halten möchte, Linnaeus im iure publ. T. I, ad- dit. ad lib. VII, cap. 4. Und obschon heute zu tage dißfalls ein grosser mißbrauch mit den pauken, und trompeten bemerket wird; so gebüren sie den- noch von rechtswegen einer jeden privat-person kei- nesweges; vilweniger stehet ihr das recht zu: fremde spilleute auf-und anzunemen; sondern hir- zu wird die bewill gung der weltlichen obrigkeit er- fordert, meine kleine schriften des 3ten bandes XIten stück, Giessen 1750, 8v, Ite abh. § 11, s. 385, s. 386, tue hinzu: die fürstl. hessische ver- ordnung wegen des turnmannes zu Marburg vom 4ten aug. 1716, und 10ten mai 1723.
Neun und neunzigstes Haubtstück von den eheleuten.
§ 698
Man könnte dahir einwenden: daß sofort von den eheleuten gehandelt werde; da doch die verlobungen, ehegedinge, und andere handelun- gen, welche auf die zu stiftende ehe ire absichten hätten, vorausgehen müßten; welche aber dahir in den folgenden haubtstücken nachfolgeten; allein es sind dahir gemeine säze überhaubt von der ehe voraus festgesezet worden, um zu zeigen: wie bür- ger, und bauern, künstler, handwerksleute, und andere menschen, sowohl hohen, als nideren stan- des, vermittels des ehestandes in Teutschlande verschaffet werden sollen, auch die ehen eingegan- gen werden müssen. Vermittels der ehe muß all- so der stat bevölkert werden. Der ehelose stand war den Teutschen sehr verhaßt (§ 851 des Iten th.), und die hurerei verabscheueten sie auf das äusserste, sie namen auch keine huren; sondern
keusche,
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trompet. muſicant. u. ſtadttuͤrmern.
halten moͤchte, Linnaeus im iure publ. T. I, ad- dit. ad lib. VII, cap. 4. Und obſchon heute zu tage dißfalls ein groſſer mißbrauch mit den pauken, und trompeten bemerket wird; ſo gebuͤren ſie den- noch von rechtswegen einer jeden privat-perſon kei- nesweges; vilweniger ſtehet ihr das recht zu: fremde ſpilleute auf-und anzunemen; ſondern hir- zu wird die bewill gung der weltlichen obrigkeit er- fordert, meine kleine ſchriften des 3ten bandes XIten ſtuͤck, Gieſſen 1750, 8v, Ite abh. § 11, ſ. 385, ſ. 386, tue hinzu: die fuͤrſtl. heſſiſche ver- ordnung wegen des turnmannes zu Marburg vom 4ten aug. 1716, und 10ten mai 1723.
Neun und neunzigſtes Haubtſtuͤck von den eheleuten.
§ 698
Man koͤnnte dahir einwenden: daß ſofort von den eheleuten gehandelt werde; da doch die verlobungen, ehegedinge, und andere handelun- gen, welche auf die zu ſtiftende ehe ire abſichten haͤtten, vorausgehen muͤßten; welche aber dahir in den folgenden haubtſtuͤcken nachfolgeten; allein es ſind dahir gemeine ſaͤze uͤberhaubt von der ehe voraus feſtgeſezet worden, um zu zeigen: wie buͤr- ger, und bauern, kuͤnſtler, handwerksleute, und andere menſchen, ſowohl hohen, als nideren ſtan- des, vermittels des eheſtandes in Teutſchlande verſchaffet werden ſollen, auch die ehen eingegan- gen werden muͤſſen. Vermittels der ehe muß all- ſo der ſtat bevoͤlkert werden. Der eheloſe ſtand war den Teutſchen ſehr verhaßt (§ 851 des Iten th.), und die hurerei verabſcheueten ſie auf das aͤuſſerſte, ſie namen auch keine huren; ſondern
keuſche,
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trompet. muſicant. u. ſtadttuͤrmern.
halten moͤchte, Linnaeus im iure publ. T. I, ad-
dit. ad lib. VII, cap. 4. Und obſchon heute zu
tage dißfalls ein groſſer mißbrauch mit den pauken,
und trompeten bemerket wird; ſo gebuͤren ſie den-
noch von rechtswegen einer jeden privat-perſon kei-
nesweges; vilweniger ſtehet ihr das recht zu:
fremde ſpilleute auf-und anzunemen; ſondern hir-
zu wird die bewill gung der weltlichen obrigkeit er-
fordert, meine kleine ſchriften des 3ten bandes
XIten ſtuͤck, Gieſſen 1750, 8v, Ite abh. § 11,
ſ. 385, ſ. 386, tue hinzu: die fuͤrſtl. heſſiſche ver-
ordnung wegen des turnmannes zu Marburg vom
4ten aug. 1716, und 10ten mai 1723.
Neun und neunzigſtes Haubtſtuͤck
von den eheleuten.
§ 698
Man koͤnnte dahir einwenden: daß ſofort von
den eheleuten gehandelt werde; da doch die
verlobungen, ehegedinge, und andere handelun-
gen, welche auf die zu ſtiftende ehe ire abſichten
haͤtten, vorausgehen muͤßten; welche aber dahir
in den folgenden haubtſtuͤcken nachfolgeten; allein
es ſind dahir gemeine ſaͤze uͤberhaubt von der ehe
voraus feſtgeſezet worden, um zu zeigen: wie buͤr-
ger, und bauern, kuͤnſtler, handwerksleute, und
andere menſchen, ſowohl hohen, als nideren ſtan-
des, vermittels des eheſtandes in Teutſchlande
verſchaffet werden ſollen, auch die ehen eingegan-
gen werden muͤſſen. Vermittels der ehe muß all-
ſo der ſtat bevoͤlkert werden. Der eheloſe ſtand
war den Teutſchen ſehr verhaßt (§ 851 des Iten
th.), und die hurerei verabſcheueten ſie auf das
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/443>, abgerufen am 22.11.2024.
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