Von den abgaben der Teutschen von iren gepachteten gütern, als der lehn-waare oder dem herren-weinkaufe, den best-häubtern etc.
§ 4416
Jn Baiern kömmt 1) die stüft, eine geringe ab- gift an gelte, 2) die gült, die meistens in getraidedie gült ist unterschid- lich, bestehet, 3) teilet sich dise in die grund-gült, 4) die herren-gült, 5) die getraide-gült, 6) die zins-gült, 7) die gatter-gült, oder eingelegte-gült, 8) die vogt- gült, 9) die wein-gült, 10) die willen-gült, oder für die einwilligung des verpachters, von Chlingens- bergde hofmarchiali iure s. 130-136.
§ 4417
Die Sachsen und Thüringer beschäftigen sichwenn die lehn-waare zu erlegen ist? mit vilfältigen streit-fragen der lehn-waare halben. Einige sagen, die lehn-waare, das ist, eine gewisse abgabe des bauers wegen der lehns-veränderung, hat nur beim ableben des bauers, nicht aber des guts-herrns plaz, Barthdissensu in praxi 816. Allein diser saz ist nicht Teutsch; denn da der bauer kein erb-recht hatte, so muste er bei ieder ver- änderung zur erhaltung der neuen belehnung dem herrn etwas abgeben, wie dises auch die gewonheit mit sich bringet, Barth am a. o. § 3.
§ 4418
Ob nach geschlossenem kaufe, wenn die han-ob bei reu- kaufen die lehn-waare zu erlegen ist? delnden wieder davon abgehen, eine gedoppelte lehn-waare zu entrichten sey? ist abermal strittig, Barthdissensu 817, hat bejahende und verneinen- de aufgefüret. Nach der strenge sind sie ein ge- doppeltes lehn-gelt schuldig.
§ 4419
verpachten, mihten, vermihten ꝛc.
Von den abgaben der Teutſchen von iren gepachteten guͤtern, als der lehn-waare oder dem herren-weinkaufe, den beſt-haͤubtern ꝛc.
§ 4416
Jn Baiern koͤmmt 1) die ſtuͤft, eine geringe ab- gift an gelte, 2) die guͤlt, die meiſtens in getraidedie guͤlt iſt unterſchid- lich, beſtehet, 3) teilet ſich diſe in die grund-guͤlt, 4) die herren-guͤlt, 5) die getraide-guͤlt, 6) die zins-guͤlt, 7) die gatter-guͤlt, oder eingelegte-guͤlt, 8) die vogt- guͤlt, 9) die wein-guͤlt, 10) die willen-guͤlt, oder fuͤr die einwilligung des verpachters, von Chlingens- bergde hofmarchiali iure ſ. 130-136.
§ 4417
Die Sachſen und Thuͤringer beſchaͤftigen ſichwenn die lehn-waare zu erlegen iſt? mit vilfaͤltigen ſtreit-fragen der lehn-waare halben. Einige ſagen, die lehn-waare, das iſt, eine gewiſſe abgabe des bauers wegen der lehns-veraͤnderung, hat nur beim ableben des bauers, nicht aber des guts-herrns plaz, Barthdiſſenſu in praxi 816. Allein diſer ſaz iſt nicht Teutſch; denn da der bauer kein erb-recht hatte, ſo muſte er bei ieder ver- aͤnderung zur erhaltung der neuen belehnung dem herrn etwas abgeben, wie diſes auch die gewonheit mit ſich bringet, Barth am a. o. § 3.
§ 4418
Ob nach geſchloſſenem kaufe, wenn die han-ob bei reu- kaufen die lehn-waare zu erlegen iſt? delnden wieder davon abgehen, eine gedoppelte lehn-waare zu entrichten ſey? iſt abermal ſtrittig, Barthdiſſenſu 817, hat bejahende und verneinen- de aufgefuͤret. Nach der ſtrenge ſind ſie ein ge- doppeltes lehn-gelt ſchuldig.
§ 4419
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verpachten, mihten, vermihten ꝛc.
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oder dem herren-weinkaufe, den
beſt-haͤubtern ꝛc.
§ 4416
Jn Baiern koͤmmt 1) die ſtuͤft, eine geringe ab-
gift an gelte, 2) die guͤlt, die meiſtens in getraide
beſtehet, 3) teilet ſich diſe in die grund-guͤlt, 4) die
herren-guͤlt, 5) die getraide-guͤlt, 6) die zins-guͤlt,
7) die gatter-guͤlt, oder eingelegte-guͤlt, 8) die vogt-
guͤlt, 9) die wein-guͤlt, 10) die willen-guͤlt, oder fuͤr
die einwilligung des verpachters, von Chlingens-
berg de hofmarchiali iure ſ. 130-136.
die guͤlt iſt
unterſchid-
lich,
§ 4417
Die Sachſen und Thuͤringer beſchaͤftigen ſich
mit vilfaͤltigen ſtreit-fragen der lehn-waare halben.
Einige ſagen, die lehn-waare, das iſt, eine gewiſſe
abgabe des bauers wegen der lehns-veraͤnderung,
hat nur beim ableben des bauers, nicht aber des
guts-herrns plaz, Barth diſſenſu in praxi 816.
Allein diſer ſaz iſt nicht Teutſch; denn da der
bauer kein erb-recht hatte, ſo muſte er bei ieder ver-
aͤnderung zur erhaltung der neuen belehnung dem
herrn etwas abgeben, wie diſes auch die gewonheit
mit ſich bringet, Barth am a. o. § 3.
wenn die
lehn-waare
zu erlegen
iſt?
§ 4418
Ob nach geſchloſſenem kaufe, wenn die han-
delnden wieder davon abgehen, eine gedoppelte
lehn-waare zu entrichten ſey? iſt abermal ſtrittig,
Barth diſſenſu 817, hat bejahende und verneinen-
de aufgefuͤret. Nach der ſtrenge ſind ſie ein ge-
doppeltes lehn-gelt ſchuldig.
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lehn-waare
zu erlegen
iſt?
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/683>, abgerufen am 22.11.2024.
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