einladungsschrift de superuita eb. 1746. Das wort ist zusammengesezet, aus leib, und zucht. Zucht deutet so vil: als unterhalt an; folglich die leibzucht den unterhalt für den leib. Erftocht ist eben so vil: als leibzucht, oder leibgeding. Dises wird gebrauchet: 1) von den geistlichen precareien, praestareien, 2) lehn-zinß-pacht-gü- tern auf lebenszeit (§ 4397 des 2ten th.), 3) von dem leibgedinge der witben, oder wittume, Halt- aus sp. 1250 fg., 4) vom nüßbrauche der aeltern, des vaters, oder der mutter, welcher unterschidlich ist (§ 744 des Iten th.), auch wohl der vormunden beider tutela fructuaria. Jn Westphalen etc., am Rheine etc., heisset der auszug eines bauers die leibzucht, woraus die sogenannte leibzüchter er- sprossen (§ 421 des Iten th.). Nach der regel lei- stet ein leibzüchter, nach masgebung der teutschen rechte, keinen vorstand, wie ein römischer nüß- bräucher, Thomasiusad institut. s. 157. Diser nüßbrauch bei den Teutschen ersprosset bald aus der gemeinschaft der güter, bald aus der aelterli- chen gewalt (§ 729). Verstarb der ehemann; so fil alsdann wohl den kindern, wenn dergleichen vorhanden, wo nicht das ganze, jedoch ein gewis- ser teil von dem sämtlichen vermögen des vaters zu. Ging die ehefrau in die ewigkeit; so fil iren kin- dern ein gleiches von irer verlassenschaft zu. Da- mit aber sotane kinder desto besser erzogen wür- den; so verwaltete der überlebende ehegatt, z. e. die hälfte des verstorbenen; im falle den kindern die halbscheid zugefallen war; tat aber keine rech- nung von den einkünften; sondern dise verwesung gliche der tutelae fructuariae. Veraenderten sich die kinder; so fil inen sotane hälfte zu, und der überlebende ehegatt mußte inen solche ausantwor- ten; im falle der überbleibende ehegatt auf seine
lebens-
u. nuͤßbrauche der aeltern an des ꝛc.
einladungsſchrift de ſuperuita eb. 1746. Das wort iſt zuſammengeſezet, aus leib, und zucht. Zucht deutet ſo vil: als unterhalt an; folglich die leibzucht den unterhalt fuͤr den leib. Erftocht iſt eben ſo vil: als leibzucht, oder leibgeding. Diſes wird gebrauchet: 1) von den geiſtlichen precareien, praeſtareien, 2) lehn-zinß-pacht-guͤ- tern auf lebenszeit (§ 4397 des 2ten th.), 3) von dem leibgedinge der witben, oder wittume, Halt- aus ſp. 1250 fg., 4) vom nuͤßbrauche der aeltern, des vaters, oder der mutter, welcher unterſchidlich iſt (§ 744 des Iten th.), auch wohl der vormunden beider tutela fructuaria. Jn Weſtphalen ꝛc., am Rheine ꝛc., heiſſet der auszug eines bauers die leibzucht, woraus die ſogenannte leibzuͤchter er- ſproſſen (§ 421 des Iten th.). Nach der regel lei- ſtet ein leibzuͤchter, nach masgebung der teutſchen rechte, keinen vorſtand, wie ein roͤmiſcher nuͤß- braͤucher, Thomaſiusad inſtitut. ſ. 157. Diſer nuͤßbrauch bei den Teutſchen erſproſſet bald aus der gemeinſchaft der guͤter, bald aus der aelterli- chen gewalt (§ 729). Verſtarb der ehemann; ſo fil alsdann wohl den kindern, wenn dergleichen vorhanden, wo nicht das ganze, jedoch ein gewiſ- ſer teil von dem ſaͤmtlichen vermoͤgen des vaters zu. Ging die ehefrau in die ewigkeit; ſo fil iren kin- dern ein gleiches von irer verlaſſenſchaft zu. Da- mit aber ſotane kinder deſto beſſer erzogen wuͤr- den; ſo verwaltete der uͤberlebende ehegatt, z. e. die haͤlfte des verſtorbenen; im falle den kindern die halbſcheid zugefallen war; tat aber keine rech- nung von den einkuͤnften; ſondern diſe verweſung gliche der tutelae fructuariae. Veraenderten ſich die kinder; ſo fil inen ſotane haͤlfte zu, und der uͤberlebende ehegatt mußte inen ſolche ausantwor- ten; im falle der uͤberbleibende ehegatt auf ſeine
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u. nuͤßbrauche der aeltern an des ꝛc.
einladungsſchrift de ſuperuita eb. 1746. Das
wort iſt zuſammengeſezet, aus leib, und zucht.
Zucht deutet ſo vil: als unterhalt an; folglich
die leibzucht den unterhalt fuͤr den leib. Erftocht
iſt eben ſo vil: als leibzucht, oder leibgeding.
Diſes wird gebrauchet: 1) von den geiſtlichen
precareien, praeſtareien, 2) lehn-zinß-pacht-guͤ-
tern auf lebenszeit (§ 4397 des 2ten th.), 3) von
dem leibgedinge der witben, oder wittume, Halt-
aus ſp. 1250 fg., 4) vom nuͤßbrauche der aeltern,
des vaters, oder der mutter, welcher unterſchidlich
iſt (§ 744 des Iten th.), auch wohl der vormunden
beider tutela fructuaria. Jn Weſtphalen ꝛc., am
Rheine ꝛc., heiſſet der auszug eines bauers die
leibzucht, woraus die ſogenannte leibzuͤchter er-
ſproſſen (§ 421 des Iten th.). Nach der regel lei-
ſtet ein leibzuͤchter, nach masgebung der teutſchen
rechte, keinen vorſtand, wie ein roͤmiſcher nuͤß-
braͤucher, Thomaſius ad inſtitut. ſ. 157. Diſer
nuͤßbrauch bei den Teutſchen erſproſſet bald aus
der gemeinſchaft der guͤter, bald aus der aelterli-
chen gewalt (§ 729). Verſtarb der ehemann; ſo
fil alsdann wohl den kindern, wenn dergleichen
vorhanden, wo nicht das ganze, jedoch ein gewiſ-
ſer teil von dem ſaͤmtlichen vermoͤgen des vaters zu.
Ging die ehefrau in die ewigkeit; ſo fil iren kin-
dern ein gleiches von irer verlaſſenſchaft zu. Da-
mit aber ſotane kinder deſto beſſer erzogen wuͤr-
den; ſo verwaltete der uͤberlebende ehegatt, z. e.
die haͤlfte des verſtorbenen; im falle den kindern
die halbſcheid zugefallen war; tat aber keine rech-
nung von den einkuͤnften; ſondern diſe verweſung
gliche der tutelae fructuariae. Veraenderten ſich
die kinder; ſo fil inen ſotane haͤlfte zu, und der
uͤberlebende ehegatt mußte inen ſolche ausantwor-
ten; im falle der uͤberbleibende ehegatt auf ſeine
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/469>, abgerufen am 22.11.2024.
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