(§ 457); dahingegen befreiet sie auch das herkom- men davon, wenn solche steuern die hintersassen bißher für sie, die gerichtsherren bezalet haben; folglich haben die gerichtsherren auch ein recht: die auflegung, und das ausschreiben der summe auf ire gerichts-pflichtigen untersassen zu besorgen. Von den herrschaftlichen steuern, und abgaben sind die stadtschazungen, bürgergeschosse, dorfs- mark-kirchspils-lasten etc zu unterscheiden. Den praelaten bleibet auch die päpstliche sazung cap. 7, X, de immunit. eccles., im zweiffel, übrig; jedoch mag dise verordnung in Teutschlande auf die Reichssteuern nicht gezogen werden; sintemal diselbe von ganz besonderen fällen spricht, Pichler iur. can. lib. III, tit. 49, n. 34, s. 681, Barbo- salib. III, tit. 49, s. 448; wo zumal die landes- gewonheit, wie im Oesterreiche etc, dises mit sich bringet, Joseph Grenecksexam. iur. can. lib. III, tit. 49, qu. 22, s. 767; folglich dise Reichs- steuern auch die teutschen praelaten treffen. Jm monate jänner 1762 war allhir bei der juristen- facultaet die srage: ob der ausser Herborns, im Nassauischen wonende scharfrichter die stadtscha- zungs-ziler, wie andere bürger abzutragen pflich- tig sei? Er berufete sich sowohl auf ein landesfürst- liches privilegium, als auch auf eine verjärung vom jare 1700 bis 1749; imgleichen bezoge er sich darauf: daß die wasenmeisterei, und scharfrich- terliche güter von der landesherrschaft ihm erblich verlihen wären; mithin keine stadtgüter wären. Die justizkanzellei zu Dillenburg hatte den scharf- richter von der stadtschazung am 6ten märz 1759 entbunden; der stadtraht erhobe darwider die appellation; allein das vorige urtel wurde allhir bestätiget; bevorab, da die appellanten nicht er- weisen konnten: daß die wasenmeisterei aus stadt-
und
LX h. von den fuͤrgeſezten der doͤrfer,
(§ 457); dahingegen befreiet ſie auch das herkom- men davon, wenn ſolche ſteuern die hinterſaſſen bißher fuͤr ſie, die gerichtsherren bezalet haben; folglich haben die gerichtsherren auch ein recht: die auflegung, und das ausſchreiben der ſumme auf ire gerichts-pflichtigen unterſaſſen zu beſorgen. Von den herrſchaftlichen ſteuern, und abgaben ſind die ſtadtſchazungen, buͤrgergeſchoſſe, dorfs- mark-kirchſpils-laſten ꝛc zu unterſcheiden. Den praelaten bleibet auch die paͤpſtliche ſazung cap. 7, X, de immunit. eccleſ., im zweiffel, uͤbrig; jedoch mag diſe verordnung in Teutſchlande auf die Reichsſteuern nicht gezogen werden; ſintemal diſelbe von ganz beſonderen faͤllen ſpricht, Pichler iur. can. lib. III, tit. 49, n. 34, ſ. 681, Barbo- ſalib. III, tit. 49, ſ. 448; wo zumal die landes- gewonheit, wie im Oeſterreiche ꝛc, diſes mit ſich bringet, Joſeph Grenecksexam. iur. can. lib. III, tit. 49, qu. 22, ſ. 767; folglich diſe Reichs- ſteuern auch die teutſchen praelaten treffen. Jm monate jaͤnner 1762 war allhir bei der juriſten- facultaet die ſrage: ob der auſſer Herborns, im Naſſauiſchen wonende ſcharfrichter die ſtadtſcha- zungs-ziler, wie andere buͤrger abzutragen pflich- tig ſei? Er berufete ſich ſowohl auf ein landesfuͤrſt- liches privilegium, als auch auf eine verjaͤrung vom jare 1700 bis 1749; imgleichen bezoge er ſich darauf: daß die waſenmeiſterei, und ſcharfrich- terliche guͤter von der landesherrſchaft ihm erblich verlihen waͤren; mithin keine ſtadtguͤter waͤren. Die juſtizkanzellei zu Dillenburg hatte den ſcharf- richter von der ſtadtſchazung am 6ten maͤrz 1759 entbunden; der ſtadtraht erhobe darwider die appellation; allein das vorige urtel wurde allhir beſtaͤtiget; bevorab, da die appellanten nicht er- weiſen konnten: daß die waſenmeiſterei aus ſtadt-
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(§ 457); dahingegen befreiet ſie auch das herkom-
men davon, wenn ſolche ſteuern die hinterſaſſen
bißher fuͤr ſie, die gerichtsherren bezalet haben;
folglich haben die gerichtsherren auch ein recht:
die auflegung, und das ausſchreiben der ſumme
auf ire gerichts-pflichtigen unterſaſſen zu beſorgen.
Von den herrſchaftlichen ſteuern, und abgaben
ſind die ſtadtſchazungen, buͤrgergeſchoſſe, dorfs-
mark-kirchſpils-laſten ꝛc zu unterſcheiden. Den
praelaten bleibet auch die paͤpſtliche ſazung cap.
7, X, de immunit. eccleſ., im zweiffel, uͤbrig;
jedoch mag diſe verordnung in Teutſchlande auf
die Reichsſteuern nicht gezogen werden; ſintemal
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iur. can. lib. III, tit. 49, n. 34, ſ. 681, Barbo-
ſa lib. III, tit. 49, ſ. 448; wo zumal die landes-
gewonheit, wie im Oeſterreiche ꝛc, diſes mit ſich
bringet, Joſeph Grenecks exam. iur. can. lib.
III, tit. 49, qu. 22, ſ. 767; folglich diſe Reichs-
ſteuern auch die teutſchen praelaten treffen. Jm
monate jaͤnner 1762 war allhir bei der juriſten-
facultaet die ſrage: ob der auſſer Herborns, im
Naſſauiſchen wonende ſcharfrichter die ſtadtſcha-
zungs-ziler, wie andere buͤrger abzutragen pflich-
tig ſei? Er berufete ſich ſowohl auf ein landesfuͤrſt-
liches privilegium, als auch auf eine verjaͤrung
vom jare 1700 bis 1749; imgleichen bezoge er ſich
darauf: daß die waſenmeiſterei, und ſcharfrich-
terliche guͤter von der landesherrſchaft ihm erblich
verlihen waͤren; mithin keine ſtadtguͤter waͤren.
Die juſtizkanzellei zu Dillenburg hatte den ſcharf-
richter von der ſtadtſchazung am 6ten maͤrz 1759
entbunden; der ſtadtraht erhobe darwider die
appellation; allein das vorige urtel wurde allhir
beſtaͤtiget; bevorab, da die appellanten nicht er-
weiſen konnten: daß die waſenmeiſterei aus ſtadt-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/400>, abgerufen am 22.11.2024.
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