die bauern beibehalten wollten. Vile lissen sich mit den erbgerichten belehnen; andere aber grün- den sich diserhalben auf das herkommen und die unüberdenkliche zeit des besitzes; andere haben sie auch wohl gegen erlegung einer summe geltes sich zuwege gebracht, wie noch jeweilen besonders bei der Reichsritterschaft zu geschehen pfleget, sihe des Heineccs abh. de orig. atque indole iurisdict. pa- trimon., und noch besser hat dises der Potgieser de statu seruorum lib. II, cap. I, § 18 sqq. s. 316, s. 326, s. 329 sqq. s. 839 fg., und der Buderde modis adquis. a ciuitat. Germ. med. iurisdict. crim. gewisen. Disem nach ist die vermutung im zweif- fel für den edelmann, als gerichtsherrn, daß der bauer, als bauer, er mag leibeigen seyn, oder nicht, seiner gerichtbarkeit, und nicht des landes- herrn gerichtbarkeit, in der ersten instanz, unter- worfen sei. Denn, wo ein rittergut ist, wird vermutet: daß die bauern zubehörungen davon gewesen seynd; daher der bauer erweisen muß: daß er zum rittergute nicht gehöre; immassen die veränderung nicht vermutet wird. Sind nun die bauern der gerichtbarkeit des erbherrn unterworfen; so ist die vermutung desto stärker für das ritter- gut wider die landesherrliche gerichte.
Ein und dreissigstes haubtstück vom brifadel. § 192
wie das ritter- schlagen in auf- name gekom- men ist?
Der brif, oder das instrument, wodurch der Kaiser einen zum adelichen erkläret, heisset der adelsbrif. Vom ursprunge des brifadels sihe den Joh. Ge. Cramer am a. o. s. 84 (n), s. 88 fg.
(r),
XXX haubtſt. vom nideren ꝛc.
die bauern beibehalten wollten. Vile liſſen ſich mit den erbgerichten belehnen; andere aber gruͤn- den ſich diſerhalben auf das herkommen und die unuͤberdenkliche zeit des beſitzes; andere haben ſie auch wohl gegen erlegung einer ſumme geltes ſich zuwege gebracht, wie noch jeweilen beſonders bei der Reichsritterſchaft zu geſchehen pfleget, ſihe des Heineccs abh. de orig. atque indole iurisdict. pa- trimon., und noch beſſer hat diſes der Potgieſer de ſtatu ſeruorum lib. II, cap. I, § 18 ſqq. ſ. 316, ſ. 326, ſ. 329 ſqq. ſ. 839 fg., und der Buderde modis adquiſ. a ciuitat. Germ. med. iurisdict. crim. gewiſen. Diſem nach iſt die vermutung im zweif- fel fuͤr den edelmann, als gerichtsherrn, daß der bauer, als bauer, er mag leibeigen ſeyn, oder nicht, ſeiner gerichtbarkeit, und nicht des landes- herrn gerichtbarkeit, in der erſten inſtanz, unter- worfen ſei. Denn, wo ein rittergut iſt, wird vermutet: daß die bauern zubehoͤrungen davon geweſen ſeynd; daher der bauer erweiſen muß: daß er zum rittergute nicht gehoͤre; immaſſen die veraͤnderung nicht vermutet wird. Sind nun die bauern der gerichtbarkeit des erbherrn unterworfen; ſo iſt die vermutung deſto ſtaͤrker fuͤr das ritter- gut wider die landesherrliche gerichte.
Ein und dreiſſigſtes haubtſtuͤck vom brifadel. § 192
wie das ritter- ſchlagen in auf- name gekom- men iſt?
Der brif, oder das inſtrument, wodurch der Kaiſer einen zum adelichen erklaͤret, heiſſet der adelsbrif. Vom urſprunge des brifadels ſihe den Joh. Ge. Cramer am a. o. ſ. 84 (n), ſ. 88 fg.
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XXX haubtſt. vom nideren ꝛc.
die bauern beibehalten wollten. Vile liſſen ſich
mit den erbgerichten belehnen; andere aber gruͤn-
den ſich diſerhalben auf das herkommen und die
unuͤberdenkliche zeit des beſitzes; andere haben ſie
auch wohl gegen erlegung einer ſumme geltes ſich
zuwege gebracht, wie noch jeweilen beſonders bei
der Reichsritterſchaft zu geſchehen pfleget, ſihe des
Heineccs abh. de orig. atque indole iurisdict. pa-
trimon., und noch beſſer hat diſes der Potgieſer
de ſtatu ſeruorum lib. II, cap. I, § 18 ſqq. ſ. 316,
ſ. 326, ſ. 329 ſqq. ſ. 839 fg., und der Buder de
modis adquiſ. a ciuitat. Germ. med. iurisdict. crim.
gewiſen. Diſem nach iſt die vermutung im zweif-
fel fuͤr den edelmann, als gerichtsherrn, daß der
bauer, als bauer, er mag leibeigen ſeyn, oder
nicht, ſeiner gerichtbarkeit, und nicht des landes-
herrn gerichtbarkeit, in der erſten inſtanz, unter-
worfen ſei. Denn, wo ein rittergut iſt, wird
vermutet: daß die bauern zubehoͤrungen davon
geweſen ſeynd; daher der bauer erweiſen muß:
daß er zum rittergute nicht gehoͤre; immaſſen die
veraͤnderung nicht vermutet wird. Sind nun die
bauern der gerichtbarkeit des erbherrn unterworfen;
ſo iſt die vermutung deſto ſtaͤrker fuͤr das ritter-
gut wider die landesherrliche gerichte.
Ein und dreiſſigſtes haubtſtuͤck
vom brifadel.
§ 192
Der brif, oder das inſtrument, wodurch der
Kaiſer einen zum adelichen erklaͤret, heiſſet
der adelsbrif. Vom urſprunge des brifadels ſihe
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/216>, abgerufen am 21.11.2024.
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