Eilftes Haubtstück von den geistlichen, und laien. § 89
von dem got- tesdinste der alten Teut- schen, den gö- zen-dinern, der religion, auch den gottheiten.
Die alte Teutsche werden nach damaliger art merenteils, als tugendhafte, getreue, er- bare, keusche, tapfere, und gottesfürchtige leute, da sie noch sich im heidentume befanden, beschri- ben. Sie hatten ire bestimmete art, und weise, iren göttern zu dinen, und diselben zu verehren; welche die religion darstellet. Jren gott nenneten sie, als heiden, einen vater, und weil die geistli- che den gottesdinst zu verrichten hatten, wurden auch dise mit den ehren-titeln: Väter, beleget, welches nach dem grichischen papa, vater, den anlaß zum worte: papen, Haltaus sp. 1459 un- ter dem worte: pfaff, Joh. Dav. Koehlerde veterum recentiorumque Germanor. scholis solitis et solidis, Altd. 1725, Sect. I, § 2, s. 12 fg., paffen, pfaffen etc gegeben hat. Weshalber noch in den Reichsfazungen die pfaffenfürsten fürkom- men, welche den laienfürsten entgegen gesezet wer- den. Jm neunten jarhunderte eignete sich der bi- schoff zu Rom den namen: papa, pabst, allein zu, weil er vater der selen seyn wollte, meine abh. von der freiheit der teutschen kirchen, 1766, 8v, s. 92, § 102. Jm heidentume hatten die geistli- che vilerlei benennungen, und waren mit iren di- nern, auch untergebenen, versehen. Unter den geistlichen sind besonders die Druiden ehedem im grossen ansehen gewesen; sowohl wegen der besor- gung des gottesdinstes, als auch bei der handha- bung der gerechtigkeit; und der verwaltung in bürgerlichen, und peinlichen fällen; imgleichen hatten sie grossen einfluß bei den stats-geschäfften.
Diweil
XI haubtſt. von den geiſtlichen,
Eilftes Haubtſtuͤck von den geiſtlichen, und laien. § 89
von dem got- tesdinſte der alten Teut- ſchen, den goͤ- zen-dinern, der religion, auch den gottheiten.
Die alte Teutſche werden nach damaliger art merenteils, als tugendhafte, getreue, er- bare, keuſche, tapfere, und gottesfuͤrchtige leute, da ſie noch ſich im heidentume befanden, beſchri- ben. Sie hatten ire beſtimmete art, und weiſe, iren goͤttern zu dinen, und diſelben zu verehren; welche die religion darſtellet. Jren gott nenneten ſie, als heiden, einen vater, und weil die geiſtli- che den gottesdinſt zu verrichten hatten, wurden auch diſe mit den ehren-titeln: Vaͤter, beleget, welches nach dem grichiſchen παπα, vater, den anlaß zum worte: papen, Haltaus ſp. 1459 un- ter dem worte: pfaff, Joh. Dav. Koehlerde veterum recentiorumque Germanor. ſcholis ſolitis et ſolidis, Altd. 1725, Sect. I, § 2, ſ. 12 fg., paffen, pfaffen ꝛc gegeben hat. Weshalber noch in den Reichsfazungen die pfaffenfuͤrſten fuͤrkom- men, welche den laienfuͤrſten entgegen geſezet wer- den. Jm neunten jarhunderte eignete ſich der bi- ſchoff zu Rom den namen: papa, pabſt, allein zu, weil er vater der ſelen ſeyn wollte, meine abh. von der freiheit der teutſchen kirchen, 1766, 8v, ſ. 92, § 102. Jm heidentume hatten die geiſtli- che vilerlei benennungen, und waren mit iren di- nern, auch untergebenen, verſehen. Unter den geiſtlichen ſind beſonders die Druiden ehedem im groſſen anſehen geweſen; ſowohl wegen der beſor- gung des gottesdinſtes, als auch bei der handha- bung der gerechtigkeit; und der verwaltung in buͤrgerlichen, und peinlichen faͤllen; imgleichen hatten ſie groſſen einfluß bei den ſtats-geſchaͤfften.
Diweil
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XI haubtſt. von den geiſtlichen,
Eilftes Haubtſtuͤck
von den geiſtlichen, und laien.
§ 89
Die alte Teutſche werden nach damaliger art
merenteils, als tugendhafte, getreue, er-
bare, keuſche, tapfere, und gottesfuͤrchtige leute,
da ſie noch ſich im heidentume befanden, beſchri-
ben. Sie hatten ire beſtimmete art, und weiſe,
iren goͤttern zu dinen, und diſelben zu verehren;
welche die religion darſtellet. Jren gott nenneten
ſie, als heiden, einen vater, und weil die geiſtli-
che den gottesdinſt zu verrichten hatten, wurden
auch diſe mit den ehren-titeln: Vaͤter, beleget,
welches nach dem grichiſchen παπα, vater, den
anlaß zum worte: papen, Haltaus ſp. 1459 un-
ter dem worte: pfaff, Joh. Dav. Koehler de
veterum recentiorumque Germanor. ſcholis ſolitis
et ſolidis, Altd. 1725, Sect. I, § 2, ſ. 12 fg.,
paffen, pfaffen ꝛc gegeben hat. Weshalber noch
in den Reichsfazungen die pfaffenfuͤrſten fuͤrkom-
men, welche den laienfuͤrſten entgegen geſezet wer-
den. Jm neunten jarhunderte eignete ſich der bi-
ſchoff zu Rom den namen: papa, pabſt, allein
zu, weil er vater der ſelen ſeyn wollte, meine abh.
von der freiheit der teutſchen kirchen, 1766, 8v,
ſ. 92, § 102. Jm heidentume hatten die geiſtli-
che vilerlei benennungen, und waren mit iren di-
nern, auch untergebenen, verſehen. Unter den
geiſtlichen ſind beſonders die Druiden ehedem im
groſſen anſehen geweſen; ſowohl wegen der beſor-
gung des gottesdinſtes, als auch bei der handha-
bung der gerechtigkeit; und der verwaltung in
buͤrgerlichen, und peinlichen faͤllen; imgleichen
hatten ſie groſſen einfluß bei den ſtats-geſchaͤfften.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/122>, abgerufen am 21.11.2024.
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