Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
vom kaufe und verkaufe.
§ 4115

Gnadenkauf heisset 1) wenn man einem wohlfeilGnabenkauf.
und um ein spottgelt etwas überlässet; Haltaus s.
656; 2) machet der Harpprecht: de venditione gra-
tiosa,
aus dem freunde-kauf ein geschäft, welches aus
einem kaufe, und einer schenkung gemischet ist. Der
aelterliche anschlag der güter gehöret zum gnaden-
kaufe. Nach Harpprechts gesinnung kan ein
vater mit seinem kinde wegen der väterlichen ge-
walt, einen freundekauf nicht schlüssen, num. 211-
222. Rathsam ists demnach, daß der vater das
kind vorher emancipire. Mit der mutter einen
solchen gnadenkauf zu schlüßen, hat es kein beden-
ken; weil eine römische väterliche gewalt nicht im
wege stehet.

§ 4116

Bewegliche sachen bedürfen nur der einwilli-der kauf ist ein
geding.

gung des verkäufers, und käufers. Unbewegli-
che sachen aber erfodern noch die gerichtliche bestä-
tigung (§ 4774) wie ich in sachen Floto wider seinen
abkäufer des klaubzahles bei Nidda, ausgefüret
habe.

§ 4117

Bei verkaufung eines hauses wird öfters derschlüsselgelt,
herdegelt.

frau noch besonders das schlüsselgelt in die schürze
ausbehalten. Man nennet es auch herde-gelt von
übergebung des feuerheerdes, Haltaus sp. 892 fg.
Jn Sachsen bedeutet herde-gelt, was man hir zu
Marburg den bürgerschoß nennet, oder den ge-
schoß; 2) ist herde-gelt, was die untertanen zu den
peinlichen kosten eines missetäters, welcher hinge-
richtet wird, bezalen müssen. Man hat auch den
herd-schilling, welcher einerlei mit dem geschoß ist.

§ 3418
vom kaufe und verkaufe.
§ 4115

Gnadenkauf heiſſet 1) wenn man einem wohlfeilGnabenkauf.
und um ein ſpottgelt etwas uͤberlaͤſſet; Haltaus ſ.
656; 2) machet der Harpprecht: de venditione gra-
tioſa,
aus dem freunde-kauf ein geſchaͤft, welches aus
einem kaufe, und einer ſchenkung gemiſchet iſt. Der
aelterliche anſchlag der guͤter gehoͤret zum gnaden-
kaufe. Nach Harpprechts geſinnung kan ein
vater mit ſeinem kinde wegen der vaͤterlichen ge-
walt, einen freundekauf nicht ſchluͤſſen, num. 211-
222. Rathſam iſts demnach, daß der vater das
kind vorher emancipire. Mit der mutter einen
ſolchen gnadenkauf zu ſchluͤßen, hat es kein beden-
ken; weil eine roͤmiſche vaͤterliche gewalt nicht im
wege ſtehet.

§ 4116

Bewegliche ſachen beduͤrfen nur der einwilli-der kauf iſt ein
geding.

gung des verkaͤufers, und kaͤufers. Unbewegli-
che ſachen aber erfodern noch die gerichtliche beſtaͤ-
tigung (§ 4774) wie ich in ſachen Floto wider ſeinen
abkaͤufer des klaubzahles bei Nidda, ausgefuͤret
habe.

§ 4117

Bei verkaufung eines hauſes wird oͤfters derſchluͤſſelgelt,
herdegelt.

frau noch beſonders das ſchluͤſſelgelt in die ſchuͤrze
ausbehalten. Man nennet es auch herde-gelt von
uͤbergebung des feuerheerdes, Haltaus ſp. 892 fg.
Jn Sachſen bedeutet herde-gelt, was man hir zu
Marburg den buͤrgerſchoß nennet, oder den ge-
ſchoß; 2) iſt herde-gelt, was die untertanen zu den
peinlichen koſten eines miſſetaͤters, welcher hinge-
richtet wird, bezalen muͤſſen. Man hat auch den
herd-ſchilling, welcher einerlei mit dem geſchoß iſt.

§ 3418
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f1285" n="1261"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">vom kaufe und verkaufe.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4115</head><lb/>
          <p>Gnadenkauf hei&#x017F;&#x017F;et 1) wenn man einem wohlfeil<note place="right">Gnabenkauf.</note><lb/>
und um ein &#x017F;pottgelt etwas u&#x0364;berla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et; <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> &#x017F;.<lb/>
656; 2) machet der <hi rendition="#fr">Harpprecht:</hi> <hi rendition="#aq">de venditione gra-<lb/>
tio&#x017F;a,</hi> aus dem freunde-kauf ein ge&#x017F;cha&#x0364;ft, welches aus<lb/>
einem kaufe, und einer &#x017F;chenkung gemi&#x017F;chet i&#x017F;t. Der<lb/>
aelterliche an&#x017F;chlag der gu&#x0364;ter geho&#x0364;ret zum gnaden-<lb/>
kaufe. Nach <hi rendition="#fr">Harpprechts</hi> ge&#x017F;innung kan ein<lb/>
vater mit &#x017F;einem kinde wegen der va&#x0364;terlichen ge-<lb/>
walt, einen freundekauf nicht &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, num. 211-<lb/>
222. Rath&#x017F;am i&#x017F;ts demnach, daß der vater das<lb/>
kind vorher emancipire. Mit der mutter einen<lb/>
&#x017F;olchen gnadenkauf zu &#x017F;chlu&#x0364;ßen, hat es kein beden-<lb/>
ken; weil eine ro&#x0364;mi&#x017F;che va&#x0364;terliche gewalt nicht im<lb/>
wege &#x017F;tehet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4116</head><lb/>
          <p>Bewegliche &#x017F;achen bedu&#x0364;rfen nur der einwilli-<note place="right">der kauf i&#x017F;t ein<lb/>
geding.</note><lb/>
gung des verka&#x0364;ufers, und ka&#x0364;ufers. Unbewegli-<lb/>
che &#x017F;achen aber erfodern noch die gerichtliche be&#x017F;ta&#x0364;-<lb/>
tigung (§ 4774) wie ich in &#x017F;achen Floto wider &#x017F;einen<lb/>
abka&#x0364;ufer des klaubzahles bei Nidda, ausgefu&#x0364;ret<lb/>
habe.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4117</head><lb/>
          <p>Bei verkaufung eines hau&#x017F;es wird o&#x0364;fters der<note place="right">&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elgelt,<lb/>
herdegelt.</note><lb/>
frau noch be&#x017F;onders das &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elgelt in die &#x017F;chu&#x0364;rze<lb/>
ausbehalten. Man nennet es auch herde-gelt von<lb/>
u&#x0364;bergebung des feuerheerdes, <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> &#x017F;p. 892 fg.<lb/>
Jn Sach&#x017F;en bedeutet herde-gelt, was man hir zu<lb/>
Marburg den bu&#x0364;rger&#x017F;choß nennet, oder den ge-<lb/>
&#x017F;choß; 2) i&#x017F;t herde-gelt, was die untertanen zu den<lb/>
peinlichen ko&#x017F;ten eines mi&#x017F;&#x017F;eta&#x0364;ters, welcher hinge-<lb/>
richtet wird, bezalen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Man hat auch den<lb/>
herd-&#x017F;chilling, welcher einerlei mit dem ge&#x017F;choß i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§ 3418</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1261/1285] vom kaufe und verkaufe. § 4115 Gnadenkauf heiſſet 1) wenn man einem wohlfeil und um ein ſpottgelt etwas uͤberlaͤſſet; Haltaus ſ. 656; 2) machet der Harpprecht: de venditione gra- tioſa, aus dem freunde-kauf ein geſchaͤft, welches aus einem kaufe, und einer ſchenkung gemiſchet iſt. Der aelterliche anſchlag der guͤter gehoͤret zum gnaden- kaufe. Nach Harpprechts geſinnung kan ein vater mit ſeinem kinde wegen der vaͤterlichen ge- walt, einen freundekauf nicht ſchluͤſſen, num. 211- 222. Rathſam iſts demnach, daß der vater das kind vorher emancipire. Mit der mutter einen ſolchen gnadenkauf zu ſchluͤßen, hat es kein beden- ken; weil eine roͤmiſche vaͤterliche gewalt nicht im wege ſtehet. Gnabenkauf. § 4116 Bewegliche ſachen beduͤrfen nur der einwilli- gung des verkaͤufers, und kaͤufers. Unbewegli- che ſachen aber erfodern noch die gerichtliche beſtaͤ- tigung (§ 4774) wie ich in ſachen Floto wider ſeinen abkaͤufer des klaubzahles bei Nidda, ausgefuͤret habe. der kauf iſt ein geding. § 4117 Bei verkaufung eines hauſes wird oͤfters der frau noch beſonders das ſchluͤſſelgelt in die ſchuͤrze ausbehalten. Man nennet es auch herde-gelt von uͤbergebung des feuerheerdes, Haltaus ſp. 892 fg. Jn Sachſen bedeutet herde-gelt, was man hir zu Marburg den buͤrgerſchoß nennet, oder den ge- ſchoß; 2) iſt herde-gelt, was die untertanen zu den peinlichen koſten eines miſſetaͤters, welcher hinge- richtet wird, bezalen muͤſſen. Man hat auch den herd-ſchilling, welcher einerlei mit dem geſchoß iſt. ſchluͤſſelgelt, herdegelt. § 3418

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1285
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1285>, abgerufen am 22.11.2024.