Der vorkauf der bürger bei waaren in den städten wird retractus emporii, propolium genen- net, handels-gerechtigkeit, daß nämlich die bürger ein näher-recht vor den auswärtigen auch den hö- ckern auf eine bestimmte zeit haben. Also ist zu Jena, daß 1) die einwoner, 2) gegen 9 ur die bä- cker, und 3) nach 11 ur, wenn der wisch hinweg ge- tan worden ist, die fremden den frucht-kauf auf den markt-tagen haben. Die F. H. Casselische verordnung will, daß das holz an auswärtige nicht verlassen werden soll, vom 3ten märz 1731, folglich haben die untertanen den vorkauf.
§ 4234
der landes- herr verord- net den vor- kauf in seinen landen.
Der landesherr behält sich öfters den vorkauf bei der erteilung eines jar- und wochen-marktes, auch bei dem verkaufe der landes-producten, silber, gold und erzte, imgleichen in disem und jenem falle vor, und verleihet solchen den untertanen, besonders auch den bürgern und einwonern in den städten auf eine gewisse zeit und glocken-stunde, oder nach ein- genommenem zeichen, z. e. eingezogenem busche, Manzelsspecialia iuris statutarii Parchimensis, Rostock 1757, 4 s. 16 § 14 fg., eingezogener fane, oder markt-wisch. Weimarische statuten 1702 art. X s. 19 fg., markt-ordnung der fürstlichen resi- denz-stadt Gota, sect. VI § 3 s. 35 vom jare 1753, 4t., Wedderkop am a. o. III tit. II § XI s. 62, 63.
§ 4235
aus was ur- sachen der vorkauf ver- stattet wird?
Diser vorkauf wird zum gemeinen nuzen der un- tertanen, bürger, absonderlich des gemeinen und ar- men bürgers nuzens halber, auch wohl des narungs- standes verstattet. Statuten der fürstlich S. Wei-
marischen
LVIII haubtſt. von dem vorkaufe,
§ 4233
worin der vorkauf beſte- het?
Der vorkauf der buͤrger bei waaren in den ſtaͤdten wird retractus emporii, propolium genen- net, handels-gerechtigkeit, daß naͤmlich die buͤrger ein naͤher-recht vor den auswaͤrtigen auch den hoͤ- ckern auf eine beſtimmte zeit haben. Alſo iſt zu Jena, daß 1) die einwoner, 2) gegen 9 ur die baͤ- cker, und 3) nach 11 ur, wenn der wiſch hinweg ge- tan worden iſt, die fremden den frucht-kauf auf den markt-tagen haben. Die F. H. Caſſeliſche verordnung will, daß das holz an auswaͤrtige nicht verlaſſen werden ſoll, vom 3ten maͤrz 1731, folglich haben die untertanen den vorkauf.
§ 4234
der landes- herr verord- net den vor- kauf in ſeinen landen.
Der landesherr behaͤlt ſich oͤfters den vorkauf bei der erteilung eines jar- und wochen-marktes, auch bei dem verkaufe der landes-producten, ſilber, gold und erzte, imgleichen in diſem und jenem falle vor, und verleihet ſolchen den untertanen, beſonders auch den buͤrgern und einwonern in den ſtaͤdten auf eine gewiſſe zeit und glocken-ſtunde, oder nach ein- genommenem zeichen, z. e. eingezogenem buſche, Manzelsſpecialia iuris ſtatutarii Parchimenſis, Roſtock 1757, 4 ſ. 16 § 14 fg., eingezogener fane, oder markt-wiſch. Weimariſche ſtatuten 1702 art. X ſ. 19 fg., markt-ordnung der fuͤrſtlichen reſi- denz-ſtadt Gota, ſect. VI § 3 ſ. 35 vom jare 1753, 4t., Wedderkop am a. o. III tit. II § XI ſ. 62, 63.
§ 4235
aus was ur- ſachen der vorkauf ver- ſtattet wird?
Diſer vorkauf wird zum gemeinen nuzen der un- tertanen, buͤrger, abſonderlich des gemeinen und ar- men buͤrgers nuzens halber, auch wohl des narungs- ſtandes verſtattet. Statuten der fuͤrſtlich S. Wei-
mariſchen
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LVIII haubtſt. von dem vorkaufe,
§ 4233
Der vorkauf der buͤrger bei waaren in den
ſtaͤdten wird retractus emporii, propolium genen-
net, handels-gerechtigkeit, daß naͤmlich die buͤrger
ein naͤher-recht vor den auswaͤrtigen auch den hoͤ-
ckern auf eine beſtimmte zeit haben. Alſo iſt zu
Jena, daß 1) die einwoner, 2) gegen 9 ur die baͤ-
cker, und 3) nach 11 ur, wenn der wiſch hinweg ge-
tan worden iſt, die fremden den frucht-kauf auf
den markt-tagen haben. Die F. H. Caſſeliſche
verordnung will, daß das holz an auswaͤrtige nicht
verlaſſen werden ſoll, vom 3ten maͤrz 1731, folglich
haben die untertanen den vorkauf.
§ 4234
Der landesherr behaͤlt ſich oͤfters den vorkauf
bei der erteilung eines jar- und wochen-marktes,
auch bei dem verkaufe der landes-producten, ſilber,
gold und erzte, imgleichen in diſem und jenem falle
vor, und verleihet ſolchen den untertanen, beſonders
auch den buͤrgern und einwonern in den ſtaͤdten auf
eine gewiſſe zeit und glocken-ſtunde, oder nach ein-
genommenem zeichen, z. e. eingezogenem buſche,
Manzels ſpecialia iuris ſtatutarii Parchimenſis,
Roſtock 1757, 4 ſ. 16 § 14 fg., eingezogener fane,
oder markt-wiſch. Weimariſche ſtatuten 1702
art. X ſ. 19 fg., markt-ordnung der fuͤrſtlichen reſi-
denz-ſtadt Gota, ſect. VI § 3 ſ. 35 vom jare 1753,
4t., Wedderkop am a. o. III tit. II § XI ſ. 62, 63.
§ 4235
Diſer vorkauf wird zum gemeinen nuzen der un-
tertanen, buͤrger, abſonderlich des gemeinen und ar-
men buͤrgers nuzens halber, auch wohl des narungs-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/614>, abgerufen am 22.11.2024.
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