denen, welchen er die brife verschaffet, solche aber mit protest zurück kommen und ihm verkündiget wird; dessen un geachtet das gelt nicht wider gi- bet. Wer die von sich gestelleten billets zu irer verfallzeit nicht abfüret, es geschehe nun aus un- vermögen, durch widerwärtigkeiten, oder daß er zeigen kan: welcher gestalt er die ausstehenden schulden nicht erlangen könne, wie 1706 und 1707 die Bosen zu Leipzig ire bücher vorlegeten, als sie zwo tonnen goldes ausstehen hatten; wegen des schwedischen einfalles in Sachsen aber inen nichts einginge. Auch falliret der, welcher nachsicht er- langet hat, und zur zalungsfrist nicht einhält.
§ 4889 Wirkung des falliments.
Dises schmälert zwar in der tat den credit, und guten namen des kaufmannes; es ist aber doch nicht so schimpflich, als der betrügliche ban- kerott; wenn er nur seine gläubiger hernach zu den erhaltenen fristen richtig bezalet.
höherer grad des falliments.
Es gibet eine gattung des falliments, welches schimpflicher, als das erste ist; jedoch vom ban- kerott unterschiden bleibet. Seze: ein kaufmann erleidet durch schiffbruch, caperei, oder durch weg- nemung seiner schiffe, grossen schaden; er kann nicht bezalen. Seze ferner: andere schuldener von ihm machen entweder bankerotte, oder falli- mente. Seze weiter: sein compagnon wird an ihm untreu; durch feuersbrunst kömmt er um das mereste vermögen; er trifft mit seinen gläubigern einen accord, und zalet 25, oder 50 pro cent, und wegen des überrestes bittet er um stundung.
§ 4890
III buch LXXIX haubtſtuͤck
denen, welchen er die brife verſchaffet, ſolche aber mit proteſt zuruͤck kommen und ihm verkuͤndiget wird; deſſen un geachtet das gelt nicht wider gi- bet. Wer die von ſich geſtelleten billets zu irer verfallzeit nicht abfuͤret, es geſchehe nun aus un- vermoͤgen, durch widerwaͤrtigkeiten, oder daß er zeigen kan: welcher geſtalt er die ausſtehenden ſchulden nicht erlangen koͤnne, wie 1706 und 1707 die Boſen zu Leipzig ire buͤcher vorlegeten, als ſie zwo tonnen goldes ausſtehen hatten; wegen des ſchwediſchen einfalles in Sachſen aber inen nichts einginge. Auch falliret der, welcher nachſicht er- langet hat, und zur zalungsfriſt nicht einhaͤlt.
§ 4889 Wirkung des falliments.
Diſes ſchmaͤlert zwar in der tat den credit, und guten namen des kaufmannes; es iſt aber doch nicht ſo ſchimpflich, als der betruͤgliche ban- kerott; wenn er nur ſeine glaͤubiger hernach zu den erhaltenen friſten richtig bezalet.
hoͤherer grad des falliments.
Es gibet eine gattung des falliments, welches ſchimpflicher, als das erſte iſt; jedoch vom ban- kerott unterſchiden bleibet. Seze: ein kaufmann erleidet durch ſchiffbruch, caperei, oder durch weg- nemung ſeiner ſchiffe, groſſen ſchaden; er kann nicht bezalen. Seze ferner: andere ſchuldener von ihm machen entweder bankerotte, oder falli- mente. Seze weiter: ſein compagnon wird an ihm untreu; durch feuersbrunſt koͤmmt er um das mereſte vermoͤgen; er trifft mit ſeinen glaͤubigern einen accord, und zalet 25, oder 50 pro cent, und wegen des uͤberreſtes bittet er um ſtundung.
§ 4890
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III buch LXXIX haubtſtuͤck
denen, welchen er die brife verſchaffet, ſolche aber
mit proteſt zuruͤck kommen und ihm verkuͤndiget
wird; deſſen un geachtet das gelt nicht wider gi-
bet. Wer die von ſich geſtelleten billets zu irer
verfallzeit nicht abfuͤret, es geſchehe nun aus un-
vermoͤgen, durch widerwaͤrtigkeiten, oder daß er
zeigen kan: welcher geſtalt er die ausſtehenden
ſchulden nicht erlangen koͤnne, wie 1706 und 1707
die Boſen zu Leipzig ire buͤcher vorlegeten, als ſie
zwo tonnen goldes ausſtehen hatten; wegen des
ſchwediſchen einfalles in Sachſen aber inen nichts
einginge. Auch falliret der, welcher nachſicht er-
langet hat, und zur zalungsfriſt nicht einhaͤlt.
§ 4889
Wirkung des falliments.
Diſes ſchmaͤlert zwar in der tat den credit,
und guten namen des kaufmannes; es iſt aber
doch nicht ſo ſchimpflich, als der betruͤgliche ban-
kerott; wenn er nur ſeine glaͤubiger hernach zu
den erhaltenen friſten richtig bezalet.
hoͤherer grad des falliments.
Es gibet eine gattung des falliments, welches
ſchimpflicher, als das erſte iſt; jedoch vom ban-
kerott unterſchiden bleibet. Seze: ein kaufmann
erleidet durch ſchiffbruch, caperei, oder durch weg-
nemung ſeiner ſchiffe, groſſen ſchaden; er kann
nicht bezalen. Seze ferner: andere ſchuldener
von ihm machen entweder bankerotte, oder falli-
mente. Seze weiter: ſein compagnon wird an
ihm untreu; durch feuersbrunſt koͤmmt er um das
mereſte vermoͤgen; er trifft mit ſeinen glaͤubigern
einen accord, und zalet 25, oder 50 pro cent,
und wegen des uͤberreſtes bittet er um ſtundung.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1350>, abgerufen am 22.11.2024.
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