fälle betrift, worin er dergleichen anstandsbrife nicht bekömmt; so sind unter andern folgende zu bemerken: 1) wenn einer eidlich sich verbunden hat, erhält er deswegen keinen anstand, wo nicht der regent ihn vom eide entbindet; 2) wegen fisca- lischer schulden, 3) wegen schulden der milden sa- chen, und kirchen, 4) über witben- waisen- und unmündige gelter, auch lidlon, 5) über privilegir- te schuld, 6) über erst neuerlich gemachte schulden. Einer kaufet heut ein haus, oder hätte vor acht ta- gen waaren erborget, und er wollte morgen einen anstandsbrif fodern, müßten erst dem verkäufer die sachen wider gegeben werden. 7) über eßwaa- ren, die auf dem markte gekauft werden, 8) über strafgelter, 9) über anvertrautes gut, 10) über verpfändete commissions-auch speditions-waaren, 11) über mihte gelter, von kramläden, gewölben und niderlagen, 12) tagelöner-gelter, 13) schuster, bäcker, fleischer und anderer handwerksleuten, er- kaufte eßwaaren und zur leibes-nohtdurft und na- rung erhandelte sachen, 14) wenn der schuldener vorher sich des moratorii begeben hat, Ludovici th. 1 sp. 734 fg.
§ 4898 was beim accorde mit den gläubigern zu beobachten ist?
Das richterliche ambt erheischet: dahin zu sorgen, daß der concurs, oder das debitwesen ver- miden werde.
§ 4899 vom debit-wesen erlauchter personen, und der adelichen.
Unter erlauchten personen kömmt es nicht zum concurse; sondern es entstehet ein debitwesen, kraft
dessen
III buch LXXIX haubtſtuͤck,
faͤlle betrift, worin er dergleichen anſtandsbrife nicht bekoͤmmt; ſo ſind unter andern folgende zu bemerken: 1) wenn einer eidlich ſich verbunden hat, erhaͤlt er deswegen keinen anſtand, wo nicht der regent ihn vom eide entbindet; 2) wegen fiſca- liſcher ſchulden, 3) wegen ſchulden der milden ſa- chen, und kirchen, 4) uͤber witben- waiſen- und unmuͤndige gelter, auch lidlon, 5) uͤber privilegir- te ſchuld, 6) uͤber erſt neuerlich gemachte ſchulden. Einer kaufet heut ein haus, oder haͤtte vor acht ta- gen waaren erborget, und er wollte morgen einen anſtandsbrif fodern, muͤßten erſt dem verkaͤufer die ſachen wider gegeben werden. 7) uͤber eßwaa- ren, die auf dem markte gekauft werden, 8) uͤber ſtrafgelter, 9) uͤber anvertrautes gut, 10) uͤber verpfaͤndete commiſſions-auch ſpeditions-waaren, 11) uͤber mihte gelter, von kramlaͤden, gewoͤlben und niderlagen, 12) tageloͤner-gelter, 13) ſchuſter, baͤcker, fleiſcher und anderer handwerksleuten, er- kaufte eßwaaren und zur leibes-nohtdurft und na- rung erhandelte ſachen, 14) wenn der ſchuldener vorher ſich des moratorii begeben hat, Ludovici th. 1 ſp. 734 fg.
§ 4898 was beim accorde mit den glaͤubigern zu beobachten iſt?
Das richterliche ambt erheiſchet: dahin zu ſorgen, daß der concurs, oder das debitweſen ver- miden werde.
§ 4899 vom debit-weſen erlauchter perſonen, und der adelichen.
Unter erlauchten perſonen koͤmmt es nicht zum concurſe; ſondern es entſtehet ein debitweſen, kraft
deſſen
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[1332/1356]
III buch LXXIX haubtſtuͤck,
faͤlle betrift, worin er dergleichen anſtandsbrife
nicht bekoͤmmt; ſo ſind unter andern folgende zu
bemerken: 1) wenn einer eidlich ſich verbunden
hat, erhaͤlt er deswegen keinen anſtand, wo nicht
der regent ihn vom eide entbindet; 2) wegen fiſca-
liſcher ſchulden, 3) wegen ſchulden der milden ſa-
chen, und kirchen, 4) uͤber witben- waiſen- und
unmuͤndige gelter, auch lidlon, 5) uͤber privilegir-
te ſchuld, 6) uͤber erſt neuerlich gemachte ſchulden.
Einer kaufet heut ein haus, oder haͤtte vor acht ta-
gen waaren erborget, und er wollte morgen einen
anſtandsbrif fodern, muͤßten erſt dem verkaͤufer
die ſachen wider gegeben werden. 7) uͤber eßwaa-
ren, die auf dem markte gekauft werden, 8) uͤber
ſtrafgelter, 9) uͤber anvertrautes gut, 10) uͤber
verpfaͤndete commiſſions-auch ſpeditions-waaren,
11) uͤber mihte gelter, von kramlaͤden, gewoͤlben
und niderlagen, 12) tageloͤner-gelter, 13) ſchuſter,
baͤcker, fleiſcher und anderer handwerksleuten, er-
kaufte eßwaaren und zur leibes-nohtdurft und na-
rung erhandelte ſachen, 14) wenn der ſchuldener
vorher ſich des moratorii begeben hat, Ludovici
th. 1 ſp. 734 fg.
§ 4898
was beim accorde mit den glaͤubigern zu
beobachten iſt?
Das richterliche ambt erheiſchet: dahin zu
ſorgen, daß der concurs, oder das debitweſen ver-
miden werde.
§ 4899
vom debit-weſen erlauchter perſonen, und
der adelichen.
Unter erlauchten perſonen koͤmmt es nicht zum
concurſe; ſondern es entſtehet ein debitweſen, kraft
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1356>, abgerufen am 22.11.2024.
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