rückzuge nach den winterquartiren beschäftigte glei- chen denen, welche im felde ligen. Nach teut- schem brauche kan der zum tode verurteilete über sein vermögen gebaren; jedoch nicht wie ein in der expedition befindlicher soldat. Denn, wofern der- selbe weder im streite, noch im lager, noch in ei- nem grenzschlosse wider den feind ist; sondern an- derswo sich aufhält, wo er in ruhe one feind ist, z. e. zu hauße etc; muß er sich nach der richtschnur der gemeinen rechte, bei stiftung seines lezten wil- lens, achten, wie auch dijenige, welche nur dem namen nach soldaten, oder ritter sind; dafern sie in der expedition sich nicht befinden, noch auf iren earavanen begriffen sind. Die erbeinsezung eines, welcher unter dem feinde dinet, verstattet das rö- mische recht nicht; der Teutsche aber machet einen unterschid: ob der feind dadurch verstärket wird, oder nicht? Jm ersten falle nimmt der fiscus des- selben erbanteil weg. Jm andern falle aber fället das im testamente zugedachte dem erben anheim. Der Eggenbrechtde potestate superioris in im- mutandis vltimis voluntatibus, Altd. 1719 bleibet dißfalls bei dem römischen rechte; sihe den von Neumann § 550, wo er die rechtslehrer hirzu anzihet. Besage des kur-mainzischen kregesregle- mentes vom 20ten nov. 1743 th. II, § 16, s. 13, mag ein soldat testiren, wie er will, und kan, vor 2 unsträflichen zeugen, es sei im felde, auf mar- schen, in besazung, feindlicher noht, in sommer- und winterquartiren; und s. 14, § 18, er kan auch unterschidliche erben in seinem testamente ein- sezen, und z. e. einem gelt, dem andern kleidun- gen, dem dritten dises, oder jenes gut vermachen; so ist jedoch dessen testament, der einsezung ver- schidener erben ungeachtet, allezeit kräftig, auch unverwerflich, und hat darin der bekannte lex fal-
cidia
II buch, LXXII haubtſtuͤck,
ruͤckzuge nach den winterquartiren beſchaͤftigte glei- chen denen, welche im felde ligen. Nach teut- ſchem brauche kan der zum tode verurteilete uͤber ſein vermoͤgen gebaren; jedoch nicht wie ein in der expedition befindlicher ſoldat. Denn, wofern der- ſelbe weder im ſtreite, noch im lager, noch in ei- nem grenzſchloſſe wider den feind iſt; ſondern an- derswo ſich aufhaͤlt, wo er in ruhe one feind iſt, z. e. zu hauße ꝛc; muß er ſich nach der richtſchnur der gemeinen rechte, bei ſtiftung ſeines lezten wil- lens, achten, wie auch dijenige, welche nur dem namen nach ſoldaten, oder ritter ſind; dafern ſie in der expedition ſich nicht befinden, noch auf iren earavanen begriffen ſind. Die erbeinſezung eines, welcher unter dem feinde dinet, verſtattet das roͤ- miſche recht nicht; der Teutſche aber machet einen unterſchid: ob der feind dadurch verſtaͤrket wird, oder nicht? Jm erſten falle nimmt der fiſcus deſ- ſelben erbanteil weg. Jm andern falle aber faͤllet das im teſtamente zugedachte dem erben anheim. Der Eggenbrechtde poteſtate ſuperioris in im- mutandis vltimis voluntatibus, Altd. 1719 bleibet dißfalls bei dem roͤmiſchen rechte; ſihe den von Neumann § 550, wo er die rechtslehrer hirzu anzihet. Beſage des kur-mainziſchen kregesregle- mentes vom 20ten nov. 1743 th. II, § 16, ſ. 13, mag ein ſoldat teſtiren, wie er will, und kan, vor 2 unſtraͤflichen zeugen, es ſei im felde, auf mar- ſchen, in beſazung, feindlicher noht, in ſommer- und winterquartiren; und ſ. 14, § 18, er kan auch unterſchidliche erben in ſeinem teſtamente ein- ſezen, und z. e. einem gelt, dem andern kleidun- gen, dem dritten diſes, oder jenes gut vermachen; ſo iſt jedoch deſſen teſtament, der einſezung ver- ſchidener erben ungeachtet, allezeit kraͤftig, auch unverwerflich, und hat darin der bekannte lex fal-
cidia
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II buch, LXXII haubtſtuͤck,
ruͤckzuge nach den winterquartiren beſchaͤftigte glei-
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ſchem brauche kan der zum tode verurteilete uͤber
ſein vermoͤgen gebaren; jedoch nicht wie ein in der
expedition befindlicher ſoldat. Denn, wofern der-
ſelbe weder im ſtreite, noch im lager, noch in ei-
nem grenzſchloſſe wider den feind iſt; ſondern an-
derswo ſich aufhaͤlt, wo er in ruhe one feind iſt,
z. e. zu hauße ꝛc; muß er ſich nach der richtſchnur
der gemeinen rechte, bei ſtiftung ſeines lezten wil-
lens, achten, wie auch dijenige, welche nur dem
namen nach ſoldaten, oder ritter ſind; dafern ſie
in der expedition ſich nicht befinden, noch auf iren
earavanen begriffen ſind. Die erbeinſezung eines,
welcher unter dem feinde dinet, verſtattet das roͤ-
miſche recht nicht; der Teutſche aber machet einen
unterſchid: ob der feind dadurch verſtaͤrket wird,
oder nicht? Jm erſten falle nimmt der fiſcus deſ-
ſelben erbanteil weg. Jm andern falle aber faͤllet
das im teſtamente zugedachte dem erben anheim.
Der Eggenbrecht de poteſtate ſuperioris in im-
mutandis vltimis voluntatibus, Altd. 1719 bleibet
dißfalls bei dem roͤmiſchen rechte; ſihe den von
Neumann § 550, wo er die rechtslehrer hirzu
anzihet. Beſage des kur-mainziſchen kregesregle-
mentes vom 20ten nov. 1743 th. II, § 16, ſ. 13,
mag ein ſoldat teſtiren, wie er will, und kan, vor
2 unſtraͤflichen zeugen, es ſei im felde, auf mar-
ſchen, in beſazung, feindlicher noht, in ſommer-
und winterquartiren; und ſ. 14, § 18, er kan
auch unterſchidliche erben in ſeinem teſtamente ein-
ſezen, und z. e. einem gelt, dem andern kleidun-
gen, dem dritten diſes, oder jenes gut vermachen;
ſo iſt jedoch deſſen teſtament, der einſezung ver-
ſchidener erben ungeachtet, allezeit kraͤftig, auch
unverwerflich, und hat darin der bekannte lex fal-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1020. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1044>, abgerufen am 22.11.2024.
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