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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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aus diser einteil. ersprossenen rechten.
allso in einer stadt das bürgerrecht bedeutet, das
heisset auf dem dorfe im Reiche, und in hisigen ge-
genden die einart (§ 110); welcher die abart ent-
gegen gefezet wird. Das leztere äussert sich be-
sonders bei dem kaufen, und verkaufen, da ein
fremder dasjenige, was er gekaufet hat, nicht be-
halten kan; falls es ein im dorfe wonhafter behal-
ten will. Zu Wolfshausen, bei Rödgen, war
dißfalls die frage: ob der Müller ausser dem dor-
fe ein mitglid der gemeinde sei, oder nicht? Nicht
minder kam bei uns im monate september 1766
für, aus Osnabrück: ob der aebtissin zu Bersen-
brück köter ein markgenoß der bauerschaft Brick-
wedde sei? mithin an den gemeinen nuzungen an-
teil habe? die antwort war: nein! die bauerschaft
leugnete dises ab. Solchemnach ist das bürger-
recht die landsmannschaft aus einer stadt. Ein
bürgerskind hat gewisser massen das bürgerrecht;
jedoch ist das stadt-bürgerrecht unterschiden.
Schweinsberg hatte das bürgerrecht; allein das
stadtrecht nicht; welches ir erst der König Fride-
rich, in Schweden, erteilete.

§ 115

Wildfänge sind so vil, als leute, welche kei-von den wild-
fängen, und
dem wildfange
rechte.

nen gewissen siz haben. Die fremde wurden all-
so für leibeigene (§ 112), wildfänge, gehalten.
Wer aber nicht leibeigen werden wollte, der mußte
entweder einen paß haben, woraus das geleits-
recht einige erläuterung bekömmt, oder er mußte
zeigen: das bürgerrecht, und die landmannschaft;
sonst hilt man ihn für einen feind. Mit dem fein-
de kan ich alles fürnemen. Ein fremder hatte kein
recht zu testiren, als ein leibeigener; der leibeigene
gehörete dem Könige, und hatte für sich nichts
eigenes; sondern es war alles des herrn. Auf

dise
J 4

aus diſer einteil. erſproſſenen rechten.
allſo in einer ſtadt das buͤrgerrecht bedeutet, das
heiſſet auf dem dorfe im Reiche, und in hiſigen ge-
genden die einart (§ 110); welcher die abart ent-
gegen gefezet wird. Das leztere aͤuſſert ſich be-
ſonders bei dem kaufen, und verkaufen, da ein
fremder dasjenige, was er gekaufet hat, nicht be-
halten kan; falls es ein im dorfe wonhafter behal-
ten will. Zu Wolfshauſen, bei Roͤdgen, war
dißfalls die frage: ob der Muͤller auſſer dem dor-
fe ein mitglid der gemeinde ſei, oder nicht? Nicht
minder kam bei uns im monate ſeptember 1766
fuͤr, aus Osnabruͤck: ob der aebtiſſin zu Berſen-
bruͤck koͤter ein markgenoß der bauerſchaft Brick-
wedde ſei? mithin an den gemeinen nuzungen an-
teil habe? die antwort war: nein! die bauerſchaft
leugnete diſes ab. Solchemnach iſt das buͤrger-
recht die landsmannſchaft aus einer ſtadt. Ein
buͤrgerskind hat gewiſſer maſſen das buͤrgerrecht;
jedoch iſt das ſtadt-buͤrgerrecht unterſchiden.
Schweinsberg hatte das buͤrgerrecht; allein das
ſtadtrecht nicht; welches ir erſt der Koͤnig Fride-
rich, in Schweden, erteilete.

§ 115

Wildfaͤnge ſind ſo vil, als leute, welche kei-von den wild-
faͤngen, und
dem wildfange
rechte.

nen gewiſſen ſiz haben. Die fremde wurden all-
ſo fuͤr leibeigene (§ 112), wildfaͤnge, gehalten.
Wer aber nicht leibeigen werden wollte, der mußte
entweder einen paß haben, woraus das geleits-
recht einige erlaͤuterung bekoͤmmt, oder er mußte
zeigen: das buͤrgerrecht, und die landmannſchaft;
ſonſt hilt man ihn fuͤr einen feind. Mit dem fein-
de kan ich alles fuͤrnemen. Ein fremder hatte kein
recht zu teſtiren, als ein leibeigener; der leibeigene
gehoͤrete dem Koͤnige, und hatte fuͤr ſich nichts
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[135/0159] aus diſer einteil. erſproſſenen rechten. allſo in einer ſtadt das buͤrgerrecht bedeutet, das heiſſet auf dem dorfe im Reiche, und in hiſigen ge- genden die einart (§ 110); welcher die abart ent- gegen gefezet wird. Das leztere aͤuſſert ſich be- ſonders bei dem kaufen, und verkaufen, da ein fremder dasjenige, was er gekaufet hat, nicht be- halten kan; falls es ein im dorfe wonhafter behal- ten will. Zu Wolfshauſen, bei Roͤdgen, war dißfalls die frage: ob der Muͤller auſſer dem dor- fe ein mitglid der gemeinde ſei, oder nicht? Nicht minder kam bei uns im monate ſeptember 1766 fuͤr, aus Osnabruͤck: ob der aebtiſſin zu Berſen- bruͤck koͤter ein markgenoß der bauerſchaft Brick- wedde ſei? mithin an den gemeinen nuzungen an- teil habe? die antwort war: nein! die bauerſchaft leugnete diſes ab. Solchemnach iſt das buͤrger- recht die landsmannſchaft aus einer ſtadt. Ein buͤrgerskind hat gewiſſer maſſen das buͤrgerrecht; jedoch iſt das ſtadt-buͤrgerrecht unterſchiden. Schweinsberg hatte das buͤrgerrecht; allein das ſtadtrecht nicht; welches ir erſt der Koͤnig Fride- rich, in Schweden, erteilete. § 115 Wildfaͤnge ſind ſo vil, als leute, welche kei- nen gewiſſen ſiz haben. Die fremde wurden all- ſo fuͤr leibeigene (§ 112), wildfaͤnge, gehalten. Wer aber nicht leibeigen werden wollte, der mußte entweder einen paß haben, woraus das geleits- recht einige erlaͤuterung bekoͤmmt, oder er mußte zeigen: das buͤrgerrecht, und die landmannſchaft; ſonſt hilt man ihn fuͤr einen feind. Mit dem fein- de kan ich alles fuͤrnemen. Ein fremder hatte kein recht zu teſtiren, als ein leibeigener; der leibeigene gehoͤrete dem Koͤnige, und hatte fuͤr ſich nichts eigenes; ſondern es war alles des herrn. Auf diſe von den wild- faͤngen, und dem wildfange rechte. J 4

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/159>, abgerufen am 23.11.2024.