rück keren, z. e. in Hessen, in der Oberlausiz etc (§ 395 des 1ten th.), Strubende officio liton. lib. II, parerg. Goett. s. 14 § 4, der verpfändung nicht zu gedenken, Rud. Christoph Hennede oppignora- tione personarum, eiusque conuenientia, Erf. 1764.
§ 360
Es gibet mancherlei bauern (§ 358), als Reichsvon den unter- schidenen bau- ern; wie die leibeigenschaft gemindert, und in einigen lan- den abgekom- men ist? unmittelbare auf der leutkircher heide etc freie, und leibeigene; es kan aber auch ein bauer eines lan- desherrn leibeigener und des andern untertan seyn, wie in der nachbarschaft sattsam befunden, und durch die tägliche erfarung bestärket wird, Freiherr von Senkenbergde conditione seruor. § 16. Wahr ist es zwar, daß ehedem die geistliche wider die leibeigenschaft geeifert, und geprediget haben: was massen es sich für christen nicht schicke, seinen nächsten zum leibeigenen zu haben; welches dann, samt dem übel angewendeten römischen rechte in Ober-Sachsen, und Thüringen, auch anderwärts viles gefruchtet hat; gestalt daselbst die leibeigen- schaft abgekommen ist; denn die geistliche sageten: wir sind das auserwälete pristertum, und für Gott alle gleich; folglich wäre es wider die heilige schrift; vermöge deren kein unterschid zwischen freien, und knechten seyn sollte; allein in den meisten landen, worin man den geistlichen nicht vil gehör gegeben hat, ist die leibeigenschaft beibehalten worden. Jm freigerichte vor dem berge Welmzheim findet man drei, oder gar virerlei gattungen leibeigener leute, besage der actor. Hannouiens. 1ten th. 1739 fol. s. 109. Jm grunde Seelbach werden die bauern von den landes-herrschaften für leibeigene gehal- ten; und sind vormals in virerlei gattungen einge- teilet worden, als 1) eigene, 2) Reichs- 3) vogt-
und
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von den leibeigenen bauern.
ruͤck keren, z. e. in Heſſen, in der Oberlauſiz ꝛc (§ 395 des 1ten th.), Strubende officio liton. lib. II, parerg. Goett. ſ. 14 § 4, der verpfaͤndung nicht zu gedenken, Rud. Chriſtoph Hennede oppignora- tione perſonarum, eiusque conuenientia, Erf. 1764.
§ 360
Es gibet mancherlei bauern (§ 358), als Reichsvon den unter- ſchidenen bau- ern; wie die leibeigenſchaft gemindert, und in einigen lan- den abgekom- men iſt? unmittelbare auf der leutkircher heide ꝛc freie, und leibeigene; es kan aber auch ein bauer eines lan- desherrn leibeigener und des andern untertan ſeyn, wie in der nachbarſchaft ſattſam befunden, und durch die taͤgliche erfarung beſtaͤrket wird, Freiherr von Senkenbergde conditione ſeruor. § 16. Wahr iſt es zwar, daß ehedem die geiſtliche wider die leibeigenſchaft geeifert, und geprediget haben: was maſſen es ſich fuͤr chriſten nicht ſchicke, ſeinen naͤchſten zum leibeigenen zu haben; welches dann, ſamt dem uͤbel angewendeten roͤmiſchen rechte in Ober-Sachſen, und Thuͤringen, auch anderwaͤrts viles gefruchtet hat; geſtalt daſelbſt die leibeigen- ſchaft abgekommen iſt; denn die geiſtliche ſageten: wir ſind das auserwaͤlete priſtertum, und fuͤr Gott alle gleich; folglich waͤre es wider die heilige ſchrift; vermoͤge deren kein unterſchid zwiſchen freien, und knechten ſeyn ſollte; allein in den meiſten landen, worin man den geiſtlichen nicht vil gehoͤr gegeben hat, iſt die leibeigenſchaft beibehalten worden. Jm freigerichte vor dem berge Welmzheim findet man drei, oder gar virerlei gattungen leibeigener leute, beſage der actor. Hannouienſ. 1ten th. 1739 fol. ſ. 109. Jm grunde Seelbach werden die bauern von den landes-herrſchaften fuͤr leibeigene gehal- ten; und ſind vormals in virerlei gattungen einge- teilet worden, als 1) eigene, 2) Reichs- 3) vogt-
und
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von den leibeigenen bauern.
ruͤck keren, z. e. in Heſſen, in der Oberlauſiz ꝛc (§
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parerg. Goett. ſ. 14 § 4, der verpfaͤndung nicht zu
gedenken, Rud. Chriſtoph Henne de oppignora-
tione perſonarum, eiusque conuenientia, Erf. 1764.
§ 360
Es gibet mancherlei bauern (§ 358), als Reichs
unmittelbare auf der leutkircher heide ꝛc freie, und
leibeigene; es kan aber auch ein bauer eines lan-
desherrn leibeigener und des andern untertan ſeyn,
wie in der nachbarſchaft ſattſam befunden, und
durch die taͤgliche erfarung beſtaͤrket wird, Freiherr
von Senkenberg de conditione ſeruor. § 16.
Wahr iſt es zwar, daß ehedem die geiſtliche wider
die leibeigenſchaft geeifert, und geprediget haben:
was maſſen es ſich fuͤr chriſten nicht ſchicke, ſeinen
naͤchſten zum leibeigenen zu haben; welches dann,
ſamt dem uͤbel angewendeten roͤmiſchen rechte in
Ober-Sachſen, und Thuͤringen, auch anderwaͤrts
viles gefruchtet hat; geſtalt daſelbſt die leibeigen-
ſchaft abgekommen iſt; denn die geiſtliche ſageten:
wir ſind das auserwaͤlete priſtertum, und fuͤr Gott
alle gleich; folglich waͤre es wider die heilige ſchrift;
vermoͤge deren kein unterſchid zwiſchen freien, und
knechten ſeyn ſollte; allein in den meiſten landen,
worin man den geiſtlichen nicht vil gehoͤr gegeben
hat, iſt die leibeigenſchaft beibehalten worden. Jm
freigerichte vor dem berge Welmzheim findet man
drei, oder gar virerlei gattungen leibeigener leute,
beſage der actor. Hannouienſ. 1ten th. 1739 fol.
ſ. 109. Jm grunde Seelbach werden die bauern
von den landes-herrſchaften fuͤr leibeigene gehal-
ten; und ſind vormals in virerlei gattungen einge-
teilet worden, als 1) eigene, 2) Reichs- 3) vogt-
und
von den unter-
ſchidenen bau-
ern; wie die
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gemindert, und
in einigen lan-
den abgekom-
men iſt?
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/333>, abgerufen am 22.11.2024.
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