Erstes haubtstück von der gerichtbarkeit und dem ge- richts-zwange der Teutschen.
§ 4923
Jn der bürgerlichen gesellschaft, wenn sie aufrechtwarum ge- richte und richter nötig sind? erhalten werden soll, muß recht und gerechtig- keit gehandhabet, die entstandenen streitigkeiten geschlichtet, auch das böse behörig bestrafet werden. Um disen endzweck zu erhalten, hat man gerichte, richter und gerichts-personen nötig, durch welche die gerichtbarkeit ausgeübet werden kan.
§ 4924
Daß die lehre des Römischen rechtes von derdie Teutsche gerichtbar- keit ist von der Römi- schen unter- schiden. gerichtbarkeit von der Teutschen gänzlich unter- schiden sey, haben Gundling in den digestis über disen titel, Gebauerde iurisdictione,Johann Leonhart Hauschild von der gerichts-verfassung der Teutschen, Leipzig 1741, 4t, und besonders Frid. Esaias Pufendorfde iurisd. Germanica, Lemgo 1740, 8, wie ich auch in meinem unterrich- te von abfassung der urthel mit mererem gezeiget.
§ 4925
Der Teutsche war kein libhaber vom recht ne-aus was für ursachen die Teutschen men durch den richter, sondern er half sich liber selbst. Weil aber die Teutschen könige von je
her
Virtes buch.
Erſtes haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit und dem ge- richts-zwange der Teutſchen.
§ 4923
Jn der buͤrgerlichen geſellſchaft, wenn ſie aufrechtwarum ge- richte und richter noͤtig ſind? erhalten werden ſoll, muß recht und gerechtig- keit gehandhabet, die entſtandenen ſtreitigkeiten geſchlichtet, auch das boͤſe behoͤrig beſtrafet werden. Um diſen endzweck zu erhalten, hat man gerichte, richter und gerichts-perſonen noͤtig, durch welche die gerichtbarkeit ausgeuͤbet werden kan.
§ 4924
Daß die lehre des Roͤmiſchen rechtes von derdie Teutſche gerichtbar- keit iſt von der Roͤmi- ſchen unter- ſchiden. gerichtbarkeit von der Teutſchen gaͤnzlich unter- ſchiden ſey, haben Gundling in den digeſtis uͤber diſen titel, Gebauerde iurisdictione,Johann Leonhart Hauſchild von der gerichts-verfaſſung der Teutſchen, Leipzig 1741, 4t, und beſonders Frid. Eſaias Pufendorfde iurisd. Germanica, Lemgo 1740, 8, wie ich auch in meinem unterrich- te von abfaſſung der urthel mit mererem gezeiget.
§ 4925
Der Teutſche war kein libhaber vom recht ne-aus was fuͤr urſachen die Teutſchen men durch den richter, ſondern er half ſich liber ſelbſt. Weil aber die Teutſchen koͤnige von je
her
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Virtes buch.
Erſtes haubtſtuͤck
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§ 4923
Jn der buͤrgerlichen geſellſchaft, wenn ſie aufrecht
erhalten werden ſoll, muß recht und gerechtig-
keit gehandhabet, die entſtandenen ſtreitigkeiten
geſchlichtet, auch das boͤſe behoͤrig beſtrafet werden.
Um diſen endzweck zu erhalten, hat man gerichte,
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die gerichtbarkeit ausgeuͤbet werden kan.
warum ge-
richte und
richter noͤtig
ſind?
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Daß die lehre des Roͤmiſchen rechtes von der
gerichtbarkeit von der Teutſchen gaͤnzlich unter-
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diſen titel, Gebauer de iurisdictione, Johann
Leonhart Hauſchild von der gerichts-verfaſſung
der Teutſchen, Leipzig 1741, 4t, und beſonders
Frid. Eſaias Pufendorf de iurisd. Germanica,
Lemgo 1740, 8, wie ich auch in meinem unterrich-
te von abfaſſung der urthel mit mererem gezeiget.
die Teutſche
gerichtbar-
keit iſt von
der Roͤmi-
ſchen unter-
ſchiden.
§ 4925
Der Teutſche war kein libhaber vom recht ne-
men durch den richter, ſondern er half ſich liber
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her
aus was fuͤr
urſachen die
Teutſchen
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/863>, abgerufen am 22.11.2024.
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