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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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ehestiftungen, oder ehelichen.
len heimliche eheversprechungen, wenn auch schon
der uneheliche beischlaf darzu gekommen wäre,
nichtig seyn, und keine eides-zuschiebung dabei statt
finden; imgleichen sollen, vermöge der verordnung
vom 9ten dec. 1748, in hisigen landen, die ehever-
löbnisse von den unter den untergerichten stehenden
personen vor den predigern, und der weltlichen
obrigkeit des ortes protocoliret werden, die wein-
kauffe, auch weinkaufmalzeiten bei 5 rthr. strafe,
wegfallen, und unterlassen werden (§ 778, § 779
des 1ten th.); iedoch ist dise protocolirung der ehen
nicht nötig, wenn die braut ausser landes sich be-
findet, besage der verordnung vom 13ten jun. 1748.
Die ehen sollen bald nach den verlobungen vollzo-
gen werden, ausweißlich der verordnung vom 2ten
nov. 1708, und 23sten märz 1723. Ausser lan-
des darf sich nimand heimlich copuliren lassen, in-
halts des fürstl. hessen-casselischen verbotes, vom
24sten mai 1721. Dijenige personen, welche sich
heiraten wollen, dürfen einander in verbotenen gra-
den nicht verwandt seyn, Joh. Christoph Cleffels
antiquit. Germ. etc 1733, 8v, cap. I s. 10 fg. § 4.
Blutschande duldeten die Teutsche nicht; iedoch
namen wohl geschwister-kinder einander. Denn
sie hatten die regel: man muß in der freundschaft
bleiben. Wer one noht davon abging, das nen-
nete man käse, und brod-vertragen. Jn aufstei-
gender, und absteigender, auch in der nächsten sei-
ten-linie, bei dem geschwister, verstatteten sie keine
heiraten. Als sie aber christen wurden, ist dise
sache durch die geistlichen, und regenten erweitert
worden. Entfürungen waren inen wohl bekannt,
Cleffel s. 22 fg. § 8. Wenn allso iemand in den
fürstl. hessischen landen, vor erhaltener dispensation
mit seiner verstorbenen frauen noch ledigen schwe-
ster sich zusammen tut, und selbige schwängert,

dem-
III. Teil. G g

eheſtiftungen, oder ehelichen.
len heimliche eheverſprechungen, wenn auch ſchon
der uneheliche beiſchlaf darzu gekommen waͤre,
nichtig ſeyn, und keine eides-zuſchiebung dabei ſtatt
finden; imgleichen ſollen, vermoͤge der verordnung
vom 9ten dec. 1748, in hiſigen landen, die ehever-
loͤbniſſe von den unter den untergerichten ſtehenden
perſonen vor den predigern, und der weltlichen
obrigkeit des ortes protocoliret werden, die wein-
kauffe, auch weinkaufmalzeiten bei 5 rthr. ſtrafe,
wegfallen, und unterlaſſen werden (§ 778, § 779
des 1ten th.); iedoch iſt diſe protocolirung der ehen
nicht noͤtig, wenn die braut auſſer landes ſich be-
findet, beſage der verordnung vom 13ten jun. 1748.
Die ehen ſollen bald nach den verlobungen vollzo-
gen werden, ausweißlich der verordnung vom 2ten
nov. 1708, und 23ſten maͤrz 1723. Auſſer lan-
des darf ſich nimand heimlich copuliren laſſen, in-
halts des fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen verbotes, vom
24ſten mai 1721. Dijenige perſonen, welche ſich
heiraten wollen, duͤrfen einander in verbotenen gra-
den nicht verwandt ſeyn, Joh. Chriſtoph Cleffels
antiquit. Germ. etc 1733, 8v, cap. I ſ. 10 fg. § 4.
Blutſchande duldeten die Teutſche nicht; iedoch
namen wohl geſchwiſter-kinder einander. Denn
ſie hatten die regel: man muß in der freundſchaft
bleiben. Wer one noht davon abging, das nen-
nete man kaͤſe, und brod-vertragen. Jn aufſtei-
gender, und abſteigender, auch in der naͤchſten ſei-
ten-linie, bei dem geſchwiſter, verſtatteten ſie keine
heiraten. Als ſie aber chriſten wurden, iſt diſe
ſache durch die geiſtlichen, und regenten erweitert
worden. Entfuͤrungen waren inen wohl bekannt,
Cleffel ſ. 22 fg. § 8. Wenn allſo iemand in den
fuͤrſtl. heſſiſchen landen, vor erhaltener diſpenſation
mit ſeiner verſtorbenen frauen noch ledigen ſchwe-
ſter ſich zuſammen tut, und ſelbige ſchwaͤngert,

dem-
III. Teil. G g
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[465/0489] eheſtiftungen, oder ehelichen. len heimliche eheverſprechungen, wenn auch ſchon der uneheliche beiſchlaf darzu gekommen waͤre, nichtig ſeyn, und keine eides-zuſchiebung dabei ſtatt finden; imgleichen ſollen, vermoͤge der verordnung vom 9ten dec. 1748, in hiſigen landen, die ehever- loͤbniſſe von den unter den untergerichten ſtehenden perſonen vor den predigern, und der weltlichen obrigkeit des ortes protocoliret werden, die wein- kauffe, auch weinkaufmalzeiten bei 5 rthr. ſtrafe, wegfallen, und unterlaſſen werden (§ 778, § 779 des 1ten th.); iedoch iſt diſe protocolirung der ehen nicht noͤtig, wenn die braut auſſer landes ſich be- findet, beſage der verordnung vom 13ten jun. 1748. Die ehen ſollen bald nach den verlobungen vollzo- gen werden, ausweißlich der verordnung vom 2ten nov. 1708, und 23ſten maͤrz 1723. Auſſer lan- des darf ſich nimand heimlich copuliren laſſen, in- halts des fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen verbotes, vom 24ſten mai 1721. Dijenige perſonen, welche ſich heiraten wollen, duͤrfen einander in verbotenen gra- den nicht verwandt ſeyn, Joh. Chriſtoph Cleffels antiquit. Germ. etc 1733, 8v, cap. I ſ. 10 fg. § 4. Blutſchande duldeten die Teutſche nicht; iedoch namen wohl geſchwiſter-kinder einander. Denn ſie hatten die regel: man muß in der freundſchaft bleiben. Wer one noht davon abging, das nen- nete man kaͤſe, und brod-vertragen. Jn aufſtei- gender, und abſteigender, auch in der naͤchſten ſei- ten-linie, bei dem geſchwiſter, verſtatteten ſie keine heiraten. Als ſie aber chriſten wurden, iſt diſe ſache durch die geiſtlichen, und regenten erweitert worden. Entfuͤrungen waren inen wohl bekannt, Cleffel ſ. 22 fg. § 8. Wenn allſo iemand in den fuͤrſtl. heſſiſchen landen, vor erhaltener diſpenſation mit ſeiner verſtorbenen frauen noch ledigen ſchwe- ſter ſich zuſammen tut, und ſelbige ſchwaͤngert, dem- III. Teil. G g

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/489>, abgerufen am 22.11.2024.