den haufen geschmissen werden möchten; sondern etwas behilten, um die güter im bau und besse- rungsstande zu erhalten; darnebst dem herrn fer- ner dinen zu können, auch das land von unterta- nen nicht entblösset werde, der todesfall von den herren durch gesäze, gedinge, herkommen etc be- stimmet worden sei, was die erben behalten soll- ten. Hiraus stehet zu begreifen: warum die her- ren von der verlassenschaft des leibeigenen bald den halben, dritten, virten etc teil, bald einzele stücke, als das beste pferd, den besten ochsen, die beste kuh, das beste kleid etc, oder auch das nächste nach dem besten, oder ein gewisses am gelte, auch wohl nach dem betrage der verlassenschaft von den erben erhalten. Wenn überhaubt nichts gewisses bestimmet ist; so stehet mit den herren zu accordi- ren, wie vil dißfalls inen am gelte gegeben werden foll, welches das haubirecht-taidigen, oder tädi- gen genennet wird. Nach dem tode des bauers war der herr, nach der regel, berechtiget: das gur einzuzihen; allein der son, oder die tochter rc baten um die leihe; auch wohl um die erbfolge; dafür mußten sie etwas erlegen, woraus das lehn- gutrecht, die sterbe-lehn-waare etc zu erläutern ist. Hirzu kam die einfürung des römischen rechtes, welches den bauern ein peculium beilegete, wor- über er gebaren könnte; obschon nach der theorie es ihm nicht gehörete, meine alten kleinen schriften im Vten stücke, cap. V, § 40, s. 144 fg., Man- zel in pand. Mecklenb. s. 9, s. 92, jedoch darf der bauer zum nachteile des herrn kein testament machen; noch darf er über das bauer-gut einen contract schlüssen, noch verbräutelgaben; sondern hat zuförderst die freiheit hirzu beizubringen, und zu erlangen.
§ 431
Z 3
von dem beſten haubte, haubt-rechte.
den haufen geſchmiſſen werden moͤchten; ſondern etwas behilten, um die guͤter im bau und beſſe- rungsſtande zu erhalten; darnebſt dem herrn fer- ner dinen zu koͤnnen, auch das land von unterta- nen nicht entbloͤſſet werde, der todesfall von den herren durch geſaͤze, gedinge, herkommen ꝛc be- ſtimmet worden ſei, was die erben behalten ſoll- ten. Hiraus ſtehet zu begreifen: warum die her- ren von der verlaſſenſchaft des leibeigenen bald den halben, dritten, virten ꝛc teil, bald einzele ſtuͤcke, als das beſte pferd, den beſten ochſen, die beſte kuh, das beſte kleid ꝛc, oder auch das naͤchſte nach dem beſten, oder ein gewiſſes am gelte, auch wohl nach dem betrage der verlaſſenſchaft von den erben erhalten. Wenn uͤberhaubt nichts gewiſſes beſtimmet iſt; ſo ſtehet mit den herren zu accordi- ren, wie vil dißfalls inen am gelte gegeben werden foll, welches das haubirecht-taidigen, oder taͤdi- gen genennet wird. Nach dem tode des bauers war der herr, nach der regel, berechtiget: das gur einzuzihen; allein der ſon, oder die tochter ꝛc baten um die leihe; auch wohl um die erbfolge; dafuͤr mußten ſie etwas erlegen, woraus das lehn- gutrecht, die ſterbe-lehn-waare ꝛc zu erlaͤutern iſt. Hirzu kam die einfuͤrung des roͤmiſchen rechtes, welches den bauern ein peculium beilegete, wor- uͤber er gebaren koͤnnte; obſchon nach der theorie es ihm nicht gehoͤrete, meine alten kleinen ſchriften im Vten ſtuͤcke, cap. V, § 40, ſ. 144 fg., Man- zel in pand. Mecklenb. ſ. 9, ſ. 92, jedoch darf der bauer zum nachteile des herrn kein teſtament machen; noch darf er uͤber das bauer-gut einen contract ſchluͤſſen, noch verbraͤutelgaben; ſondern hat zufoͤrderſt die freiheit hirzu beizubringen, und zu erlangen.
§ 431
Z 3
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von dem beſten haubte, haubt-rechte.
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rungsſtande zu erhalten; darnebſt dem herrn fer-
ner dinen zu koͤnnen, auch das land von unterta-
nen nicht entbloͤſſet werde, der todesfall von den
herren durch geſaͤze, gedinge, herkommen ꝛc be-
ſtimmet worden ſei, was die erben behalten ſoll-
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ren von der verlaſſenſchaft des leibeigenen bald den
halben, dritten, virten ꝛc teil, bald einzele ſtuͤcke,
als das beſte pferd, den beſten ochſen, die beſte
kuh, das beſte kleid ꝛc, oder auch das naͤchſte
nach dem beſten, oder ein gewiſſes am gelte, auch
wohl nach dem betrage der verlaſſenſchaft von den
erben erhalten. Wenn uͤberhaubt nichts gewiſſes
beſtimmet iſt; ſo ſtehet mit den herren zu accordi-
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foll, welches das haubirecht-taidigen, oder taͤdi-
gen genennet wird. Nach dem tode des bauers
war der herr, nach der regel, berechtiget: das
gur einzuzihen; allein der ſon, oder die tochter ꝛc
baten um die leihe; auch wohl um die erbfolge;
dafuͤr mußten ſie etwas erlegen, woraus das lehn-
gutrecht, die ſterbe-lehn-waare ꝛc zu erlaͤutern iſt.
Hirzu kam die einfuͤrung des roͤmiſchen rechtes,
welches den bauern ein peculium beilegete, wor-
uͤber er gebaren koͤnnte; obſchon nach der theorie
es ihm nicht gehoͤrete, meine alten kleinen ſchriften
im Vten ſtuͤcke, cap. V, § 40, ſ. 144 fg., Man-
zel in pand. Mecklenb. ſ. 9, ſ. 92, jedoch darf
der bauer zum nachteile des herrn kein teſtament
machen; noch darf er uͤber das bauer-gut einen
contract ſchluͤſſen, noch verbraͤutelgaben; ſondern
hat zufoͤrderſt die freiheit hirzu beizubringen, und
zu erlangen.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/381>, abgerufen am 22.11.2024.
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