Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

LXIIII haubtstück vom pachten,
schade geschäzet worden, und dem pachter ein billi-
ger nachlaß angedihen.

§ 4538
nach heuti-
gem gerichts-
brauche statt
findet?

Obschon die Teutschen im nachlasse des pacht-
zinses nicht behende waren (§ 4438), findet selbiger
dennoch nach dem heutigen gerichts-brauche bei den
gemeinen und zeitlichen pachten statt, wenn nur der
erlidtene schaden, oder die rechtmäsige ursache ge-
bürend bescheiniget worden ist, z. e. wenn durch den
feld-mäuse-fraß, über oder unter der hälfte früch-
te verloren gegangen, ist der pacht-erlaß rechtens.
Denn hirin weichet also die pachtung vom kaufe,
nach dem Römischen rechte betrachtet, ab, Joachim
Hopp
de edaci locustarum pernicie, membr. II
§ 13 s. 41. Die summe des erlasses kömmt auf das
richterliche ermessen an, Abraham van Wesel de
remissione mercedis
cap. V num. 3 s. 22 operum,
wozu dreie vereidete der hauswirtschaft und acker-
baues kundige unparteiische personen genommen
werden.

§ 4539
wie hirbei zu
werk gegan-
gen werde?

Des pachts-erlasses halber brauchet es der
weitläuftigkeiten, welche der Mevius P. VIIII
decis.
116 fürschreibet, nach dem heutigen rent-
kammer-brauche nicht, sondern so bald die pacht-
pflichtige einen beträchtlichen zufall vermerken, wo-
durch die feld-früchte eine starke not leiden, z. e.
würmer, schnecken-fraß, Manzel im iure Mecklen-
burg. illust. cent. IIII iud.
95, vögel, heuschrecken,
wild, acta Hanouiens., käfer, kälte, schnee, Harp-
precht
de niue, harter winter, hize, dörrung, re-
gen, mißjare, pest, brand, hagel, überschwem-
mung, feinde, plünderung, furagirung, verhe-
rung der soldaten und anderer, one verschulden des
pachters, von Hamm de remissione mercedis quae

fit

LXIIII haubtſtuͤck vom pachten,
ſchade geſchaͤzet worden, und dem pachter ein billi-
ger nachlaß angedihen.

§ 4538
nach heuti-
gem gerichts-
brauche ſtatt
findet?

Obſchon die Teutſchen im nachlaſſe des pacht-
zinſes nicht behende waren (§ 4438), findet ſelbiger
dennoch nach dem heutigen gerichts-brauche bei den
gemeinen und zeitlichen pachten ſtatt, wenn nur der
erlidtene ſchaden, oder die rechtmaͤſige urſache ge-
buͤrend beſcheiniget worden iſt, z. e. wenn durch den
feld-maͤuſe-fraß, uͤber oder unter der haͤlfte fruͤch-
te verloren gegangen, iſt der pacht-erlaß rechtens.
Denn hirin weichet alſo die pachtung vom kaufe,
nach dem Roͤmiſchen rechte betrachtet, ab, Joachim
Hopp
de edaci locuſtarum pernicie, membr. II
§ 13 ſ. 41. Die ſumme des erlaſſes koͤmmt auf das
richterliche ermeſſen an, Abraham van Weſel de
remiſſione mercedis
cap. V num. 3 ſ. 22 operum,
wozu dreie vereidete der hauswirtſchaft und acker-
baues kundige unparteiiſche perſonen genommen
werden.

§ 4539
wie hirbei zu
werk gegan-
gen werde?

Des pachts-erlaſſes halber brauchet es der
weitlaͤuftigkeiten, welche der Mevius P. VIIII
deciſ.
116 fuͤrſchreibet, nach dem heutigen rent-
kammer-brauche nicht, ſondern ſo bald die pacht-
pflichtige einen betraͤchtlichen zufall vermerken, wo-
durch die feld-fruͤchte eine ſtarke not leiden, z. e.
wuͤrmer, ſchnecken-fraß, Manzel im iure Mecklen-
burg. illuſt. cent. IIII iud.
95, voͤgel, heuſchrecken,
wild, acta Hanouienſ., kaͤfer, kaͤlte, ſchnee, Harp-
precht
de niue, harter winter, hize, doͤrrung, re-
gen, mißjare, peſt, brand, hagel, uͤberſchwem-
mung, feinde, pluͤnderung, furagirung, verhe-
rung der ſoldaten und anderer, one verſchulden des
pachters, von Hamm de remiſſione mercedis quæ

fit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0724" n="676"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXIIII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck vom pachten,</hi></fw><lb/>
&#x017F;chade ge&#x017F;cha&#x0364;zet worden, und dem pachter ein billi-<lb/>
ger nachlaß angedihen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4538</head><lb/>
            <note place="left">nach heuti-<lb/>
gem gerichts-<lb/>
brauche &#x017F;tatt<lb/>
findet?</note>
            <p>Ob&#x017F;chon die Teut&#x017F;chen im nachla&#x017F;&#x017F;e des pacht-<lb/>
zin&#x017F;es nicht behende waren (§ 4438), findet &#x017F;elbiger<lb/>
dennoch nach dem heutigen gerichts-brauche bei den<lb/>
gemeinen und zeitlichen pachten &#x017F;tatt, wenn nur der<lb/>
erlidtene &#x017F;chaden, oder die rechtma&#x0364;&#x017F;ige ur&#x017F;ache ge-<lb/>
bu&#x0364;rend be&#x017F;cheiniget worden i&#x017F;t, z. e. wenn durch den<lb/>
feld-ma&#x0364;u&#x017F;e-fraß, u&#x0364;ber oder unter der ha&#x0364;lfte fru&#x0364;ch-<lb/>
te verloren gegangen, i&#x017F;t der pacht-erlaß rechtens.<lb/>
Denn hirin weichet al&#x017F;o die pachtung vom kaufe,<lb/>
nach dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen rechte betrachtet, ab, <hi rendition="#fr">Joachim<lb/>
Hopp</hi> <hi rendition="#aq">de edaci locu&#x017F;tarum pernicie, membr. II</hi><lb/>
§ 13 &#x017F;. 41. Die &#x017F;umme des erla&#x017F;&#x017F;es ko&#x0364;mmt auf das<lb/>
richterliche erme&#x017F;&#x017F;en an, <hi rendition="#fr">Abraham van We&#x017F;el</hi> <hi rendition="#aq">de<lb/>
remi&#x017F;&#x017F;ione mercedis</hi> cap. <hi rendition="#aq">V</hi> num. 3 &#x017F;. 22 <hi rendition="#aq">operum,</hi><lb/>
wozu dreie vereidete der hauswirt&#x017F;chaft und acker-<lb/>
baues kundige unparteii&#x017F;che per&#x017F;onen genommen<lb/>
werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4539</head><lb/>
            <note place="left">wie hirbei zu<lb/>
werk gegan-<lb/>
gen werde?</note>
            <p>Des pachts-erla&#x017F;&#x017F;es halber brauchet es der<lb/>
weitla&#x0364;uftigkeiten, welche der <hi rendition="#fr">Mevius</hi> <hi rendition="#aq">P. VIIII<lb/>
deci&#x017F;.</hi> 116 fu&#x0364;r&#x017F;chreibet, nach dem heutigen rent-<lb/>
kammer-brauche nicht, &#x017F;ondern &#x017F;o bald die pacht-<lb/>
pflichtige einen betra&#x0364;chtlichen zufall vermerken, wo-<lb/>
durch die feld-fru&#x0364;chte eine &#x017F;tarke not leiden, z. e.<lb/>
wu&#x0364;rmer, &#x017F;chnecken-fraß, <hi rendition="#fr">Manzel</hi> im <hi rendition="#aq">iure Mecklen-<lb/>
burg. illu&#x017F;t. cent. IIII iud.</hi> 95, vo&#x0364;gel, heu&#x017F;chrecken,<lb/>
wild, <hi rendition="#aq">acta Hanouien&#x017F;.,</hi> ka&#x0364;fer, ka&#x0364;lte, &#x017F;chnee, <hi rendition="#fr">Harp-<lb/>
precht</hi> <hi rendition="#aq">de niue,</hi> harter winter, hize, do&#x0364;rrung, re-<lb/>
gen, mißjare, pe&#x017F;t, brand, hagel, u&#x0364;ber&#x017F;chwem-<lb/>
mung, feinde, plu&#x0364;nderung, furagirung, verhe-<lb/>
rung der &#x017F;oldaten und anderer, one ver&#x017F;chulden des<lb/>
pachters, <hi rendition="#fr">von Hamm</hi> <hi rendition="#aq">de remi&#x017F;&#x017F;ione mercedis quæ</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">fit</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[676/0724] LXIIII haubtſtuͤck vom pachten, ſchade geſchaͤzet worden, und dem pachter ein billi- ger nachlaß angedihen. § 4538 Obſchon die Teutſchen im nachlaſſe des pacht- zinſes nicht behende waren (§ 4438), findet ſelbiger dennoch nach dem heutigen gerichts-brauche bei den gemeinen und zeitlichen pachten ſtatt, wenn nur der erlidtene ſchaden, oder die rechtmaͤſige urſache ge- buͤrend beſcheiniget worden iſt, z. e. wenn durch den feld-maͤuſe-fraß, uͤber oder unter der haͤlfte fruͤch- te verloren gegangen, iſt der pacht-erlaß rechtens. Denn hirin weichet alſo die pachtung vom kaufe, nach dem Roͤmiſchen rechte betrachtet, ab, Joachim Hopp de edaci locuſtarum pernicie, membr. II § 13 ſ. 41. Die ſumme des erlaſſes koͤmmt auf das richterliche ermeſſen an, Abraham van Weſel de remiſſione mercedis cap. V num. 3 ſ. 22 operum, wozu dreie vereidete der hauswirtſchaft und acker- baues kundige unparteiiſche perſonen genommen werden. § 4539 Des pachts-erlaſſes halber brauchet es der weitlaͤuftigkeiten, welche der Mevius P. VIIII deciſ. 116 fuͤrſchreibet, nach dem heutigen rent- kammer-brauche nicht, ſondern ſo bald die pacht- pflichtige einen betraͤchtlichen zufall vermerken, wo- durch die feld-fruͤchte eine ſtarke not leiden, z. e. wuͤrmer, ſchnecken-fraß, Manzel im iure Mecklen- burg. illuſt. cent. IIII iud. 95, voͤgel, heuſchrecken, wild, acta Hanouienſ., kaͤfer, kaͤlte, ſchnee, Harp- precht de niue, harter winter, hize, doͤrrung, re- gen, mißjare, peſt, brand, hagel, uͤberſchwem- mung, feinde, pluͤnderung, furagirung, verhe- rung der ſoldaten und anderer, one verſchulden des pachters, von Hamm de remiſſione mercedis quæ fit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/724
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/724>, abgerufen am 25.11.2024.