Pfalzgraf bei Rhein war des Kaisers verweser, und Pfalzgraf im Reiche. Die fremde gehöre- ten aber dem teutschen Könige, und waren dessen leibeigene; folglich standen sie auch unter des Pfalzgrafens befelhaberei. Daher ist es gekom- men: daß er solche fremde, oder wildfänge, ver- möge kaiserlichen rechtes, unter sich habe. Di- jenige in Brabant, und in Hessen, auch andern landen, welche sich zu des landesherrns leibeige- nen gatteten, kamen in gleichmässigen stand, Joh. Wilh. Waldschmidtde hominibus pro- priis Hass. Marb. 1716, 4t, s. 42 fg. Es wird auch noch der unterscheid zwischen des landes- herrn, und der von Breitenbach, auch Breiten- stein leibeigenen, in Hessen, beobachtet, und des endes alle 7 jare zu Obereisenhausen unterm frei- en himmel ein eigen-gericht gehalten. Der bau- er nennet es das muzen-gericht (§ 385 des Iten teiles), Waldschmidt am a. o. s. 38, § 3. Hir liget die regel zum grunde: die luft machet leibeigen; worauf sich auch das pfälzische wild- fangsrecht gründet. Diweil aber Kur-Pfalz dasselbe allzuweit im vorigen jarhunderte erstrecke- te, woraus vile irrungen mit den nachbaren er- sprosseten; so veranlasseten diselben ein compro- miß auf die kronen Frankreich, und Schweden; jene sendete den Curtin, und dise den David Mevius dahin, deren ausspruch wird das beru- fene laudum heilbronnense vom jare 1667 genen- net, J. J. Mosers einleitung in das Kurfürstl. Pfälzische statsrecht 1762, 8v, s. 236 fg. s. 667 fg., J. F. Hertlingde regalibus Palatinis etc Heidelb. 1734, s. 48 fg., § 10, (Joh. Frid. Boeckelmannsiustitia causae Palat. 1666, 1702 fol., diarium Europaeum T. 12, 13, 14, Wag- ner im leben des Kaiser Leopolds, s. 201.
§ 116
J 5
aus diſer einteil. erſproſſenen rechten.
Pfalzgraf bei Rhein war des Kaiſers verweſer, und Pfalzgraf im Reiche. Die fremde gehoͤre- ten aber dem teutſchen Koͤnige, und waren deſſen leibeigene; folglich ſtanden ſie auch unter des Pfalzgrafens befelhaberei. Daher iſt es gekom- men: daß er ſolche fremde, oder wildfaͤnge, ver- moͤge kaiſerlichen rechtes, unter ſich habe. Di- jenige in Brabant, und in Heſſen, auch andern landen, welche ſich zu des landesherrns leibeige- nen gatteten, kamen in gleichmaͤſſigen ſtand, Joh. Wilh. Waldſchmidtde hominibus pro- priis Haſſ. Marb. 1716, 4t, ſ. 42 fg. Es wird auch noch der unterſcheid zwiſchen des landes- herrn, und der von Breitenbach, auch Breiten- ſtein leibeigenen, in Heſſen, beobachtet, und des endes alle 7 jare zu Obereiſenhauſen unterm frei- en himmel ein eigen-gericht gehalten. Der bau- er nennet es das muzen-gericht (§ 385 des Iten teiles), Waldſchmidt am a. o. ſ. 38, § 3. Hir liget die regel zum grunde: die luft machet leibeigen; worauf ſich auch das pfaͤlziſche wild- fangsrecht gruͤndet. Diweil aber Kur-Pfalz daſſelbe allzuweit im vorigen jarhunderte erſtrecke- te, woraus vile irrungen mit den nachbaren er- ſproſſeten; ſo veranlaſſeten diſelben ein compro- miß auf die kronen Frankreich, und Schweden; jene ſendete den Curtin, und diſe den David Mevius dahin, deren ausſpruch wird das beru- fene laudum heilbronnenſe vom jare 1667 genen- net, J. J. Moſers einleitung in das Kurfuͤrſtl. Pfaͤlziſche ſtatsrecht 1762, 8v, ſ. 236 fg. ſ. 667 fg., J. F. Hertlingde regalibus Palatinis etc Heidelb. 1734, ſ. 48 fg., § 10, (Joh. Frid. Boeckelmannsiuſtitia cauſae Palat. 1666, 1702 fol., diarium Europaeum T. 12, 13, 14, Wag- ner im leben des Kaiſer Leopolds, ſ. 201.
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aus diſer einteil. erſproſſenen rechten.
Pfalzgraf bei Rhein war des Kaiſers verweſer,
und Pfalzgraf im Reiche. Die fremde gehoͤre-
ten aber dem teutſchen Koͤnige, und waren deſſen
leibeigene; folglich ſtanden ſie auch unter des
Pfalzgrafens befelhaberei. Daher iſt es gekom-
men: daß er ſolche fremde, oder wildfaͤnge, ver-
moͤge kaiſerlichen rechtes, unter ſich habe. Di-
jenige in Brabant, und in Heſſen, auch andern
landen, welche ſich zu des landesherrns leibeige-
nen gatteten, kamen in gleichmaͤſſigen ſtand,
Joh. Wilh. Waldſchmidt de hominibus pro-
priis Haſſ. Marb. 1716, 4t, ſ. 42 fg. Es wird
auch noch der unterſcheid zwiſchen des landes-
herrn, und der von Breitenbach, auch Breiten-
ſtein leibeigenen, in Heſſen, beobachtet, und des
endes alle 7 jare zu Obereiſenhauſen unterm frei-
en himmel ein eigen-gericht gehalten. Der bau-
er nennet es das muzen-gericht (§ 385 des Iten
teiles), Waldſchmidt am a. o. ſ. 38, § 3.
Hir liget die regel zum grunde: die luft machet
leibeigen; worauf ſich auch das pfaͤlziſche wild-
fangsrecht gruͤndet. Diweil aber Kur-Pfalz
daſſelbe allzuweit im vorigen jarhunderte erſtrecke-
te, woraus vile irrungen mit den nachbaren er-
ſproſſeten; ſo veranlaſſeten diſelben ein compro-
miß auf die kronen Frankreich, und Schweden;
jene ſendete den Curtin, und diſe den David
Mevius dahin, deren ausſpruch wird das beru-
fene laudum heilbronnenſe vom jare 1667 genen-
net, J. J. Moſers einleitung in das Kurfuͤrſtl.
Pfaͤlziſche ſtatsrecht 1762, 8v, ſ. 236 fg. ſ. 667
fg., J. F. Hertling de regalibus Palatinis etc
Heidelb. 1734, ſ. 48 fg., § 10, (Joh. Frid.
Boeckelmanns iuſtitia cauſae Palat. 1666, 1702
fol., diarium Europaeum T. 12, 13, 14, Wag-
ner im leben des Kaiſer Leopolds, ſ. 201.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/161>, abgerufen am 23.11.2024.
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