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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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XX haubtstück
tersaget, worunter iedoch die spile zum zeitvertreib,
oder etwa um gar geringes gelt nicht begriffen sind.
Jndessen soll das im spile verlorne wieder erstattet,
und die deßfalls ausgestellten wechsel benebst an-
dern schuld-verschreibungen vernichtiget werden.

§ 3574
ein besonderer
fall vom be-
trügerischen
spilen.

Mir kam folgender fall zur entscheidung vor.
Ein fremder machete eine bank von 100 ducaten
auf würfel. Dreie macheten sich an ihn, stelleten
sich aber, als ob sie einander nicht kenneten. Der
hausherr bekam zuvörderst von disen einen caroli-
ner in die hölle. Auf den boden wurden karten
zerstreuet, daraus der hausherr die drei spiler still-
schweigend unterrichtete, wohin der spil-tisch sich
unvermerkt neigete. Der bankhalter wuste dises
nicht. Die würfel filen aus dem becher immer
nach der sinkenden seite des tisches. Jedoch konnte
der, welcher es nicht wuste, sich kaum vorbilden.
Man lise anfänglich den bankhalter gewinnen.
Einer seiner mitspiler stellete sich, als ob er die
schnupftobacksbüchse auf den tisch fallen liße. Der
besizer des spil-plazes muste demnach den tisch rei-
nigen. Diser hatte den fettlappen mit einer fet-
tigten materie bestrichen, folglich wurde der spil-
tisch unvermerket etwas schmirig. Nun aber filen
die würfel jederzeit wider den bankhalter.

§ 3575
die einteilun-
gen der spile
bei den Teut-
schen,

Die spile der Teutschen teilen sich entweder in
öffentliche, oder privatspile. Zu jenen zälet man:
I) die fechterspile, II) schauspile, und teilet diese in
erlaubte und verbotene.

§ 3576
in kinder-

Die privat-spile sind entweder kinder- oder der
erwachsenen spile. Dise teilen sich in kunst- oder
gemischte spile.

§ 3577

XX haubtſtuͤck
terſaget, worunter iedoch die ſpile zum zeitvertreib,
oder etwa um gar geringes gelt nicht begriffen ſind.
Jndeſſen ſoll das im ſpile verlorne wieder erſtattet,
und die deßfalls ausgeſtellten wechſel benebſt an-
dern ſchuld-verſchreibungen vernichtiget werden.

§ 3574
ein beſonderer
fall vom be-
truͤgeriſchen
ſpilen.

Mir kam folgender fall zur entſcheidung vor.
Ein fremder machete eine bank von 100 ducaten
auf wuͤrfel. Dreie macheten ſich an ihn, ſtelleten
ſich aber, als ob ſie einander nicht kenneten. Der
hausherr bekam zuvoͤrderſt von diſen einen caroli-
ner in die hoͤlle. Auf den boden wurden karten
zerſtreuet, daraus der hausherr die drei ſpiler ſtill-
ſchweigend unterrichtete, wohin der ſpil-tiſch ſich
unvermerkt neigete. Der bankhalter wuſte diſes
nicht. Die wuͤrfel filen aus dem becher immer
nach der ſinkenden ſeite des tiſches. Jedoch konnte
der, welcher es nicht wuſte, ſich kaum vorbilden.
Man liſe anfaͤnglich den bankhalter gewinnen.
Einer ſeiner mitſpiler ſtellete ſich, als ob er die
ſchnupftobacksbuͤchſe auf den tiſch fallen liße. Der
beſizer des ſpil-plazes muſte demnach den tiſch rei-
nigen. Diſer hatte den fettlappen mit einer fet-
tigten materie beſtrichen, folglich wurde der ſpil-
tiſch unvermerket etwas ſchmirig. Nun aber filen
die wuͤrfel jederzeit wider den bankhalter.

§ 3575
die einteilun-
gen der ſpile
bei den Teut-
ſchen,

Die ſpile der Teutſchen teilen ſich entweder in
oͤffentliche, oder privatſpile. Zu jenen zaͤlet man:
I) die fechterſpile, II) ſchauſpile, und teilet dieſe in
erlaubte und verbotene.

§ 3576
in kinder-

Die privat-ſpile ſind entweder kinder- oder der
erwachſenen ſpile. Diſe teilen ſich in kunſt- oder
gemiſchte ſpile.

§ 3577
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[320/0368] XX haubtſtuͤck terſaget, worunter iedoch die ſpile zum zeitvertreib, oder etwa um gar geringes gelt nicht begriffen ſind. Jndeſſen ſoll das im ſpile verlorne wieder erſtattet, und die deßfalls ausgeſtellten wechſel benebſt an- dern ſchuld-verſchreibungen vernichtiget werden. § 3574 Mir kam folgender fall zur entſcheidung vor. Ein fremder machete eine bank von 100 ducaten auf wuͤrfel. Dreie macheten ſich an ihn, ſtelleten ſich aber, als ob ſie einander nicht kenneten. Der hausherr bekam zuvoͤrderſt von diſen einen caroli- ner in die hoͤlle. Auf den boden wurden karten zerſtreuet, daraus der hausherr die drei ſpiler ſtill- ſchweigend unterrichtete, wohin der ſpil-tiſch ſich unvermerkt neigete. Der bankhalter wuſte diſes nicht. Die wuͤrfel filen aus dem becher immer nach der ſinkenden ſeite des tiſches. Jedoch konnte der, welcher es nicht wuſte, ſich kaum vorbilden. Man liſe anfaͤnglich den bankhalter gewinnen. Einer ſeiner mitſpiler ſtellete ſich, als ob er die ſchnupftobacksbuͤchſe auf den tiſch fallen liße. Der beſizer des ſpil-plazes muſte demnach den tiſch rei- nigen. Diſer hatte den fettlappen mit einer fet- tigten materie beſtrichen, folglich wurde der ſpil- tiſch unvermerket etwas ſchmirig. Nun aber filen die wuͤrfel jederzeit wider den bankhalter. § 3575 Die ſpile der Teutſchen teilen ſich entweder in oͤffentliche, oder privatſpile. Zu jenen zaͤlet man: I) die fechterſpile, II) ſchauſpile, und teilet dieſe in erlaubte und verbotene. § 3576 Die privat-ſpile ſind entweder kinder- oder der erwachſenen ſpile. Diſe teilen ſich in kunſt- oder gemiſchte ſpile. § 3577

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/368>, abgerufen am 22.11.2024.