weil man daraus gewiß vermuhten konnte, daßlungen nach den zeitpun- cten. selbiges dem geiste des volks gemäß sey, als wel- ches selbst das herkommen bestimmet hatte, Frei- herr von Senkenberg in der vorläuffigen einlei- tung zu der in Teutschlande üblichen rechtsgelehr- samkeit, Nördlingen 1764, 8v, s. 23 fg. § 41 fg.; imgleichen werden sie jeweilen in sotaner bedeu- tung genommen; weshalber die teutsche gerichts- personen, und urteiler öfters in alten zeiten ange- wisen worden sind: zu sprechen, oder zu richten nach des Reichs gemeinen rechten, landessitten (landssyt), und gewonheiten, auch löblicher übung des hofes etc. Disemnach bedeuten: sitten auch so vil: als die instituta majorum etc, von sezen, setten, Wachter im gloss. Teuton. sp. 1529, un- ter dem worte: sitte, bräuche, gewonheiten etc. Die sitten waren besonders den schöppen bekannt, auf welche sie als unstudirte rechtsgelehrte der teutschen sprachen, und selbige auf dise weise nicht allein erhilten; sondern auch auf die nachkommen fortpflanzeten; darnebst zu den oberhöfen; imglei- chen zu den so genannten weißtümern anlaß gaben. Von den ungelehrten teutschen rechtserfarnen siehe den von Leyser in medit. ad p. specim. LXX med. 4, 5, und specim. DCLXXX, med. 37 fgg. Die bräuche sind mancherlei. Man hat schlechte, und blosse, auch qualificirte, allgemeine, und beson- dere, feierliche (ritus), caerimonien etc, und nicht feierliche, in gerichtlichen, und weltlichen staats- lehn- privat- und anderen sachen; im Reiche, in den landen, städten, gemeinden, dörfern, bei fa- milien, zu lande, und zu wasser, welche bald löb- liche, bald unvernünftige sind, auch lächerliche, welche mißbräuche heissen. Die leztere stehen nicht zu dulten; sondern abzuschaffen, wie bei den handwerken durch verschidene Reichssazungen,
auch
A 5
des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
weil man daraus gewiß vermuhten konnte, daßlungen nach den zeitpun- cten. ſelbiges dem geiſte des volks gemaͤß ſey, als wel- ches ſelbſt das herkommen beſtimmet hatte, Frei- herr von Senkenberg in der vorlaͤuffigen einlei- tung zu der in Teutſchlande uͤblichen rechtsgelehr- ſamkeit, Noͤrdlingen 1764, 8v, ſ. 23 fg. § 41 fg.; imgleichen werden ſie jeweilen in ſotaner bedeu- tung genommen; weshalber die teutſche gerichts- perſonen, und urteiler oͤfters in alten zeiten ange- wiſen worden ſind: zu ſprechen, oder zu richten nach des Reichs gemeinen rechten, landesſitten (landsſyt), und gewonheiten, auch loͤblicher uͤbung des hofes ꝛc. Diſemnach bedeuten: ſitten auch ſo vil: als die inſtituta majorum ꝛc, von ſezen, ſetten, Wachter im gloſſ. Teuton. ſp. 1529, un- ter dem worte: ſitte, braͤuche, gewonheiten ꝛc. Die ſitten waren beſonders den ſchoͤppen bekannt, auf welche ſie als unſtudirte rechtsgelehrte der teutſchen ſprachen, und ſelbige auf diſe weiſe nicht allein erhilten; ſondern auch auf die nachkommen fortpflanzeten; darnebſt zu den oberhoͤfen; imglei- chen zu den ſo genannten weißtuͤmern anlaß gaben. Von den ungelehrten teutſchen rechtserfarnen ſiehe den von Leyſer in medit. ad π. ſpecim. LXX med. 4, 5, und ſpecim. DCLXXX, med. 37 fgg. Die braͤuche ſind mancherlei. Man hat ſchlechte, und bloſſe, auch qualificirte, allgemeine, und beſon- dere, feierliche (ritus), caerimonien ꝛc, und nicht feierliche, in gerichtlichen, und weltlichen ſtaats- lehn- privat- und anderen ſachen; im Reiche, in den landen, ſtaͤdten, gemeinden, doͤrfern, bei fa- milien, zu lande, und zu waſſer, welche bald loͤb- liche, bald unvernuͤnftige ſind, auch laͤcherliche, welche mißbraͤuche heiſſen. Die leztere ſtehen nicht zu dulten; ſondern abzuſchaffen, wie bei den handwerken durch verſchidene Reichsſazungen,
auch
A 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0033"n="9"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.</hi></fw><lb/>
weil man daraus gewiß vermuhten konnte, daß<noteplace="right">lungen nach<lb/>
den zeitpun-<lb/>
cten.</note><lb/>ſelbiges dem geiſte des volks gemaͤß ſey, als wel-<lb/>
ches ſelbſt das herkommen beſtimmet hatte, <hirendition="#fr">Frei-<lb/>
herr von Senkenberg</hi> in der vorlaͤuffigen einlei-<lb/>
tung zu der in Teutſchlande uͤblichen rechtsgelehr-<lb/>ſamkeit, Noͤrdlingen 1764, 8v, ſ. 23 fg. § 41 fg.;<lb/>
imgleichen werden ſie jeweilen in ſotaner bedeu-<lb/>
tung genommen; weshalber die teutſche gerichts-<lb/>
perſonen, und urteiler oͤfters in alten zeiten ange-<lb/>
wiſen worden ſind: zu ſprechen, oder zu richten<lb/>
nach des Reichs gemeinen rechten, landesſitten<lb/>
(landsſyt), und gewonheiten, auch loͤblicher uͤbung<lb/>
des hofes ꝛc. Diſemnach bedeuten: <hirendition="#fr">ſitten</hi> auch<lb/>ſo vil: als die inſtituta majorum ꝛc, von ſezen,<lb/>ſetten, <hirendition="#fr">Wachter</hi> im <hirendition="#aq">gloſſ. Teuton.</hi>ſp. 1529, un-<lb/>
ter dem worte: ſitte, braͤuche, gewonheiten ꝛc.<lb/>
Die ſitten waren beſonders den ſchoͤppen bekannt,<lb/>
auf welche ſie als unſtudirte rechtsgelehrte der<lb/>
teutſchen ſprachen, und ſelbige auf diſe weiſe nicht<lb/>
allein erhilten; ſondern auch auf die nachkommen<lb/>
fortpflanzeten; darnebſt zu den oberhoͤfen; imglei-<lb/>
chen zu den ſo genannten weißtuͤmern anlaß gaben.<lb/>
Von den ungelehrten teutſchen rechtserfarnen<lb/>ſiehe den <hirendition="#fr">von Leyſer</hi> in <hirendition="#aq">medit. ad π. ſpecim. LXX<lb/>
med.</hi> 4, 5, und <hirendition="#aq">ſpecim. DCLXXX, med.</hi> 37 fgg.<lb/>
Die braͤuche ſind mancherlei. Man hat ſchlechte,<lb/>
und bloſſe, auch qualificirte, allgemeine, und beſon-<lb/>
dere, feierliche (ritus), caerimonien ꝛc, und nicht<lb/>
feierliche, in gerichtlichen, und weltlichen ſtaats-<lb/>
lehn- privat- und anderen ſachen; im Reiche, in<lb/>
den landen, ſtaͤdten, gemeinden, doͤrfern, bei fa-<lb/>
milien, zu lande, und zu waſſer, welche bald loͤb-<lb/>
liche, bald unvernuͤnftige ſind, auch laͤcherliche,<lb/>
welche mißbraͤuche heiſſen. Die leztere ſtehen<lb/>
nicht zu dulten; ſondern abzuſchaffen, wie bei den<lb/>
handwerken durch verſchidene Reichsſazungen,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">auch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[9/0033]
des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
weil man daraus gewiß vermuhten konnte, daß
ſelbiges dem geiſte des volks gemaͤß ſey, als wel-
ches ſelbſt das herkommen beſtimmet hatte, Frei-
herr von Senkenberg in der vorlaͤuffigen einlei-
tung zu der in Teutſchlande uͤblichen rechtsgelehr-
ſamkeit, Noͤrdlingen 1764, 8v, ſ. 23 fg. § 41 fg.;
imgleichen werden ſie jeweilen in ſotaner bedeu-
tung genommen; weshalber die teutſche gerichts-
perſonen, und urteiler oͤfters in alten zeiten ange-
wiſen worden ſind: zu ſprechen, oder zu richten
nach des Reichs gemeinen rechten, landesſitten
(landsſyt), und gewonheiten, auch loͤblicher uͤbung
des hofes ꝛc. Diſemnach bedeuten: ſitten auch
ſo vil: als die inſtituta majorum ꝛc, von ſezen,
ſetten, Wachter im gloſſ. Teuton. ſp. 1529, un-
ter dem worte: ſitte, braͤuche, gewonheiten ꝛc.
Die ſitten waren beſonders den ſchoͤppen bekannt,
auf welche ſie als unſtudirte rechtsgelehrte der
teutſchen ſprachen, und ſelbige auf diſe weiſe nicht
allein erhilten; ſondern auch auf die nachkommen
fortpflanzeten; darnebſt zu den oberhoͤfen; imglei-
chen zu den ſo genannten weißtuͤmern anlaß gaben.
Von den ungelehrten teutſchen rechtserfarnen
ſiehe den von Leyſer in medit. ad π. ſpecim. LXX
med. 4, 5, und ſpecim. DCLXXX, med. 37 fgg.
Die braͤuche ſind mancherlei. Man hat ſchlechte,
und bloſſe, auch qualificirte, allgemeine, und beſon-
dere, feierliche (ritus), caerimonien ꝛc, und nicht
feierliche, in gerichtlichen, und weltlichen ſtaats-
lehn- privat- und anderen ſachen; im Reiche, in
den landen, ſtaͤdten, gemeinden, doͤrfern, bei fa-
milien, zu lande, und zu waſſer, welche bald loͤb-
liche, bald unvernuͤnftige ſind, auch laͤcherliche,
welche mißbraͤuche heiſſen. Die leztere ſtehen
nicht zu dulten; ſondern abzuſchaffen, wie bei den
handwerken durch verſchidene Reichsſazungen,
auch
lungen nach
den zeitpun-
cten.
A 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/33>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.