§ 4943 Von der gerichtsverfassung der nordischen völker Teutschlandes.
Dise beschreibet der Buder in den obseruation. iur. publ. feud. germ. s. 101 fg. 1751 in 8v. Die öffentliche gerichte wurden gern auf den vollen mond in den alten zeiten gehalten, Dreyers sammlung ver- mischeter abh. IIter th. s. 794 fg. s. 803 note 12, Hadelisches landrecht bei dem von PufendorfT. I obs. im anhange s. 5, Kreßde ration. decid. § 2 fg. s. 2 fg.
§ 4944
ort der gerich- te.
Der Teutsche hilt seine gerichte unterm freien himmel, oder unter einem hohen baume etc. (§ 6036 des 2ten th.), Keyßlersantiquitatum septentriona- lium s. 86 und 584, 1720 in 8v; imgleichen bei grossen steinen, welche der Engelländer stene hom- me, und der Gieser hangelsteine nennet, Keyßler s. 586; auch auf den kirchhöfen, Haltaus sp. 2095. Zu Schweinsberg hilt man das gericht auf dem kirchhofe. Vom gerichte unter der linde, Haltaus sp. 1269; neben der brücke, wie zu Lauenburg, Haltaus sp. 188; iuxta fossatum, sp. 746, am gra- ben, als zu Leipzig etc. Man nennet sie auch mal- berg, | mallberg, (§ 6038 § 6565 des 2ten th.). Dises war die gemeineste benennung der gerichts- stelle, oder des plazes. Wir sagen noch: komm nur bei das mahl. Mahl heisst eigentlich 1) ein zeichen, 2) der gerichtsplaz; imgleichen mahlbaum mit einem kreuze; sodann mahlding; ferner mahl- gericht, welches über acker, und wisen erkannte. Mahlhübel ist eigentlich ein grenzhübel. Mahl- statt ist sehr gebräuchlich gewesen. Man verstand den gerichtsort, oder das gericht dadurch, auch
das
IV buch, I haubtſtuͤck,
§ 4943 Von der gerichtsverfaſſung der nordiſchen voͤlker Teutſchlandes.
Diſe beſchreibet der Buder in den obſeruation. iur. publ. feud. germ. ſ. 101 fg. 1751 in 8v. Die oͤffentliche gerichte wurden gern auf den vollen mond in den alten zeiten gehalten, Dreyers ſammlung ver- miſcheter abh. IIter th. ſ. 794 fg. ſ. 803 note 12, Hadeliſches landrecht bei dem von PufendorfT. I obſ. im anhange ſ. 5, Kreßde ration. decid. § 2 fg. ſ. 2 fg.
§ 4944
ort der gerich- te.
Der Teutſche hilt ſeine gerichte unterm freien himmel, oder unter einem hohen baume ꝛc. (§ 6036 des 2ten th.), Keyßlersantiquitatum ſeptentriona- lium ſ. 86 und 584, 1720 in 8v; imgleichen bei groſſen ſteinen, welche der Engellaͤnder ſtene hom- me, und der Gieſer hangelſteine nennet, Keyßler ſ. 586; auch auf den kirchhoͤfen, Haltaus ſp. 2095. Zu Schweinsberg hilt man das gericht auf dem kirchhofe. Vom gerichte unter der linde, Haltaus ſp. 1269; neben der bruͤcke, wie zu Lauenburg, Haltaus ſp. 188; iuxta foſſatum, ſp. 746, am gra- ben, als zu Leipzig ꝛc. Man nennet ſie auch mal- berg, | mallberg, (§ 6038 § 6565 des 2ten th.). Diſes war die gemeineſte benennung der gerichts- ſtelle, oder des plazes. Wir ſagen noch: komm nur bei das mahl. Mahl heiſſt eigentlich 1) ein zeichen, 2) der gerichtsplaz; imgleichen mahlbaum mit einem kreuze; ſodann mahlding; ferner mahl- gericht, welches uͤber acker, und wiſen erkannte. Mahlhuͤbel iſt eigentlich ein grenzhuͤbel. Mahl- ſtatt iſt ſehr gebraͤuchlich geweſen. Man verſtand den gerichtsort, oder das gericht dadurch, auch
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IV buch, I haubtſtuͤck,
§ 4943
Von der gerichtsverfaſſung der nordiſchen
voͤlker Teutſchlandes.
Diſe beſchreibet der Buder in den obſeruation.
iur. publ. feud. germ. ſ. 101 fg. 1751 in 8v. Die
oͤffentliche gerichte wurden gern auf den vollen mond
in den alten zeiten gehalten, Dreyers ſammlung ver-
miſcheter abh. IIter th. ſ. 794 fg. ſ. 803 note 12,
Hadeliſches landrecht bei dem von Pufendorf T. I
obſ. im anhange ſ. 5, Kreß de ration. decid. § 2
fg. ſ. 2 fg.
§ 4944
Der Teutſche hilt ſeine gerichte unterm freien
himmel, oder unter einem hohen baume ꝛc. (§ 6036
des 2ten th.), Keyßlers antiquitatum ſeptentriona-
lium ſ. 86 und 584, 1720 in 8v; imgleichen bei
groſſen ſteinen, welche der Engellaͤnder ſtene hom-
me, und der Gieſer hangelſteine nennet, Keyßler
ſ. 586; auch auf den kirchhoͤfen, Haltaus ſp. 2095.
Zu Schweinsberg hilt man das gericht auf dem
kirchhofe. Vom gerichte unter der linde, Haltaus
ſp. 1269; neben der bruͤcke, wie zu Lauenburg,
Haltaus ſp. 188; iuxta foſſatum, ſp. 746, am gra-
ben, als zu Leipzig ꝛc. Man nennet ſie auch mal-
berg, | mallberg, (§ 6038 § 6565 des 2ten th.).
Diſes war die gemeineſte benennung der gerichts-
ſtelle, oder des plazes. Wir ſagen noch: komm
nur bei das mahl. Mahl heiſſt eigentlich 1) ein
zeichen, 2) der gerichtsplaz; imgleichen mahlbaum
mit einem kreuze; ſodann mahlding; ferner mahl-
gericht, welches uͤber acker, und wiſen erkannte.
Mahlhuͤbel iſt eigentlich ein grenzhuͤbel. Mahl-
ſtatt iſt ſehr gebraͤuchlich geweſen. Man verſtand
den gerichtsort, oder das gericht dadurch, auch
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1376>, abgerufen am 22.11.2024.
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