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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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verpachten, mihten, vermihten, etc.
lange zu entrichten, bis es in andre dinste zu treten
gelegenheit findet. Jn Goslar dingete jemand ei-
ne amme, nach 4 wochen starb das kind. Der
dinst-herr schaffete die amme ab. Man hilte ihn
zur genugtuung, wie nur erwänet ist, an. Denn
die regel: bei so bleibenden umständen: konnte hir
nicht anschlagen, weiln der dinstherr disen fall vor-
aus vermuthen konte.

§ 4664

Wenn der dinstbote wegen zugestossener krank-wie weit ein
dinstbote bei
zugestossener
krankheit sein
lon fodern
kan?

heit den dinst nicht ausstehen kan, bekömmt er das
lon so lange er gedinet hat, den miht-pfennig be-
hält er. Dises ist auch rechtens, wenn der dinst-
herr stirbet. Jst das christ-geschenke an statt des
miht-pfenniges, so bleibet er dem gesinde. Ver-
stirbet der dinstbote vorm ausgange der miht-zeit;
so zihet man den miht-pfennig nicht ab. Sollte
der dinstbote unter die soldaten genommen werden,
ist ein gleiches zu beobachten. Verlässet er aber
den dinst wegen seiner zu treffenden heirat, oder
daß seine ältern seiner benötiget sind, folglich one
seine und des herrn schuld die zeit nicht aushalten
kan, so wird der miht-pfennig abgezogen, weil
man dem neuen gesinde solchen zu reichen hat, re-
pertorium iuris ptiuati II
s. 922.

§ 4665

Wird wegen todes-falles des herrns die haus-wie es bei te-
des-fällen des
herrns des-
falls gehal-
ten wird?

haltung abgeschaffet; alsdann erheischet der wohl-
stand: das gesinde vor dem 30ten nicht zu erlassen.

§ 4666

Besage der Kur-Sächsischen gesinde-ordnungan leine-
wand, wäsch-
gelt, seifen-
gelte soll
nichts gefo-
dert werden.

1735 tit. 2 § 3 soll das gesinde der herrschaft nichts
an leinewand und so genannten seifen-gelte bei stra-
fe abfodern, noch eindingen. Das so benimte wä-
sche-gelt der laquaien, diner, kutscher etc. wird in

der
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verpachten, mihten, vermihten, ꝛc.
lange zu entrichten, bis es in andre dinſte zu treten
gelegenheit findet. Jn Goslar dingete jemand ei-
ne amme, nach 4 wochen ſtarb das kind. Der
dinſt-herr ſchaffete die amme ab. Man hilte ihn
zur genugtuung, wie nur erwaͤnet iſt, an. Denn
die regel: bei ſo bleibenden umſtaͤnden: konnte hir
nicht anſchlagen, weiln der dinſtherr diſen fall vor-
aus vermuthen konte.

§ 4664

Wenn der dinſtbote wegen zugeſtoſſener krank-wie weit ein
dinſtbote bei
zugeſtoſſener
krankheit ſein
lon fodern
kan?

heit den dinſt nicht ausſtehen kan, bekoͤmmt er das
lon ſo lange er gedinet hat, den miht-pfennig be-
haͤlt er. Diſes iſt auch rechtens, wenn der dinſt-
herr ſtirbet. Jſt das chriſt-geſchenke an ſtatt des
miht-pfenniges, ſo bleibet er dem geſinde. Ver-
ſtirbet der dinſtbote vorm ausgange der miht-zeit;
ſo zihet man den miht-pfennig nicht ab. Sollte
der dinſtbote unter die ſoldaten genommen werden,
iſt ein gleiches zu beobachten. Verlaͤſſet er aber
den dinſt wegen ſeiner zu treffenden heirat, oder
daß ſeine aͤltern ſeiner benoͤtiget ſind, folglich one
ſeine und des herrn ſchuld die zeit nicht aushalten
kan, ſo wird der miht-pfennig abgezogen, weil
man dem neuen geſinde ſolchen zu reichen hat, re-
pertorium iuris ptiuati II
ſ. 922.

§ 4665

Wird wegen todes-falles des herrns die haus-wie es bei te-
des-faͤllen des
herrns des-
falls gehal-
ten wird?

haltung abgeſchaffet; alsdann erheiſchet der wohl-
ſtand: das geſinde vor dem 30ten nicht zu erlaſſen.

§ 4666

Beſage der Kur-Saͤchſiſchen geſinde-ordnungan leine-
wand, waͤſch-
gelt, ſeifen-
gelte ſoll
nichts gefo-
dert werden.

1735 tit. 2 § 3 ſoll das geſinde der herrſchaft nichts
an leinewand und ſo genannten ſeifen-gelte bei ſtra-
fe abfodern, noch eindingen. Das ſo benimte waͤ-
ſche-gelt der laquaien, diner, kutſcher ꝛc. wird in

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[725/0773] verpachten, mihten, vermihten, ꝛc. lange zu entrichten, bis es in andre dinſte zu treten gelegenheit findet. Jn Goslar dingete jemand ei- ne amme, nach 4 wochen ſtarb das kind. Der dinſt-herr ſchaffete die amme ab. Man hilte ihn zur genugtuung, wie nur erwaͤnet iſt, an. Denn die regel: bei ſo bleibenden umſtaͤnden: konnte hir nicht anſchlagen, weiln der dinſtherr diſen fall vor- aus vermuthen konte. § 4664 Wenn der dinſtbote wegen zugeſtoſſener krank- heit den dinſt nicht ausſtehen kan, bekoͤmmt er das lon ſo lange er gedinet hat, den miht-pfennig be- haͤlt er. Diſes iſt auch rechtens, wenn der dinſt- herr ſtirbet. Jſt das chriſt-geſchenke an ſtatt des miht-pfenniges, ſo bleibet er dem geſinde. Ver- ſtirbet der dinſtbote vorm ausgange der miht-zeit; ſo zihet man den miht-pfennig nicht ab. Sollte der dinſtbote unter die ſoldaten genommen werden, iſt ein gleiches zu beobachten. Verlaͤſſet er aber den dinſt wegen ſeiner zu treffenden heirat, oder daß ſeine aͤltern ſeiner benoͤtiget ſind, folglich one ſeine und des herrn ſchuld die zeit nicht aushalten kan, ſo wird der miht-pfennig abgezogen, weil man dem neuen geſinde ſolchen zu reichen hat, re- pertorium iuris ptiuati II ſ. 922. wie weit ein dinſtbote bei zugeſtoſſener krankheit ſein lon fodern kan? § 4665 Wird wegen todes-falles des herrns die haus- haltung abgeſchaffet; alsdann erheiſchet der wohl- ſtand: das geſinde vor dem 30ten nicht zu erlaſſen. wie es bei te- des-faͤllen des herrns des- falls gehal- ten wird? § 4666 Beſage der Kur-Saͤchſiſchen geſinde-ordnung 1735 tit. 2 § 3 ſoll das geſinde der herrſchaft nichts an leinewand und ſo genannten ſeifen-gelte bei ſtra- fe abfodern, noch eindingen. Das ſo benimte waͤ- ſche-gelt der laquaien, diner, kutſcher ꝛc. wird in der an leine- wand, waͤſch- gelt, ſeifen- gelte ſoll nichts gefo- dert werden. Z z 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/773>, abgerufen am 16.07.2024.