stic. in Pomeran. Greifsw. 1740. Dennes wird für bekannt angenommen: daß an denen orten, wo die bauern, und untertanen täglich dinen müssen, die güter nicht ire eigene, sondern des herrn seynd, welcher dise untertanen, als leibeigenen, darauf er- hält, nach dem sprüchworte: sand, und land gehö- ret der herrschaft, das ist: die bauern haben an den gütern kein eigentum, Reinhart am a. o. s. 297, von Engelbrecht in der obseruat. LXXII s. 376 fg, (4). Aus disen gründen sind die dinste für verhassete sachen in den teutschen rechten nicht zu achten, Joh. Lud. Ahlefeldde fauorabilibus et odiosis in iure, Giessen 1740, Freiherr von Cra- merT. III, opuse. s. 591 fg., und wezl. neben- stunden, im Xten th. 147 fg. Es müssen auch des- wegen von den bauern die dinste umsonst mit eige- nen instrumenten, wagen, und karren geleistet wer- den. Jn Sachsen, im Magdeburgischen, und ver- schidenen andern landen, sind die äcker seltener, und angenemer; daher hat man an die untertanen nur wenige, und öfters die vom gute weit entlegene län- dereien ausgetan; inen auch solche wohl gar ver- kaufet; dabei aber sich die dinste vorbehalten; folglich werden auch daselbst nur wenige dinste ge- leistet; z. e. einige tage in der woche, oder im gan- zen jare. Der bauer zum Hermannsteine, in Hes- sen, fronet järlich 10 tage mit der hand, und 10 tage mit dem geschirre; sodann ist er zu den jagt- dinsten zu berufen; nächst dem muß er wachen, wenn ein toder im adelichen hause ist; das sind nachtwachen bei dem toden; ferner die strassen räu- men zum leichenbegängnisse. Jm Hildesheimi- schen dinet der bauer 2 tage, auch im fürstentume Altenburg fronen die hintersassen, und häußler 2 tage dem gerichts-herrn. Wenn die anspänner, das ist, welche nur 2 pferde haben, furen tun müs-
sen;
III.Teil. Y
von den frondinſten.
ſtic. in Pomeran. Greifsw. 1740. Dennes wird fuͤr bekannt angenommen: daß an denen orten, wo die bauern, und untertanen taͤglich dinen muͤſſen, die guͤter nicht ire eigene, ſondern des herrn ſeynd, welcher diſe untertanen, als leibeigenen, darauf er- haͤlt, nach dem ſpruͤchworte: ſand, und land gehoͤ- ret der herrſchaft, das iſt: die bauern haben an den guͤtern kein eigentum, Reinhart am a. o. ſ. 297, von Engelbrecht in der obſeruat. LXXII ſ. 376 fg, (4). Aus diſen gruͤnden ſind die dinſte fuͤr verhaſſete ſachen in den teutſchen rechten nicht zu achten, Joh. Lud. Ahlefeldde fauorabilibus et odioſis in iure, Gieſſen 1740, Freiherr von Cra- merT. III, opuſe. ſ. 591 fg., und wezl. neben- ſtunden, im Xten th. 147 fg. Es muͤſſen auch des- wegen von den bauern die dinſte umſonſt mit eige- nen inſtrumenten, wagen, und karren geleiſtet wer- den. Jn Sachſen, im Magdeburgiſchen, und ver- ſchidenen andern landen, ſind die aͤcker ſeltener, und angenemer; daher hat man an die untertanen nur wenige, und oͤfters die vom gute weit entlegene laͤn- dereien ausgetan; inen auch ſolche wohl gar ver- kaufet; dabei aber ſich die dinſte vorbehalten; folglich werden auch daſelbſt nur wenige dinſte ge- leiſtet; z. e. einige tage in der woche, oder im gan- zen jare. Der bauer zum Hermannſteine, in Heſ- ſen, fronet jaͤrlich 10 tage mit der hand, und 10 tage mit dem geſchirre; ſodann iſt er zu den jagt- dinſten zu berufen; naͤchſt dem muß er wachen, wenn ein toder im adelichen hauſe iſt; das ſind nachtwachen bei dem toden; ferner die ſtraſſen raͤu- men zum leichenbegaͤngniſſe. Jm Hildesheimi- ſchen dinet der bauer 2 tage, auch im fuͤrſtentume Altenburg fronen die hinterſaſſen, und haͤußler 2 tage dem gerichts-herrn. Wenn die anſpaͤnner, das iſt, welche nur 2 pferde haben, furen tun muͤſ-
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von den frondinſten.
ſtic. in Pomeran. Greifsw. 1740. Dennes wird
fuͤr bekannt angenommen: daß an denen orten, wo
die bauern, und untertanen taͤglich dinen muͤſſen,
die guͤter nicht ire eigene, ſondern des herrn ſeynd,
welcher diſe untertanen, als leibeigenen, darauf er-
haͤlt, nach dem ſpruͤchworte: ſand, und land gehoͤ-
ret der herrſchaft, das iſt: die bauern haben an den
guͤtern kein eigentum, Reinhart am a. o. ſ. 297,
von Engelbrecht in der obſeruat. LXXII ſ. 376
fg, (4). Aus diſen gruͤnden ſind die dinſte fuͤr
verhaſſete ſachen in den teutſchen rechten nicht zu
achten, Joh. Lud. Ahlefeld de fauorabilibus et
odioſis in iure, Gieſſen 1740, Freiherr von Cra-
mer T. III, opuſe. ſ. 591 fg., und wezl. neben-
ſtunden, im Xten th. 147 fg. Es muͤſſen auch des-
wegen von den bauern die dinſte umſonſt mit eige-
nen inſtrumenten, wagen, und karren geleiſtet wer-
den. Jn Sachſen, im Magdeburgiſchen, und ver-
ſchidenen andern landen, ſind die aͤcker ſeltener, und
angenemer; daher hat man an die untertanen nur
wenige, und oͤfters die vom gute weit entlegene laͤn-
dereien ausgetan; inen auch ſolche wohl gar ver-
kaufet; dabei aber ſich die dinſte vorbehalten;
folglich werden auch daſelbſt nur wenige dinſte ge-
leiſtet; z. e. einige tage in der woche, oder im gan-
zen jare. Der bauer zum Hermannſteine, in Heſ-
ſen, fronet jaͤrlich 10 tage mit der hand, und 10
tage mit dem geſchirre; ſodann iſt er zu den jagt-
dinſten zu berufen; naͤchſt dem muß er wachen,
wenn ein toder im adelichen hauſe iſt; das ſind
nachtwachen bei dem toden; ferner die ſtraſſen raͤu-
men zum leichenbegaͤngniſſe. Jm Hildesheimi-
ſchen dinet der bauer 2 tage, auch im fuͤrſtentume
Altenburg fronen die hinterſaſſen, und haͤußler 2
tage dem gerichts-herrn. Wenn die anſpaͤnner,
das iſt, welche nur 2 pferde haben, furen tun muͤſ-
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III. Teil. Y
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/361>, abgerufen am 22.11.2024.
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