ob man der sta- tutarischen portion entsa- gen kan?
Der statutarischen portion kan sowohl aus- drücklich, als auch stillschweigend entsaget werden (§ 734), Carl Frid. Walchde renunciat. portion. statut. tacita, Jena 1760, § 7 fg. So bald ehe- und erbfolge-gedinge errichtet werden, wird, nach der regel, der statutarischen portion stillschweigend entsaget. Wofern aber ein ehegatt zum erben von seinen andern ehegenossen eingesezet worden ist, und derselbe das testament anerkennet, kan er hernach- mals zur statutarischen portion nicht wider zurück- keren, Schacher cap. 2 n. 47 fgg. s. 30 fg., cap. 3 n. 162. Denn, wenn man einmal die verordnung des römischen rechtes annimmt; so kan man nach- her das teutsche recht nicht wider zu hülfe nemen. Daher ist einem solchen ehegatten die cautel nötig, und nüzlich: daß er die erbschaft mit einer rechts- verwarung wegen aufrechterhaltung der statutari- schen portion antrete, welche auch sonst iren nuz haben kan; z. e. wenn der ehegatt den andern, mit übergehung der kinder, zum erben einsezet, und das testament durch die querelam inofficiosi testamenti aufgehoben wird, Schacher cap. 2 n. 121, 122 s. 39. Jnzwischen wird durch dise nicht aller or- ten die zurückfoderung seines eingebrachten, und beigewendeten vermögens benommen. Diselbe kan auch durch den innerlichen zuwachs, aber nicht durch den äusserlichen, nach getrenneter ehe, verme- ret werden. Ob aber selbige auf die erben über- gehe, bevor sie der überbleibende ehegatt angenom- men hat? Nach der analogie der teutschen rechten ist dise frage zu bejahen; allein die civilisten ver- neinen sie, von Pufendorf th. III obs. 177 § 3 f. 473.
§ 3041
II buch, LXXX haubtſtuͤck,
§ 3040
ob man der ſta- tutariſchen portion entſa- gen kan?
Der ſtatutariſchen portion kan ſowohl aus- druͤcklich, als auch ſtillſchweigend entſaget werden (§ 734), Carl Frid. Walchde renunciat. portion. ſtatut. tacita, Jena 1760, § 7 fg. So bald ehe- und erbfolge-gedinge errichtet werden, wird, nach der regel, der ſtatutariſchen portion ſtillſchweigend entſaget. Wofern aber ein ehegatt zum erben von ſeinen andern ehegenoſſen eingeſezet worden iſt, und derſelbe das teſtament anerkennet, kan er hernach- mals zur ſtatutariſchen portion nicht wider zuruͤck- keren, Schacher cap. 2 n. 47 fgg. ſ. 30 fg., cap. 3 n. 162. Denn, wenn man einmal die verordnung des roͤmiſchen rechtes annimmt; ſo kan man nach- her das teutſche recht nicht wider zu huͤlfe nemen. Daher iſt einem ſolchen ehegatten die cautel noͤtig, und nuͤzlich: daß er die erbſchaft mit einer rechts- verwarung wegen aufrechterhaltung der ſtatutari- ſchen portion antrete, welche auch ſonſt iren nuz haben kan; z. e. wenn der ehegatt den andern, mit uͤbergehung der kinder, zum erben einſezet, und das teſtament durch die querelam inofficioſi teſtamenti aufgehoben wird, Schacher cap. 2 n. 121, 122 ſ. 39. Jnzwiſchen wird durch diſe nicht aller or- ten die zuruͤckfoderung ſeines eingebrachten, und beigewendeten vermoͤgens benommen. Diſelbe kan auch durch den innerlichen zuwachs, aber nicht durch den aͤuſſerlichen, nach getrenneter ehe, verme- ret werden. Ob aber ſelbige auf die erben uͤber- gehe, bevor ſie der uͤberbleibende ehegatt angenom- men hat? Nach der analogie der teutſchen rechten iſt diſe frage zu bejahen; allein die civiliſten ver- neinen ſie, von Pufendorf th. III obſ. 177 § 3 f. 473.
§ 3041
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f1094"n="1070"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II</hi> buch, <hirendition="#aq">LXXX</hi> haubtſtuͤck,</hi></fw><lb/><divn="2"><head>§ 3040</head><lb/><noteplace="left">ob man der ſta-<lb/>
tutariſchen<lb/>
portion entſa-<lb/>
gen kan?</note><p>Der ſtatutariſchen portion kan ſowohl aus-<lb/>
druͤcklich, als auch ſtillſchweigend entſaget werden (§<lb/>
734), <hirendition="#fr">Carl Frid. Walch</hi><hirendition="#aq">de renunciat. portion.<lb/>ſtatut. tacita,</hi> Jena 1760, § 7 fg. So bald ehe-<lb/>
und erbfolge-gedinge errichtet werden, wird, nach<lb/>
der regel, der ſtatutariſchen portion ſtillſchweigend<lb/>
entſaget. Wofern aber ein ehegatt zum erben von<lb/>ſeinen andern ehegenoſſen eingeſezet worden iſt, und<lb/>
derſelbe das teſtament anerkennet, kan er hernach-<lb/>
mals zur ſtatutariſchen portion nicht wider zuruͤck-<lb/>
keren, <hirendition="#fr">Schacher</hi> cap. 2 n. 47 fgg. ſ. 30 fg., cap. 3<lb/>
n. 162. Denn, wenn man einmal die verordnung<lb/>
des roͤmiſchen rechtes annimmt; ſo kan man nach-<lb/>
her das teutſche recht nicht wider zu huͤlfe nemen.<lb/>
Daher iſt einem ſolchen ehegatten die cautel noͤtig,<lb/>
und nuͤzlich: daß er die erbſchaft mit einer rechts-<lb/>
verwarung wegen aufrechterhaltung der ſtatutari-<lb/>ſchen portion antrete, welche auch ſonſt iren nuz<lb/>
haben kan; z. e. wenn der ehegatt den andern, mit<lb/>
uͤbergehung der kinder, zum erben einſezet, und das<lb/>
teſtament durch die querelam inofficioſi teſtamenti<lb/>
aufgehoben wird, <hirendition="#fr">Schacher</hi> cap. 2 n. 121, 122<lb/>ſ. 39. Jnzwiſchen wird durch diſe nicht aller or-<lb/>
ten die zuruͤckfoderung ſeines eingebrachten, und<lb/>
beigewendeten vermoͤgens benommen. Diſelbe<lb/>
kan auch durch den innerlichen zuwachs, aber nicht<lb/>
durch den aͤuſſerlichen, nach getrenneter ehe, verme-<lb/>
ret werden. Ob aber ſelbige auf die erben uͤber-<lb/>
gehe, bevor ſie der uͤberbleibende ehegatt angenom-<lb/>
men hat? Nach der analogie der teutſchen rechten<lb/>
iſt diſe frage zu bejahen; allein die civiliſten ver-<lb/>
neinen ſie, <hirendition="#fr">von Pufendorf</hi> th. <hirendition="#aq">III obſ.</hi> 177 § 3<lb/>
f. 473.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§ 3041</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[1070/1094]
II buch, LXXX haubtſtuͤck,
§ 3040
Der ſtatutariſchen portion kan ſowohl aus-
druͤcklich, als auch ſtillſchweigend entſaget werden (§
734), Carl Frid. Walch de renunciat. portion.
ſtatut. tacita, Jena 1760, § 7 fg. So bald ehe-
und erbfolge-gedinge errichtet werden, wird, nach
der regel, der ſtatutariſchen portion ſtillſchweigend
entſaget. Wofern aber ein ehegatt zum erben von
ſeinen andern ehegenoſſen eingeſezet worden iſt, und
derſelbe das teſtament anerkennet, kan er hernach-
mals zur ſtatutariſchen portion nicht wider zuruͤck-
keren, Schacher cap. 2 n. 47 fgg. ſ. 30 fg., cap. 3
n. 162. Denn, wenn man einmal die verordnung
des roͤmiſchen rechtes annimmt; ſo kan man nach-
her das teutſche recht nicht wider zu huͤlfe nemen.
Daher iſt einem ſolchen ehegatten die cautel noͤtig,
und nuͤzlich: daß er die erbſchaft mit einer rechts-
verwarung wegen aufrechterhaltung der ſtatutari-
ſchen portion antrete, welche auch ſonſt iren nuz
haben kan; z. e. wenn der ehegatt den andern, mit
uͤbergehung der kinder, zum erben einſezet, und das
teſtament durch die querelam inofficioſi teſtamenti
aufgehoben wird, Schacher cap. 2 n. 121, 122
ſ. 39. Jnzwiſchen wird durch diſe nicht aller or-
ten die zuruͤckfoderung ſeines eingebrachten, und
beigewendeten vermoͤgens benommen. Diſelbe
kan auch durch den innerlichen zuwachs, aber nicht
durch den aͤuſſerlichen, nach getrenneter ehe, verme-
ret werden. Ob aber ſelbige auf die erben uͤber-
gehe, bevor ſie der uͤberbleibende ehegatt angenom-
men hat? Nach der analogie der teutſchen rechten
iſt diſe frage zu bejahen; allein die civiliſten ver-
neinen ſie, von Pufendorf th. III obſ. 177 § 3
f. 473.
§ 3041
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1070. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1094>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.