zugela&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den, imma&#x017F;en &#x017F;ie zum mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggange, auch zur ar-<lb/>
mut der untertanen, &#x017F;chwelgerei, zum balgen anlas<lb/>
geben. Ein glu&#x0364;cks-&#x017F;piler treibet nur betru&#x0364;gereien,<lb/>
und bedinet &#x017F;ich dabei der ta&#x017F;chen-&#x017F;piler-ku&#x0364;n&#x017F;te,<lb/>
weshalber &#x017F;ie nicht zu dulten, &#x017F;ondern mit nam-<lb/>
hafter &#x017F;trafe zu belegen &#x017F;ind; wie dann, inhalts<lb/>
der angezogenen F. H. Ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;chen verordnung,<lb/>
&#x017F;otane hazard-&#x017F;pile unter confi&#x017F;cation des &#x017F;pil-gel-<lb/>
tes, auch gewin&#x017F;tes bei 100 rtlr. &#x017F;trafe und doppelt<lb/>
&#x017F;o vil auf iedesmaligen wiederbetretungsfall, verbo-<lb/>
ten worden &#x017F;ind, welche &#x017F;trafe auch die ga&#x017F;thalter<lb/>
und andre wirte, nicht minder die bir-wein-caffe-<lb/>
&#x017F;chenken, welche dergleichen &#x017F;pile in iren ha&#x0364;u&#x017F;ern<lb/>
dulten und nicht verweren, erlegen, imgleichen die-<lb/>
jenigen verbrecher, welche nach erlittener gelt-&#x017F;trafe<lb/>
&#x017F;ich nicht be&#x017F;&#x017F;ern, allenfalls mit dem zuchthau&#x017F;e,<lb/>
oder am leibe ge&#x017F;trafet werden &#x017F;ollen. Außerdem<lb/>
&#x017F;ollen nicht allein diejenigen, welche andern zu den<lb/>
beru&#x0364;rten und dergleichen gewinn&#x017F;u&#x0364;chtigen &#x017F;pilen<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;entlich gelt vorleihen, &#x017F;ondern auch diejenigen,<lb/>
welche gewonnene &#x017F;pil-gelter zu fodern haben, der-<lb/>
felben verlu&#x017F;tig &#x017F;eyn, mithin in beiden fa&#x0364;llen &#x017F;olche<lb/>
dem zuchthau&#x017F;e zu teil werden.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§ 3571</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[318/0366] XX haubtſtuͤck § 3569 Hingegen werden ehren-ſpile, und welche zur tugend anleiten, oder den verſtand ſchaͤrfen, verſtat- tet. Auch muͤſſen diſe ſpil-gelter, als ſchenk-gelter bezalet werden, iedoch in der maſe: auf dem ſpile gilt alles, das iſt: bei den juͤden, bettel-leuten und ſpilern kan man ſein gelt allezeit vor voll an- bringen. § 3570 Von dem hazard-ſpilen heißet es: es ſpilen ſich eher zehn arm, als einer reich, Hert am a. o. lib. I paroem. XXVI. Diſemnach hat die policei dahin zu wachen, daß die hazard-ſpile weder in oͤffentlichen, noch privat-haͤuſern zugelaſſen wer- den, immaſen ſie zum muͤſſiggange, auch zur ar- mut der untertanen, ſchwelgerei, zum balgen anlas geben. Ein gluͤcks-ſpiler treibet nur betruͤgereien, und bedinet ſich dabei der taſchen-ſpiler-kuͤnſte, weshalber ſie nicht zu dulten, ſondern mit nam- hafter ſtrafe zu belegen ſind; wie dann, inhalts der angezogenen F. H. Caſſeliſchen verordnung, ſotane hazard-ſpile unter confiſcation des ſpil-gel- tes, auch gewinſtes bei 100 rtlr. ſtrafe und doppelt ſo vil auf iedesmaligen wiederbetretungsfall, verbo- ten worden ſind, welche ſtrafe auch die gaſthalter und andre wirte, nicht minder die bir-wein-caffe- ſchenken, welche dergleichen ſpile in iren haͤuſern dulten und nicht verweren, erlegen, imgleichen die- jenigen verbrecher, welche nach erlittener gelt-ſtrafe ſich nicht beſſern, allenfalls mit dem zuchthauſe, oder am leibe geſtrafet werden ſollen. Außerdem ſollen nicht allein diejenigen, welche andern zu den beruͤrten und dergleichen gewinnſuͤchtigen ſpilen wiſſentlich gelt vorleihen, ſondern auch diejenigen, welche gewonnene ſpil-gelter zu fodern haben, der- felben verluſtig ſeyn, mithin in beiden faͤllen ſolche dem zuchthauſe zu teil werden. § 3571

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/366
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/366>, abgerufen am 22.11.2024.