Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

verpachten, mihten, vermihten, etc.
waltung vorzihen will. Juristisches oraculum im
VIIIIten bande s. 793, 809 fg., und im Vten ban-
de s. 385 s. 407.

§ 4514

Allermaßen nun dergleichen pächte auf hoheworauf ein
pachter bei
kammer-gü-
tern zu sehen
hat?

pacht-gelter hinauf steigen; so hat ein pachter ver-
schidenes dabei zu betrachten und zu beobachten.
Zuvörderst sihet er 1) aufs landes boden: ob sand-
land dabei sich befinde, gestalt dises das beste dinn-
schälige korn und gute bonen träget. Hirnächst
schaffet das leichte land, wie in der Werterau, ei-
nen vorteil am pflügen. Der Wetterauer ackert
mit einem pferde. Der Ameneburger hat das
fetteste schwarze land, iedoch gehören 4 stücke zug-
vihes vor einem pflug: die Märker nennen solches
land klei-äcker, Beckmann am a. o. s. 626.
Fället eine dürre ein; so ist das land stein-hart, und
bei anhaltendem regen wird es schlammig. So-
tanes land träget guten waizen. Ein schlechtes
korn-land bringet etwa 2 bis 3 körner von einem;
das mittelmäsige wirfet 4 körner ab, und das gu-
te 5 bis 7 körner, bas beste hingegen 8 auch 12 kör-
ner. Dise rechnung zihet der pachter also: von
4 scheffeln aussaat rechnet man virmalen so vil,
nämlich 16 scheffel reines kornes: das sechste korn,
wofern von 6 scheffeln aussaat sechsmal so vil, 36
scheffel, oder von 6 wispeln, 36 wispel genommen
werden. Ein sandiges, steiniges, kaltes land,
welches heideland genennet wird, bringet nur das
dritte, auch nur das 2te korn, und tauget nichts
zum waizen. Der gelinde acker von sand und
leimen gemischet, träget das 4te, auch 5te korn.
Das fette und strenge erdreich, gibet an winter-
getraide das 6te, auch 7te korn. Dises ist auch
vom leimichten felde zu sagen, welches alle früchte
träget, und in harten wintern das schönste korn

lifert.

verpachten, mihten, vermihten, ꝛc.
waltung vorzihen will. Juriſtiſches oraculum im
VIIIIten bande ſ. 793, 809 fg., und im Vten ban-
de ſ. 385 ſ. 407.

§ 4514

Allermaßen nun dergleichen paͤchte auf hoheworauf ein
pachter bei
kammer-guͤ-
tern zu ſehen
hat?

pacht-gelter hinauf ſteigen; ſo hat ein pachter ver-
ſchidenes dabei zu betrachten und zu beobachten.
Zuvoͤrderſt ſihet er 1) aufs landes boden: ob ſand-
land dabei ſich befinde, geſtalt diſes das beſte dinn-
ſchaͤlige korn und gute bonen traͤget. Hirnaͤchſt
ſchaffet das leichte land, wie in der Werterau, ei-
nen vorteil am pfluͤgen. Der Wetterauer ackert
mit einem pferde. Der Ameneburger hat das
fetteſte ſchwarze land, iedoch gehoͤren 4 ſtuͤcke zug-
vihes vor einem pflug: die Maͤrker nennen ſolches
land klei-aͤcker, Beckmann am a. o. ſ. 626.
Faͤllet eine duͤrre ein; ſo iſt das land ſtein-hart, und
bei anhaltendem regen wird es ſchlammig. So-
tanes land traͤget guten waizen. Ein ſchlechtes
korn-land bringet etwa 2 bis 3 koͤrner von einem;
das mittelmaͤſige wirfet 4 koͤrner ab, und das gu-
te 5 bis 7 koͤrner, bas beſte hingegen 8 auch 12 koͤr-
ner. Diſe rechnung zihet der pachter alſo: von
4 ſcheffeln ausſaat rechnet man virmalen ſo vil,
naͤmlich 16 ſcheffel reines kornes: das ſechſte korn,
wofern von 6 ſcheffeln ausſaat ſechsmal ſo vil, 36
ſcheffel, oder von 6 wiſpeln, 36 wiſpel genommen
werden. Ein ſandiges, ſteiniges, kaltes land,
welches heideland genennet wird, bringet nur das
dritte, auch nur das 2te korn, und tauget nichts
zum waizen. Der gelinde acker von ſand und
leimen gemiſchet, traͤget das 4te, auch 5te korn.
Das fette und ſtrenge erdreich, gibet an winter-
getraide das 6te, auch 7te korn. Diſes iſt auch
vom leimichten felde zu ſagen, welches alle fruͤchte
traͤget, und in harten wintern das ſchoͤnſte korn

lifert.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0715" n="667"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">verpachten, mihten, vermihten, &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
waltung vorzihen will. Juri&#x017F;ti&#x017F;ches oraculum im<lb/><hi rendition="#aq">VIIII</hi>ten bande &#x017F;. 793, 809 fg., und im <hi rendition="#aq">V</hi>ten ban-<lb/>
de &#x017F;. 385 &#x017F;. 407.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4514</head><lb/>
            <p>Allermaßen nun dergleichen pa&#x0364;chte auf hohe<note place="right">worauf ein<lb/>
pachter bei<lb/>
kammer-gu&#x0364;-<lb/>
tern zu &#x017F;ehen<lb/>
hat?</note><lb/>
pacht-gelter hinauf &#x017F;teigen; &#x017F;o hat ein pachter ver-<lb/>
&#x017F;chidenes dabei zu betrachten und zu beobachten.<lb/>
Zuvo&#x0364;rder&#x017F;t &#x017F;ihet er 1) aufs landes boden: ob &#x017F;and-<lb/>
land dabei &#x017F;ich befinde, ge&#x017F;talt di&#x017F;es das be&#x017F;te dinn-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;lige korn und gute bonen tra&#x0364;get. Hirna&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chaffet das leichte land, wie in der Werterau, ei-<lb/>
nen vorteil am pflu&#x0364;gen. Der Wetterauer ackert<lb/>
mit einem pferde. Der Ameneburger hat das<lb/>
fette&#x017F;te &#x017F;chwarze land, iedoch geho&#x0364;ren 4 &#x017F;tu&#x0364;cke zug-<lb/>
vihes vor einem pflug: die Ma&#x0364;rker nennen &#x017F;olches<lb/>
land klei-a&#x0364;cker, <hi rendition="#fr">Beckmann</hi> am a. o. &#x017F;. 626.<lb/>
Fa&#x0364;llet eine du&#x0364;rre ein; &#x017F;o i&#x017F;t das land &#x017F;tein-hart, und<lb/>
bei anhaltendem regen wird es &#x017F;chlammig. So-<lb/>
tanes land tra&#x0364;get guten waizen. Ein &#x017F;chlechtes<lb/>
korn-land bringet etwa 2 bis 3 ko&#x0364;rner von einem;<lb/>
das mittelma&#x0364;&#x017F;ige wirfet 4 ko&#x0364;rner ab, und das gu-<lb/>
te 5 bis 7 ko&#x0364;rner, bas be&#x017F;te hingegen 8 auch 12 ko&#x0364;r-<lb/>
ner. Di&#x017F;e rechnung zihet der pachter al&#x017F;o: von<lb/>
4 &#x017F;cheffeln aus&#x017F;aat rechnet man virmalen &#x017F;o vil,<lb/>
na&#x0364;mlich 16 &#x017F;cheffel reines kornes: das &#x017F;ech&#x017F;te korn,<lb/>
wofern von 6 &#x017F;cheffeln aus&#x017F;aat &#x017F;echsmal &#x017F;o vil, 36<lb/>
&#x017F;cheffel, oder von 6 wi&#x017F;peln, 36 wi&#x017F;pel genommen<lb/>
werden. Ein &#x017F;andiges, &#x017F;teiniges, kaltes land,<lb/>
welches heideland genennet wird, bringet nur das<lb/>
dritte, auch nur das 2te korn, und tauget nichts<lb/>
zum waizen. Der gelinde acker von &#x017F;and und<lb/>
leimen gemi&#x017F;chet, tra&#x0364;get das 4te, auch 5te korn.<lb/>
Das fette und &#x017F;trenge erdreich, gibet an winter-<lb/>
getraide das 6te, auch 7te korn. Di&#x017F;es i&#x017F;t auch<lb/>
vom leimichten felde zu &#x017F;agen, welches alle fru&#x0364;chte<lb/>
tra&#x0364;get, und in harten wintern das &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te korn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lifert.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[667/0715] verpachten, mihten, vermihten, ꝛc. waltung vorzihen will. Juriſtiſches oraculum im VIIIIten bande ſ. 793, 809 fg., und im Vten ban- de ſ. 385 ſ. 407. § 4514 Allermaßen nun dergleichen paͤchte auf hohe pacht-gelter hinauf ſteigen; ſo hat ein pachter ver- ſchidenes dabei zu betrachten und zu beobachten. Zuvoͤrderſt ſihet er 1) aufs landes boden: ob ſand- land dabei ſich befinde, geſtalt diſes das beſte dinn- ſchaͤlige korn und gute bonen traͤget. Hirnaͤchſt ſchaffet das leichte land, wie in der Werterau, ei- nen vorteil am pfluͤgen. Der Wetterauer ackert mit einem pferde. Der Ameneburger hat das fetteſte ſchwarze land, iedoch gehoͤren 4 ſtuͤcke zug- vihes vor einem pflug: die Maͤrker nennen ſolches land klei-aͤcker, Beckmann am a. o. ſ. 626. Faͤllet eine duͤrre ein; ſo iſt das land ſtein-hart, und bei anhaltendem regen wird es ſchlammig. So- tanes land traͤget guten waizen. Ein ſchlechtes korn-land bringet etwa 2 bis 3 koͤrner von einem; das mittelmaͤſige wirfet 4 koͤrner ab, und das gu- te 5 bis 7 koͤrner, bas beſte hingegen 8 auch 12 koͤr- ner. Diſe rechnung zihet der pachter alſo: von 4 ſcheffeln ausſaat rechnet man virmalen ſo vil, naͤmlich 16 ſcheffel reines kornes: das ſechſte korn, wofern von 6 ſcheffeln ausſaat ſechsmal ſo vil, 36 ſcheffel, oder von 6 wiſpeln, 36 wiſpel genommen werden. Ein ſandiges, ſteiniges, kaltes land, welches heideland genennet wird, bringet nur das dritte, auch nur das 2te korn, und tauget nichts zum waizen. Der gelinde acker von ſand und leimen gemiſchet, traͤget das 4te, auch 5te korn. Das fette und ſtrenge erdreich, gibet an winter- getraide das 6te, auch 7te korn. Diſes iſt auch vom leimichten felde zu ſagen, welches alle fruͤchte traͤget, und in harten wintern das ſchoͤnſte korn lifert. worauf ein pachter bei kammer-guͤ- tern zu ſehen hat?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/715
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/715>, abgerufen am 22.11.2024.