Vor kurzem hat die hisige juristen-facultaet nach diser lehre gesprochen nach Rotenburg an der Tauber, als die frage vorkam: ob dises ein drang sey? ich will der baaße nimmermehr über die schwel- le gehen, wenn sie das testament ändert? Teils die libkosungen, welche die erbin gebraucht hatte, wurden für erlaubet geachtet; teils dise worte für einen drang nicht erkannt.
Dreizehentes haubtstück vom lachen über etwas, und dem scherze. § 3544
Man machet einen unterschid zwischen lachen, und schmuzeln. Das leztere zeiget einen beifall an, man habe nämlich nichts wider die sache. Dahingegen bedeutet das lachen über etwas jewei- len seine verachtung darüber bezeugen. Als Tho- mas Münster gefoltert wurde, lachete er darüber. Ehedem wurde zu den feierlichkeiten eines handels jeweilen lachender mund, und fröliches antliz erfo- dert, Haltaus sp. 1151. Man hat darnebst die lachenden erben. Christian Dondorfde risu iuri- dico, Leipz. 1689. Von dem lachen ist der scherz, kurzweil, das aufzihen, schrauben, spotten, vexiren, höhnen etc zu unterscheiden. Der scherz wird in den anständigen, auch unanständigen eingeteilet. Diser kan zu einer begünstigung, und zum verbre- chen ausschlagen, und bestrafet werden, Joachim Hoppde ioco, Frankf. an der Od. 1682, cap. 1 § 21 fgg., Joh. Volkm. Bechmannde iure face-
tiarum
III b., XIII h. vom lachen ꝛc.
Zwoͤlftes haubtſtuͤck von den libkoſungen.
Vor kurzem hat die hiſige juriſten-facultaet nach diſer lehre geſprochen nach Rotenburg an der Tauber, als die frage vorkam: ob diſes ein drang ſey? ich will der baaße nimmermehr uͤber die ſchwel- le gehen, wenn ſie das teſtament aͤndert? Teils die libkoſungen, welche die erbin gebraucht hatte, wurden fuͤr erlaubet geachtet; teils diſe worte fuͤr einen drang nicht erkannt.
Dreizehentes haubtſtuͤck vom lachen uͤber etwas, und dem ſcherze. § 3544
Man machet einen unterſchid zwiſchen lachen, und ſchmuzeln. Das leztere zeiget einen beifall an, man habe naͤmlich nichts wider die ſache. Dahingegen bedeutet das lachen uͤber etwas jewei- len ſeine verachtung daruͤber bezeugen. Als Tho- mas Muͤnſter gefoltert wurde, lachete er daruͤber. Ehedem wurde zu den feierlichkeiten eines handels jeweilen lachender mund, und froͤliches antliz erfo- dert, Haltaus ſp. 1151. Man hat darnebſt die lachenden erben. Chriſtian Dondorfde riſu iuri- dico, Leipz. 1689. Von dem lachen iſt der ſcherz, kurzweil, das aufzihen, ſchrauben, ſpotten, vexiren, hoͤhnen ꝛc zu unterſcheiden. Der ſcherz wird in den anſtaͤndigen, auch unanſtaͤndigen eingeteilet. Diſer kan zu einer beguͤnſtigung, und zum verbre- chen ausſchlagen, und beſtrafet werden, Joachim Hoppde ioco, Frankf. an der Od. 1682, cap. 1 § 21 fgg., Joh. Volkm. Bechmannde iure face-
tiarum
<TEI><text><body><pbfacs="#f1222"n="1198"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III</hi> b., <hirendition="#aq">XIII</hi> h. vom lachen ꝛc.</hi></fw><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Zwoͤlftes haubtſtuͤck<lb/><hirendition="#g">von den libkoſungen</hi>.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">V</hi>or kurzem hat die hiſige juriſten-facultaet nach<lb/>
diſer lehre geſprochen nach Rotenburg an der<lb/>
Tauber, als die frage vorkam: ob diſes ein drang<lb/>ſey? ich will der baaße nimmermehr uͤber die ſchwel-<lb/>
le gehen, wenn ſie das teſtament aͤndert? Teils<lb/>
die libkoſungen, welche die erbin gebraucht hatte,<lb/>
wurden fuͤr erlaubet geachtet; teils diſe worte fuͤr<lb/>
einen drang nicht erkannt.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Dreizehentes haubtſtuͤck<lb/>
vom<lb/>
lachen uͤber etwas, und dem ſcherze.</hi><lb/>
§ 3544</head><lb/><p><hirendition="#in">M</hi>an machet einen unterſchid zwiſchen lachen,<lb/>
und ſchmuzeln. Das leztere zeiget einen<lb/>
beifall an, man habe naͤmlich nichts wider die ſache.<lb/>
Dahingegen bedeutet das lachen uͤber etwas jewei-<lb/>
len ſeine verachtung daruͤber bezeugen. Als Tho-<lb/>
mas Muͤnſter gefoltert wurde, lachete er daruͤber.<lb/>
Ehedem wurde zu den feierlichkeiten eines handels<lb/>
jeweilen lachender mund, und froͤliches antliz erfo-<lb/>
dert, <hirendition="#fr">Haltaus</hi>ſp. 1151. Man hat darnebſt die<lb/>
lachenden erben. <hirendition="#fr">Chriſtian Dondorf</hi><hirendition="#aq">de riſu iuri-<lb/>
dico,</hi> Leipz. 1689. Von dem lachen iſt der ſcherz,<lb/>
kurzweil, das aufzihen, ſchrauben, ſpotten, vexiren,<lb/>
hoͤhnen ꝛc zu unterſcheiden. Der ſcherz wird in<lb/>
den anſtaͤndigen, auch unanſtaͤndigen eingeteilet.<lb/>
Diſer kan zu einer beguͤnſtigung, und zum verbre-<lb/>
chen ausſchlagen, und beſtrafet werden, <hirendition="#fr">Joachim<lb/>
Hopp</hi><hirendition="#aq">de ioco,</hi> Frankf. an der Od. 1682, <hirendition="#aq">cap.</hi> 1 §<lb/>
21 fgg., <hirendition="#fr">Joh. Volkm. Bechmann</hi><hirendition="#aq">de iure face-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">tiarum</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[1198/1222]
III b., XIII h. vom lachen ꝛc.
Zwoͤlftes haubtſtuͤck
von den libkoſungen.
Vor kurzem hat die hiſige juriſten-facultaet nach
diſer lehre geſprochen nach Rotenburg an der
Tauber, als die frage vorkam: ob diſes ein drang
ſey? ich will der baaße nimmermehr uͤber die ſchwel-
le gehen, wenn ſie das teſtament aͤndert? Teils
die libkoſungen, welche die erbin gebraucht hatte,
wurden fuͤr erlaubet geachtet; teils diſe worte fuͤr
einen drang nicht erkannt.
Dreizehentes haubtſtuͤck
vom
lachen uͤber etwas, und dem ſcherze.
§ 3544
Man machet einen unterſchid zwiſchen lachen,
und ſchmuzeln. Das leztere zeiget einen
beifall an, man habe naͤmlich nichts wider die ſache.
Dahingegen bedeutet das lachen uͤber etwas jewei-
len ſeine verachtung daruͤber bezeugen. Als Tho-
mas Muͤnſter gefoltert wurde, lachete er daruͤber.
Ehedem wurde zu den feierlichkeiten eines handels
jeweilen lachender mund, und froͤliches antliz erfo-
dert, Haltaus ſp. 1151. Man hat darnebſt die
lachenden erben. Chriſtian Dondorf de riſu iuri-
dico, Leipz. 1689. Von dem lachen iſt der ſcherz,
kurzweil, das aufzihen, ſchrauben, ſpotten, vexiren,
hoͤhnen ꝛc zu unterſcheiden. Der ſcherz wird in
den anſtaͤndigen, auch unanſtaͤndigen eingeteilet.
Diſer kan zu einer beguͤnſtigung, und zum verbre-
chen ausſchlagen, und beſtrafet werden, Joachim
Hopp de ioco, Frankf. an der Od. 1682, cap. 1 §
21 fgg., Joh. Volkm. Bechmann de iure face-
tiarum
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1222>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.