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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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XXX h. von den gerichten und der
über die bestrittene richtigkeit der ehen nach jüdi-
schen cärimonien an die fürstlichen consistoria frei
bleiben § XIIII. Die verbrechen und malefiz-sa-
chen, als mord, ehebruch, dibstal, fleischliche
vermischungen, auch andre in die hohe und geringe
peinlichkeit laufenden verbrechen, gehören nicht vor
die rabbinen, sondern die ordentliche oberkeit. Jm-
mittels wird § XV dem rabbiner, wenn ein jüde
wider den andern eine persönliche klage erhebet, de-
ren richt- und erörterung unter gewissen beschrän-
kungen verstattet. Der verstorbenen jüden verlas-
senschaft soll eines ieden ortes oberkeit von amts-
wegen verrichten § XVI, auch das gebürende ver-
zeichnis von derselben behörig errichtet werden.
Die bevormundung beschihet von eines ieden ortes
beamten, auch werden die vormundschafts-rech-
nungen vor selbigem järlich abgeleget § XVII, im-
gleichen müssen alle jüdische ehe-beredungen, und
andre der jüden erbschaft angehenden instrumente
von selbigem bestätiget werden. Wo aber der jü-
den gerichts-stand, in absicht auf die dinglichen
klagen, seyn soll, besaget § XVIII. Man sehe im
übrigen die oben (§ 102) angezogenen schriften,
auch den Hannesen am a. o. § 8, Beck de iuri-
bus Iudaeorum,
den Böhmer, nach.

§ 6017
wo der schuz-
jüden schlä-
gerei-sachen
hingehören?

Jn sachen des fiscals zu N. wider die adeli-
chen gerichte zu N. in betreff der schlägerei zweier
jüden-weiber in irer schule, war die frage: ob die
bestrafung dises unfuges den adelichen gerichten,
oder dem land-rabbiner zustehe? der fiscal behaub-
tete das leztere; hingegen glaubeten die adelichen
gerichte, sie hätten dise begünstigung mit grunde be-
strafet. Es wurde daher für die leztere 1757 ge-
sprochen. Jedoch appellirete der fiscal.

§ 6018

XXX h. von den gerichten und der
uͤber die beſtrittene richtigkeit der ehen nach juͤdi-
ſchen caͤrimonien an die fuͤrſtlichen conſiſtoria frei
bleiben § XIIII. Die verbrechen und malefiz-ſa-
chen, als mord, ehebruch, dibſtal, fleiſchliche
vermiſchungen, auch andre in die hohe und geringe
peinlichkeit laufenden verbrechen, gehoͤren nicht vor
die rabbinen, ſondern die ordentliche oberkeit. Jm-
mittels wird § XV dem rabbiner, wenn ein juͤde
wider den andern eine perſoͤnliche klage erhebet, de-
ren richt- und eroͤrterung unter gewiſſen beſchraͤn-
kungen verſtattet. Der verſtorbenen juͤden verlaſ-
ſenſchaft ſoll eines ieden ortes oberkeit von amts-
wegen verrichten § XVI, auch das gebuͤrende ver-
zeichnis von derſelben behoͤrig errichtet werden.
Die bevormundung beſchihet von eines ieden ortes
beamten, auch werden die vormundſchafts-rech-
nungen vor ſelbigem jaͤrlich abgeleget § XVII, im-
gleichen muͤſſen alle juͤdiſche ehe-beredungen, und
andre der juͤden erbſchaft angehenden inſtrumente
von ſelbigem beſtaͤtiget werden. Wo aber der juͤ-
den gerichts-ſtand, in abſicht auf die dinglichen
klagen, ſeyn ſoll, beſaget § XVIII. Man ſehe im
uͤbrigen die oben (§ 102) angezogenen ſchriften,
auch den Hanneſen am a. o. § 8, Beck de iuri-
bus Iudaeorum,
den Boͤhmer, nach.

§ 6017
wo der ſchuz-
juͤden ſchlaͤ-
gerei-ſachen
hingehoͤren?

Jn ſachen des fiſcals zu N. wider die adeli-
chen gerichte zu N. in betreff der ſchlaͤgerei zweier
juͤden-weiber in irer ſchule, war die frage: ob die
beſtrafung diſes unfuges den adelichen gerichten,
oder dem land-rabbiner zuſtehe? der fiſcal behaub-
tete das leztere; hingegen glaubeten die adelichen
gerichte, ſie haͤtten diſe beguͤnſtigung mit grunde be-
ſtrafet. Es wurde daher fuͤr die leztere 1757 ge-
ſprochen. Jedoch appellirete der fiſcal.

§ 6018
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[892/0940] XXX h. von den gerichten und der uͤber die beſtrittene richtigkeit der ehen nach juͤdi- ſchen caͤrimonien an die fuͤrſtlichen conſiſtoria frei bleiben § XIIII. Die verbrechen und malefiz-ſa- chen, als mord, ehebruch, dibſtal, fleiſchliche vermiſchungen, auch andre in die hohe und geringe peinlichkeit laufenden verbrechen, gehoͤren nicht vor die rabbinen, ſondern die ordentliche oberkeit. Jm- mittels wird § XV dem rabbiner, wenn ein juͤde wider den andern eine perſoͤnliche klage erhebet, de- ren richt- und eroͤrterung unter gewiſſen beſchraͤn- kungen verſtattet. Der verſtorbenen juͤden verlaſ- ſenſchaft ſoll eines ieden ortes oberkeit von amts- wegen verrichten § XVI, auch das gebuͤrende ver- zeichnis von derſelben behoͤrig errichtet werden. Die bevormundung beſchihet von eines ieden ortes beamten, auch werden die vormundſchafts-rech- nungen vor ſelbigem jaͤrlich abgeleget § XVII, im- gleichen muͤſſen alle juͤdiſche ehe-beredungen, und andre der juͤden erbſchaft angehenden inſtrumente von ſelbigem beſtaͤtiget werden. Wo aber der juͤ- den gerichts-ſtand, in abſicht auf die dinglichen klagen, ſeyn ſoll, beſaget § XVIII. Man ſehe im uͤbrigen die oben (§ 102) angezogenen ſchriften, auch den Hanneſen am a. o. § 8, Beck de iuri- bus Iudaeorum, den Boͤhmer, nach. § 6017 Jn ſachen des fiſcals zu N. wider die adeli- chen gerichte zu N. in betreff der ſchlaͤgerei zweier juͤden-weiber in irer ſchule, war die frage: ob die beſtrafung diſes unfuges den adelichen gerichten, oder dem land-rabbiner zuſtehe? der fiſcal behaub- tete das leztere; hingegen glaubeten die adelichen gerichte, ſie haͤtten diſe beguͤnſtigung mit grunde be- ſtrafet. Es wurde daher fuͤr die leztere 1757 ge- ſprochen. Jedoch appellirete der fiſcal. § 6018

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/940>, abgerufen am 22.11.2024.