über die bestrittene richtigkeit der ehen nach jüdi- schen cärimonien an die fürstlichen consistoria frei bleiben § XIIII. Die verbrechen und malefiz-sa- chen, als mord, ehebruch, dibstal, fleischliche vermischungen, auch andre in die hohe und geringe peinlichkeit laufenden verbrechen, gehören nicht vor die rabbinen, sondern die ordentliche oberkeit. Jm- mittels wird § XV dem rabbiner, wenn ein jüde wider den andern eine persönliche klage erhebet, de- ren richt- und erörterung unter gewissen beschrän- kungen verstattet. Der verstorbenen jüden verlas- senschaft soll eines ieden ortes oberkeit von amts- wegen verrichten § XVI, auch das gebürende ver- zeichnis von derselben behörig errichtet werden. Die bevormundung beschihet von eines ieden ortes beamten, auch werden die vormundschafts-rech- nungen vor selbigem järlich abgeleget § XVII, im- gleichen müssen alle jüdische ehe-beredungen, und andre der jüden erbschaft angehenden instrumente von selbigem bestätiget werden. Wo aber der jü- den gerichts-stand, in absicht auf die dinglichen klagen, seyn soll, besaget § XVIII. Man sehe im übrigen die oben (§ 102) angezogenen schriften, auch den Hannesen am a. o. § 8, Beckde iuri- bus Iudaeorum, den Böhmer, nach.
§ 6017
wo der schuz- jüden schlä- gerei-sachen hingehören?
Jn sachen des fiscals zu N. wider die adeli- chen gerichte zu N. in betreff der schlägerei zweier jüden-weiber in irer schule, war die frage: ob die bestrafung dises unfuges den adelichen gerichten, oder dem land-rabbiner zustehe? der fiscal behaub- tete das leztere; hingegen glaubeten die adelichen gerichte, sie hätten dise begünstigung mit grunde be- strafet. Es wurde daher für die leztere 1757 ge- sprochen. Jedoch appellirete der fiscal.
§ 6018
XXX h. von den gerichten und der
uͤber die beſtrittene richtigkeit der ehen nach juͤdi- ſchen caͤrimonien an die fuͤrſtlichen conſiſtoria frei bleiben § XIIII. Die verbrechen und malefiz-ſa- chen, als mord, ehebruch, dibſtal, fleiſchliche vermiſchungen, auch andre in die hohe und geringe peinlichkeit laufenden verbrechen, gehoͤren nicht vor die rabbinen, ſondern die ordentliche oberkeit. Jm- mittels wird § XV dem rabbiner, wenn ein juͤde wider den andern eine perſoͤnliche klage erhebet, de- ren richt- und eroͤrterung unter gewiſſen beſchraͤn- kungen verſtattet. Der verſtorbenen juͤden verlaſ- ſenſchaft ſoll eines ieden ortes oberkeit von amts- wegen verrichten § XVI, auch das gebuͤrende ver- zeichnis von derſelben behoͤrig errichtet werden. Die bevormundung beſchihet von eines ieden ortes beamten, auch werden die vormundſchafts-rech- nungen vor ſelbigem jaͤrlich abgeleget § XVII, im- gleichen muͤſſen alle juͤdiſche ehe-beredungen, und andre der juͤden erbſchaft angehenden inſtrumente von ſelbigem beſtaͤtiget werden. Wo aber der juͤ- den gerichts-ſtand, in abſicht auf die dinglichen klagen, ſeyn ſoll, beſaget § XVIII. Man ſehe im uͤbrigen die oben (§ 102) angezogenen ſchriften, auch den Hanneſen am a. o. § 8, Beckde iuri- bus Iudaeorum, den Boͤhmer, nach.
§ 6017
wo der ſchuz- juͤden ſchlaͤ- gerei-ſachen hingehoͤren?
Jn ſachen des fiſcals zu N. wider die adeli- chen gerichte zu N. in betreff der ſchlaͤgerei zweier juͤden-weiber in irer ſchule, war die frage: ob die beſtrafung diſes unfuges den adelichen gerichten, oder dem land-rabbiner zuſtehe? der fiſcal behaub- tete das leztere; hingegen glaubeten die adelichen gerichte, ſie haͤtten diſe beguͤnſtigung mit grunde be- ſtrafet. Es wurde daher fuͤr die leztere 1757 ge- ſprochen. Jedoch appellirete der fiſcal.
§ 6018
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0940"n="892"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XXX</hi> h. von den gerichten und der</hi></fw><lb/>
uͤber die beſtrittene richtigkeit der ehen nach juͤdi-<lb/>ſchen caͤrimonien an die fuͤrſtlichen conſiſtoria frei<lb/>
bleiben § <hirendition="#aq">XIIII.</hi> Die verbrechen und malefiz-ſa-<lb/>
chen, als mord, ehebruch, dibſtal, fleiſchliche<lb/>
vermiſchungen, auch andre in die hohe und geringe<lb/>
peinlichkeit laufenden verbrechen, gehoͤren nicht vor<lb/>
die rabbinen, ſondern die ordentliche oberkeit. Jm-<lb/>
mittels wird § <hirendition="#aq">XV</hi> dem rabbiner, wenn ein juͤde<lb/>
wider den andern eine perſoͤnliche klage erhebet, de-<lb/>
ren richt- und eroͤrterung unter gewiſſen beſchraͤn-<lb/>
kungen verſtattet. Der verſtorbenen juͤden verlaſ-<lb/>ſenſchaft ſoll eines ieden ortes oberkeit von amts-<lb/>
wegen verrichten § <hirendition="#aq">XVI,</hi> auch das gebuͤrende ver-<lb/>
zeichnis von derſelben behoͤrig errichtet werden.<lb/>
Die bevormundung beſchihet von eines ieden ortes<lb/>
beamten, auch werden die vormundſchafts-rech-<lb/>
nungen vor ſelbigem jaͤrlich abgeleget § <hirendition="#aq">XVII,</hi> im-<lb/>
gleichen muͤſſen alle juͤdiſche ehe-beredungen, und<lb/>
andre der juͤden erbſchaft angehenden inſtrumente<lb/>
von ſelbigem beſtaͤtiget werden. Wo aber der juͤ-<lb/>
den gerichts-ſtand, in abſicht auf die dinglichen<lb/>
klagen, ſeyn ſoll, beſaget § <hirendition="#aq">XVIII.</hi> Man ſehe im<lb/>
uͤbrigen die oben (§ 102) angezogenen ſchriften,<lb/>
auch den <hirendition="#fr">Hanneſen</hi> am a. o. § 8, <hirendition="#fr">Beck</hi><hirendition="#aq">de iuri-<lb/>
bus Iudaeorum,</hi> den <hirendition="#fr">Boͤhmer,</hi> nach.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 6017</head><lb/><noteplace="left">wo der ſchuz-<lb/>
juͤden ſchlaͤ-<lb/>
gerei-ſachen<lb/>
hingehoͤren?</note><p>Jn ſachen des fiſcals zu N. wider die adeli-<lb/>
chen gerichte zu N. in betreff der ſchlaͤgerei zweier<lb/>
juͤden-weiber in irer ſchule, war die frage: ob die<lb/>
beſtrafung diſes unfuges den adelichen gerichten,<lb/>
oder dem land-rabbiner zuſtehe? der fiſcal behaub-<lb/>
tete das leztere; hingegen glaubeten die adelichen<lb/>
gerichte, ſie haͤtten diſe beguͤnſtigung mit grunde be-<lb/>ſtrafet. Es wurde daher fuͤr die leztere 1757 ge-<lb/>ſprochen. Jedoch appellirete der fiſcal.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§ 6018</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[892/0940]
XXX h. von den gerichten und der
uͤber die beſtrittene richtigkeit der ehen nach juͤdi-
ſchen caͤrimonien an die fuͤrſtlichen conſiſtoria frei
bleiben § XIIII. Die verbrechen und malefiz-ſa-
chen, als mord, ehebruch, dibſtal, fleiſchliche
vermiſchungen, auch andre in die hohe und geringe
peinlichkeit laufenden verbrechen, gehoͤren nicht vor
die rabbinen, ſondern die ordentliche oberkeit. Jm-
mittels wird § XV dem rabbiner, wenn ein juͤde
wider den andern eine perſoͤnliche klage erhebet, de-
ren richt- und eroͤrterung unter gewiſſen beſchraͤn-
kungen verſtattet. Der verſtorbenen juͤden verlaſ-
ſenſchaft ſoll eines ieden ortes oberkeit von amts-
wegen verrichten § XVI, auch das gebuͤrende ver-
zeichnis von derſelben behoͤrig errichtet werden.
Die bevormundung beſchihet von eines ieden ortes
beamten, auch werden die vormundſchafts-rech-
nungen vor ſelbigem jaͤrlich abgeleget § XVII, im-
gleichen muͤſſen alle juͤdiſche ehe-beredungen, und
andre der juͤden erbſchaft angehenden inſtrumente
von ſelbigem beſtaͤtiget werden. Wo aber der juͤ-
den gerichts-ſtand, in abſicht auf die dinglichen
klagen, ſeyn ſoll, beſaget § XVIII. Man ſehe im
uͤbrigen die oben (§ 102) angezogenen ſchriften,
auch den Hanneſen am a. o. § 8, Beck de iuri-
bus Iudaeorum, den Boͤhmer, nach.
§ 6017
Jn ſachen des fiſcals zu N. wider die adeli-
chen gerichte zu N. in betreff der ſchlaͤgerei zweier
juͤden-weiber in irer ſchule, war die frage: ob die
beſtrafung diſes unfuges den adelichen gerichten,
oder dem land-rabbiner zuſtehe? der fiſcal behaub-
tete das leztere; hingegen glaubeten die adelichen
gerichte, ſie haͤtten diſe beguͤnſtigung mit grunde be-
ſtrafet. Es wurde daher fuͤr die leztere 1757 ge-
ſprochen. Jedoch appellirete der fiſcal.
§ 6018
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/940>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.