Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

von den herren-zehenten.
ordnung des erzherzogtumes Oesterreich bei dem
Weingarten fasc. diuers. iur. lib. I, P. III, s. 173,
wird der grosse, und kleine zehente zu feld, und zu
dorfe beschriben. Der grosse zu feld ist der getraid-
und weinzehente, unter dem getraide wird waizen,
gerste, korn, hafer, arbes, linsen, bohnen, haiden,
brein, u. d. gl. verstanden. Der kleine zu felde be-
stehet in safran, kraut, rüben, haar, und derglei-
chen; zu dorf aber in grossen, und kleinen vih, eiern,
käsen etc etc. Der zehente von allem gejüngst heis-
set auch der blut-zehente, d. i. alles, was vom vihe
gezeuget wird. Wer den blut-zehenten hat, muß,
nach der regel, den hengst, beleger etc schaffen. Der
sich selbst farende zehente wird genennet: welcher
dem zehentherrn in seine scheune und gewarsam ge-
füret werden muß, Freiherr von Cramer in wezl.
nebenstunden th. XIII, abh. 5, s. 46 fgg. Der
immen-zehente ist auch nicht unbekannt, besonders
im Lüneburgischen etc; man sehe auch die bremische
zehent-ordnung vom jare 1743, die braunschweig-
lüneburgische allgemeine zehent-ordnung vom 9ten
jun. 1692.

§ 480

Der frucht-zehente wird haubtsächlich in virer-auf wie vilerlei
weise der
fruchtzehente
gelifert wird?
und von der
zehent-gerech-
tigkeit.

lei gestalt am halme geleistet, 1) die neunte, 2) die
zehnte, 3) die eilfte, 4) die dreissigste garbe. Bei
den alten Franken war der neunte der erste, Achat.
Lud. Carl Schmid
de nonis, Jena 1753, 4t, § 8
s. 5, sect. I, § 16 fg. s. 13. Dasjenige, was nicht
gebunden wird, muß dennoch den zehenten abge-
ben, von allem, was der acker träget. Die tre-
senei wird rutenweiß gehoben. Jn der zehnbaren
gemarkung ist iedermann, nach der regel, zehent-
pflichtig, welcher die zehentbefreiung nicht erweiß.
lich dartun kan, noch diselbe auf eine rechtmässige

weise
B b 2

von den herren-zehenten.
ordnung des erzherzogtumes Oeſterreich bei dem
Weingarten faſc. diuerſ. iur. lib. I, P. III, ſ. 173,
wird der groſſe, und kleine zehente zu feld, und zu
dorfe beſchriben. Der groſſe zu feld iſt der getraid-
und weinzehente, unter dem getraide wird waizen,
gerſte, korn, hafer, arbes, linſen, bohnen, haiden,
brein, u. d. gl. verſtanden. Der kleine zu felde be-
ſtehet in ſafran, kraut, ruͤben, haar, und derglei-
chen; zu dorf aber in groſſen, und kleinen vih, eiern,
kaͤſen ꝛc ꝛc. Der zehente von allem gejuͤngſt heiſ-
ſet auch der blut-zehente, d. i. alles, was vom vihe
gezeuget wird. Wer den blut-zehenten hat, muß,
nach der regel, den hengſt, beleger ꝛc ſchaffen. Der
ſich ſelbſt farende zehente wird genennet: welcher
dem zehentherrn in ſeine ſcheune und gewarſam ge-
fuͤret werden muß, Freiherr von Cramer in wezl.
nebenſtunden th. XIII, abh. 5, ſ. 46 fgg. Der
immen-zehente iſt auch nicht unbekannt, beſonders
im Luͤneburgiſchen ꝛc; man ſehe auch die bremiſche
zehent-ordnung vom jare 1743, die braunſchweig-
luͤneburgiſche allgemeine zehent-ordnung vom 9ten
jun. 1692.

§ 480

Der frucht-zehente wird haubtſaͤchlich in virer-auf wie vilerlei
weiſe der
fruchtzehente
gelifert wird?
und von der
zehent-gerech-
tigkeit.

lei geſtalt am halme geleiſtet, 1) die neunte, 2) die
zehnte, 3) die eilfte, 4) die dreiſſigſte garbe. Bei
den alten Franken war der neunte der erſte, Achat.
Lud. Carl Schmid
de nonis, Jena 1753, 4t, § 8
ſ. 5, ſect. I, § 16 fg. ſ. 13. Dasjenige, was nicht
gebunden wird, muß dennoch den zehenten abge-
ben, von allem, was der acker traͤget. Die tre-
ſenei wird rutenweiß gehoben. Jn der zehnbaren
gemarkung iſt iedermann, nach der regel, zehent-
pflichtig, welcher die zehentbefreiung nicht erweiß.
lich dartun kan, noch diſelbe auf eine rechtmaͤſſige

weiſe
B b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0411" n="387"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den herren-zehenten.</hi></fw><lb/>
ordnung des erzherzogtumes Oe&#x017F;terreich bei dem<lb/><hi rendition="#fr">Weingarten</hi> <hi rendition="#aq">fa&#x017F;c. diuer&#x017F;. iur. lib. I, P. III,</hi> &#x017F;. 173,<lb/>
wird der gro&#x017F;&#x017F;e, und kleine zehente zu feld, und zu<lb/>
dorfe be&#x017F;chriben. Der gro&#x017F;&#x017F;e zu feld i&#x017F;t der getraid-<lb/>
und weinzehente, unter dem getraide wird waizen,<lb/>
ger&#x017F;te, korn, hafer, arbes, lin&#x017F;en, bohnen, haiden,<lb/>
brein, u. d. gl. ver&#x017F;tanden. Der kleine zu felde be-<lb/>
&#x017F;tehet in &#x017F;afran, kraut, ru&#x0364;ben, haar, und derglei-<lb/>
chen; zu dorf aber in gro&#x017F;&#x017F;en, und kleinen vih, eiern,<lb/>
ka&#x0364;&#x017F;en &#xA75B;c &#xA75B;c. Der zehente von allem geju&#x0364;ng&#x017F;t hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et auch der blut-zehente, d. i. alles, was vom vihe<lb/>
gezeuget wird. Wer den blut-zehenten hat, muß,<lb/>
nach der regel, den heng&#x017F;t, beleger &#xA75B;c &#x017F;chaffen. Der<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t farende zehente wird genennet: welcher<lb/>
dem zehentherrn in &#x017F;eine &#x017F;cheune und gewar&#x017F;am ge-<lb/>
fu&#x0364;ret werden muß, Freiherr <hi rendition="#fr">von Cramer</hi> in wezl.<lb/>
neben&#x017F;tunden th. <hi rendition="#aq">XIII,</hi> abh. 5, &#x017F;. 46 fgg. Der<lb/>
immen-zehente i&#x017F;t auch nicht unbekannt, be&#x017F;onders<lb/>
im Lu&#x0364;neburgi&#x017F;chen &#xA75B;c; man &#x017F;ehe auch die bremi&#x017F;che<lb/>
zehent-ordnung vom jare 1743, die braun&#x017F;chweig-<lb/>
lu&#x0364;neburgi&#x017F;che allgemeine zehent-ordnung vom 9ten<lb/>
jun. 1692.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 480</head><lb/>
          <p>Der frucht-zehente wird haubt&#x017F;a&#x0364;chlich in virer-<note place="right">auf wie vilerlei<lb/>
wei&#x017F;e der<lb/>
fruchtzehente<lb/>
gelifert wird?<lb/>
und von der<lb/>
zehent-gerech-<lb/>
tigkeit.</note><lb/>
lei ge&#x017F;talt am halme gelei&#x017F;tet, 1) die neunte, 2) die<lb/>
zehnte, 3) die eilfte, 4) die drei&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;te garbe. Bei<lb/>
den alten Franken war der neunte der er&#x017F;te, <hi rendition="#fr">Achat.<lb/>
Lud. Carl Schmid</hi> <hi rendition="#aq">de nonis,</hi> Jena 1753, 4t, § 8<lb/>
&#x017F;. 5, <hi rendition="#aq">&#x017F;ect. I,</hi> § 16 fg. &#x017F;. 13. Dasjenige, was nicht<lb/>
gebunden wird, muß dennoch den zehenten abge-<lb/>
ben, von allem, was der acker tra&#x0364;get. Die tre-<lb/>
&#x017F;enei wird rutenweiß gehoben. Jn der zehnbaren<lb/>
gemarkung i&#x017F;t iedermann, nach der regel, zehent-<lb/>
pflichtig, welcher die zehentbefreiung nicht erweiß.<lb/>
lich dartun kan, noch di&#x017F;elbe auf eine rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wei&#x017F;e</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0411] von den herren-zehenten. ordnung des erzherzogtumes Oeſterreich bei dem Weingarten faſc. diuerſ. iur. lib. I, P. III, ſ. 173, wird der groſſe, und kleine zehente zu feld, und zu dorfe beſchriben. Der groſſe zu feld iſt der getraid- und weinzehente, unter dem getraide wird waizen, gerſte, korn, hafer, arbes, linſen, bohnen, haiden, brein, u. d. gl. verſtanden. Der kleine zu felde be- ſtehet in ſafran, kraut, ruͤben, haar, und derglei- chen; zu dorf aber in groſſen, und kleinen vih, eiern, kaͤſen ꝛc ꝛc. Der zehente von allem gejuͤngſt heiſ- ſet auch der blut-zehente, d. i. alles, was vom vihe gezeuget wird. Wer den blut-zehenten hat, muß, nach der regel, den hengſt, beleger ꝛc ſchaffen. Der ſich ſelbſt farende zehente wird genennet: welcher dem zehentherrn in ſeine ſcheune und gewarſam ge- fuͤret werden muß, Freiherr von Cramer in wezl. nebenſtunden th. XIII, abh. 5, ſ. 46 fgg. Der immen-zehente iſt auch nicht unbekannt, beſonders im Luͤneburgiſchen ꝛc; man ſehe auch die bremiſche zehent-ordnung vom jare 1743, die braunſchweig- luͤneburgiſche allgemeine zehent-ordnung vom 9ten jun. 1692. § 480 Der frucht-zehente wird haubtſaͤchlich in virer- lei geſtalt am halme geleiſtet, 1) die neunte, 2) die zehnte, 3) die eilfte, 4) die dreiſſigſte garbe. Bei den alten Franken war der neunte der erſte, Achat. Lud. Carl Schmid de nonis, Jena 1753, 4t, § 8 ſ. 5, ſect. I, § 16 fg. ſ. 13. Dasjenige, was nicht gebunden wird, muß dennoch den zehenten abge- ben, von allem, was der acker traͤget. Die tre- ſenei wird rutenweiß gehoben. Jn der zehnbaren gemarkung iſt iedermann, nach der regel, zehent- pflichtig, welcher die zehentbefreiung nicht erweiß. lich dartun kan, noch diſelbe auf eine rechtmaͤſſige weiſe auf wie vilerlei weiſe der fruchtzehente gelifert wird? und von der zehent-gerech- tigkeit. B b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/411
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/411>, abgerufen am 22.11.2024.