Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

XXI haubtst. von den fürbildern
wurden. Die Lütticher haben die main-plevie,
jus manus plicatä. Die huven- oder hauben-bandes-
gerechtigkeit ist ein zeichen von dem, was die witbe
im Holsteinischen zu empfahen hat. Der nast-eid
der weiber ist vom nestel, als dem zeichen also beni-
met. Das decke-beschlagen stehet im lehnbrife des
Hessischen erbkämmerers von Berlepsch. Der
klauer-taler hat den klauer, einen reit-ochsen, zum
fürbilde.

§ 3613
die fürbilder
bei den über-
gaben,

Andalangus, oder das handlangen, handgeben
ist bekannt. Eine unbewegliche sache konnte sonder
eine leibliche handelung und bewegung nicht überge-
ben werden. Die scotation ist eine übergabe ver-
mittels eines erdschollens, oder rasens. Mit hand
und munde, auch zopfe und der brust beschahe die
übergebung und belenung. Die gläser mit weine
dabei als das so genannte herren-glas, das vasallen-
glas, und das glas: die quittung genannt, sind be-
stätigungen der belenung. Der tegen bei den
Reichs-thron-belenungen ist das zeichen der über-
gabe; die kerze ist beim öffentlichen verkaufe ein
fürbild.

§ 3614
bei den ge-
richten,

Der stab ist das zeichen des gehägeten und noch
fürwärenden gerichtes. Die zerbrechung eines
stabes bei der verurteilung eines missetäters zum
tode ist das fürbild des aufgehobenen gerichtes, und
daß er weiter kein recht zu hoffen habe. Die sta-
bung des eides bedeutet; daß er gerichtlich und kör-
perlich sey, diß auch die berürung des gerichts-stabes
vor einem in Wezlar am kammer-gerichte zu leisten-
den eides zu erkennen gibet.

§ 3615
die blutige
hand nimmt
kein erbe.

Die blutige hand nimmt kein erbe, Matthai par.
cap. VI
s. 183, das ist, wer einen andern, oder gar

den

XXI haubtſt. von den fuͤrbildern
wurden. Die Luͤtticher haben die main-plevie,
jus manus plicataͤ. Die huven- oder hauben-bandes-
gerechtigkeit iſt ein zeichen von dem, was die witbe
im Holſteiniſchen zu empfahen hat. Der naſt-eid
der weiber iſt vom neſtel, als dem zeichen alſo beni-
met. Das decke-beſchlagen ſtehet im lehnbrife des
Heſſiſchen erbkaͤmmerers von Berlepſch. Der
klauer-taler hat den klauer, einen reit-ochſen, zum
fuͤrbilde.

§ 3613
die fuͤrbilder
bei den uͤber-
gaben,

Andalangus, oder das handlangen, handgeben
iſt bekannt. Eine unbewegliche ſache konnte ſonder
eine leibliche handelung und bewegung nicht uͤberge-
ben werden. Die ſcotation iſt eine uͤbergabe ver-
mittels eines erdſchollens, oder raſens. Mit hand
und munde, auch zopfe und der bruſt beſchahe die
uͤbergebung und belenung. Die glaͤſer mit weine
dabei als das ſo genannte herren-glas, das vaſallen-
glas, und das glas: die quittung genannt, ſind be-
ſtaͤtigungen der belenung. Der tegen bei den
Reichs-thron-belenungen iſt das zeichen der uͤber-
gabe; die kerze iſt beim oͤffentlichen verkaufe ein
fuͤrbild.

§ 3614
bei den ge-
richten,

Der ſtab iſt das zeichen des gehaͤgeten und noch
fuͤrwaͤrenden gerichtes. Die zerbrechung eines
ſtabes bei der verurteilung eines miſſetaͤters zum
tode iſt das fuͤrbild des aufgehobenen gerichtes, und
daß er weiter kein recht zu hoffen habe. Die ſta-
bung des eides bedeutet; daß er gerichtlich und koͤr-
perlich ſey, diß auch die beruͤrung des gerichts-ſtabes
vor einem in Wezlar am kammer-gerichte zu leiſten-
den eides zu erkennen gibet.

§ 3615
die blutige
hand nimmt
kein erbe.

Die blutige hand nimmt kein erbe, Matthai par.
cap. VI
ſ. 183, das iſt, wer einen andern, oder gar

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0380" n="332"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXI</hi> haubt&#x017F;t. von den fu&#x0364;rbildern</hi></fw><lb/>
wurden. Die Lu&#x0364;tticher haben die main-plevie,<lb/>
jus manus plicata&#x0364;. Die huven- oder hauben-bandes-<lb/>
gerechtigkeit i&#x017F;t ein zeichen von dem, was die witbe<lb/>
im Hol&#x017F;teini&#x017F;chen zu empfahen hat. Der <hi rendition="#fr">na&#x017F;t-eid</hi><lb/>
der weiber i&#x017F;t vom ne&#x017F;tel, als dem zeichen al&#x017F;o beni-<lb/>
met. Das decke-be&#x017F;chlagen &#x017F;tehet im lehnbrife des<lb/>
He&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen erbka&#x0364;mmerers von Berlep&#x017F;ch. Der<lb/>
klauer-taler hat den klauer, einen reit-och&#x017F;en, zum<lb/>
fu&#x0364;rbilde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3613</head><lb/>
            <note place="left">die fu&#x0364;rbilder<lb/>
bei den u&#x0364;ber-<lb/>
gaben,</note>
            <p><hi rendition="#fr">Andalangus,</hi> oder das handlangen, handgeben<lb/>
i&#x017F;t bekannt. Eine unbewegliche &#x017F;ache konnte &#x017F;onder<lb/>
eine leibliche handelung und bewegung nicht u&#x0364;berge-<lb/>
ben werden. Die <hi rendition="#fr">&#x017F;cotation</hi> i&#x017F;t eine u&#x0364;bergabe ver-<lb/>
mittels eines erd&#x017F;chollens, oder ra&#x017F;ens. Mit <hi rendition="#fr">hand</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">munde,</hi> auch zopfe und der bru&#x017F;t be&#x017F;chahe die<lb/>
u&#x0364;bergebung und belenung. Die gla&#x0364;&#x017F;er mit weine<lb/>
dabei als das &#x017F;o genannte herren-glas, das va&#x017F;allen-<lb/>
glas, und das glas: die quittung genannt, &#x017F;ind be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;tigungen der belenung. Der tegen bei den<lb/>
Reichs-thron-belenungen i&#x017F;t das zeichen der u&#x0364;ber-<lb/>
gabe; die kerze i&#x017F;t beim o&#x0364;ffentlichen verkaufe ein<lb/>
fu&#x0364;rbild.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3614</head><lb/>
            <note place="left">bei den ge-<lb/>
richten,</note>
            <p>Der &#x017F;tab i&#x017F;t das zeichen des geha&#x0364;geten und noch<lb/>
fu&#x0364;rwa&#x0364;renden gerichtes. Die zerbrechung eines<lb/>
&#x017F;tabes bei der verurteilung eines mi&#x017F;&#x017F;eta&#x0364;ters zum<lb/>
tode i&#x017F;t das fu&#x0364;rbild des aufgehobenen gerichtes, und<lb/>
daß er weiter kein recht zu hoffen habe. Die &#x017F;ta-<lb/>
bung des eides bedeutet; daß er gerichtlich und ko&#x0364;r-<lb/>
perlich &#x017F;ey, diß auch die beru&#x0364;rung des gerichts-&#x017F;tabes<lb/>
vor einem in Wezlar am kammer-gerichte zu lei&#x017F;ten-<lb/>
den eides zu erkennen gibet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3615</head><lb/>
            <note place="left">die blutige<lb/>
hand nimmt<lb/>
kein erbe.</note>
            <p>Die blutige hand nimmt kein erbe, <hi rendition="#fr">Matthai</hi> <hi rendition="#aq">par.<lb/>
cap. VI</hi> &#x017F;. 183, das i&#x017F;t, wer einen andern, oder gar<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0380] XXI haubtſt. von den fuͤrbildern wurden. Die Luͤtticher haben die main-plevie, jus manus plicataͤ. Die huven- oder hauben-bandes- gerechtigkeit iſt ein zeichen von dem, was die witbe im Holſteiniſchen zu empfahen hat. Der naſt-eid der weiber iſt vom neſtel, als dem zeichen alſo beni- met. Das decke-beſchlagen ſtehet im lehnbrife des Heſſiſchen erbkaͤmmerers von Berlepſch. Der klauer-taler hat den klauer, einen reit-ochſen, zum fuͤrbilde. § 3613 Andalangus, oder das handlangen, handgeben iſt bekannt. Eine unbewegliche ſache konnte ſonder eine leibliche handelung und bewegung nicht uͤberge- ben werden. Die ſcotation iſt eine uͤbergabe ver- mittels eines erdſchollens, oder raſens. Mit hand und munde, auch zopfe und der bruſt beſchahe die uͤbergebung und belenung. Die glaͤſer mit weine dabei als das ſo genannte herren-glas, das vaſallen- glas, und das glas: die quittung genannt, ſind be- ſtaͤtigungen der belenung. Der tegen bei den Reichs-thron-belenungen iſt das zeichen der uͤber- gabe; die kerze iſt beim oͤffentlichen verkaufe ein fuͤrbild. § 3614 Der ſtab iſt das zeichen des gehaͤgeten und noch fuͤrwaͤrenden gerichtes. Die zerbrechung eines ſtabes bei der verurteilung eines miſſetaͤters zum tode iſt das fuͤrbild des aufgehobenen gerichtes, und daß er weiter kein recht zu hoffen habe. Die ſta- bung des eides bedeutet; daß er gerichtlich und koͤr- perlich ſey, diß auch die beruͤrung des gerichts-ſtabes vor einem in Wezlar am kammer-gerichte zu leiſten- den eides zu erkennen gibet. § 3615 Die blutige hand nimmt kein erbe, Matthai par. cap. VI ſ. 183, das iſt, wer einen andern, oder gar den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/380
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/380>, abgerufen am 24.11.2024.