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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III b. V haubtst. von der gefärde etc.
saz dem andern zu schaden ist nicht |zu dulten. Ein
anders ist die erlaubete list, Joh. Christoph Har-
tung
de astu iure non imbrobato. Jena 1690.

§ 3517

Die Teutsche hatten disen saz: versehen giltvon dem ver-
sehen.

auch: wenn allso gleich einer sagete: ich habe es
nicht gern getan; sahe man doch nicht darauf, son-
dern man sagete: versehen ist versehen. Der schwa-
benspigel meldet cap. CCXLIII, CCXLIIII, CCXLVI,
daß, wer etwas gelihen hat, solches besser, dann sein
eigen gut pflegen solle. Von den dreien römischen
gattungen des versehens wußten allso die Teutsche
nichts. Bei der anwendung sahe man darauf:
wer lon bekömmt, muß für das versehen mehr
haften, als der etwas umsonst tut; und wer ge-
winnen will, muß auch mit tragen. Wo allso
auf beiden seiten ein vorteil erlanget werden will,
allda muß auch das versehen zugleich geleistet wer-
den, und wenn man die sache nicht, wie die seini-
ge behandelt, da ist der zugefügete schaden zu er-
statten, Frid. Es. von Pufendorf de culpa, Lemgo
1741, gr. 8v.

Sechstes haubtstück
vom zwange, und drange.

Auch disem ist der Teutsche gar nicht hold. Das
sprüchwort lautet: Mein bruder und ich schlu-
gen einen kranken. Unter grossen herren, welche
im krige befangen sind, gilt die ausflucht der furcht
nicht, weil sonst kein fride bestehen würde (§ 3522
des 2ten th.). Der feind hat brandschazung zu
fodern; wird aber geschlagen; Er kan deshalber
doch die versprochene brandschazung fodern; iedoch

glauben

III b. V haubtſt. von der gefaͤrde ꝛc.
ſaz dem andern zu ſchaden iſt nicht |zu dulten. Ein
anders iſt die erlaubete liſt, Joh. Chriſtoph Har-
tung
de aſtu iure non imbrobato. Jena 1690.

§ 3517

Die Teutſche hatten diſen ſaz: verſehen giltvon dem ver-
ſehen.

auch: wenn allſo gleich einer ſagete: ich habe es
nicht gern getan; ſahe man doch nicht darauf, ſon-
dern man ſagete: verſehen iſt verſehen. Der ſchwa-
benſpigel meldet cap. CCXLIII, CCXLIIII, CCXLVI,
daß, wer etwas gelihen hat, ſolches beſſer, dann ſein
eigen gut pflegen ſolle. Von den dreien roͤmiſchen
gattungen des verſehens wußten allſo die Teutſche
nichts. Bei der anwendung ſahe man darauf:
wer lon bekoͤmmt, muß fuͤr das verſehen mehr
haften, als der etwas umſonſt tut; und wer ge-
winnen will, muß auch mit tragen. Wo allſo
auf beiden ſeiten ein vorteil erlanget werden will,
allda muß auch das verſehen zugleich geleiſtet wer-
den, und wenn man die ſache nicht, wie die ſeini-
ge behandelt, da iſt der zugefuͤgete ſchaden zu er-
ſtatten, Frid. Eſ. von Pufendorf de culpa, Lemgo
1741, gr. 8v.

Sechſtes haubtſtuͤck
vom zwange, und drange.

Auch diſem iſt der Teutſche gar nicht hold. Das
ſpruͤchwort lautet: Mein bruder und ich ſchlu-
gen einen kranken. Unter groſſen herren, welche
im krige befangen ſind, gilt die ausflucht der furcht
nicht, weil ſonſt kein fride beſtehen wuͤrde (§ 3522
des 2ten th.). Der feind hat brandſchazung zu
fodern; wird aber geſchlagen; Er kan deshalber
doch die verſprochene brandſchazung fodern; iedoch

glauben
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[1195/1219] III b. V haubtſt. von der gefaͤrde ꝛc. ſaz dem andern zu ſchaden iſt nicht |zu dulten. Ein anders iſt die erlaubete liſt, Joh. Chriſtoph Har- tung de aſtu iure non imbrobato. Jena 1690. § 3517 Die Teutſche hatten diſen ſaz: verſehen gilt auch: wenn allſo gleich einer ſagete: ich habe es nicht gern getan; ſahe man doch nicht darauf, ſon- dern man ſagete: verſehen iſt verſehen. Der ſchwa- benſpigel meldet cap. CCXLIII, CCXLIIII, CCXLVI, daß, wer etwas gelihen hat, ſolches beſſer, dann ſein eigen gut pflegen ſolle. Von den dreien roͤmiſchen gattungen des verſehens wußten allſo die Teutſche nichts. Bei der anwendung ſahe man darauf: wer lon bekoͤmmt, muß fuͤr das verſehen mehr haften, als der etwas umſonſt tut; und wer ge- winnen will, muß auch mit tragen. Wo allſo auf beiden ſeiten ein vorteil erlanget werden will, allda muß auch das verſehen zugleich geleiſtet wer- den, und wenn man die ſache nicht, wie die ſeini- ge behandelt, da iſt der zugefuͤgete ſchaden zu er- ſtatten, Frid. Eſ. von Pufendorf de culpa, Lemgo 1741, gr. 8v. von dem ver- ſehen. Sechſtes haubtſtuͤck vom zwange, und drange. Auch diſem iſt der Teutſche gar nicht hold. Das ſpruͤchwort lautet: Mein bruder und ich ſchlu- gen einen kranken. Unter groſſen herren, welche im krige befangen ſind, gilt die ausflucht der furcht nicht, weil ſonſt kein fride beſtehen wuͤrde (§ 3522 des 2ten th.). Der feind hat brandſchazung zu fodern; wird aber geſchlagen; Er kan deshalber doch die verſprochene brandſchazung fodern; iedoch glauben

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1219>, abgerufen am 22.11.2024.