Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

ehestiftungen, oder ehelichen.
Gottfr Bauer de concubitu matrimonii perfectio-
ne ante copulam sacerd.
Leipz. 1725. Mit dem
öffentlichen ausrufe der proclamation, hat es glei-
che bewandniß, Lüder Menken de omissa procla-
mat. sacerd.
Leipz. 1703, 4t; mithin kommen dise
beide stücke nicht aus den teutschen rechten her;
sondern von der christlichen religion.

§ 766

Der trauschein wird als die erlaubniß heiratenvon trauschen
nen.

zu dürfen betrachtet. Dafür muß gemeiniglich
etwas bezalet werden. Man sihet dißfalls auf das
herkommen. Jn der grafschaft Hoya erteilen die
gerichte trauscheine, Strubens rechtl. bedenken,
2ten th. s. 148. Wo es allso nicht hergebracht ist,
wird bei bürgers- und bauersleuten kein trauschein
von der obrigkeit zu lösen erfodert; dahingegen ist
derselbe bei den soldaten üblich, Steph. Waga de
schedula nuptiali etc,
trauscheine, Königsv. 1730,
4t, Aug. Rud. Jes. Bünemann de codicillis in-
dulti connubialis militum,
s. von trauscheine, Sta-
de 1736. Besage der fürstl. hessen-casselischen
verordnung vom 8ten febr. 1710 soll keine procla-
mation, noch copulation eines ritters, oder solda-
tens, one vorlegung gnädigster erlaubniß, oder be-
willigung irer officirer, oder gehelung des consisto-
riens, fürgenommen werden. Jn Sachsen gibt
der officier nichts für den consens.

§ 770

Die heimliche trauungen ausser landes sind invon der verbo-
tenen trauung
in Hessen aus-
ser landes.

Hessen verboten (§ 765). Als nun, dem ungeach-
tet, ein gewisser von adel seine beischläferin heiraten
wollte; gleichwohl, ordentlicher weise, nicht getrauet
werden konnte; so ging er nach Mühlhausen, und
gab sich für einen preussischen recruten aus, liß sich

auch
G g 2

eheſtiftungen, oder ehelichen.
Gottfr Bauer de concubitu matrimonii perfectio-
ne ante copulam ſacerd.
Leipz. 1725. Mit dem
oͤffentlichen ausrufe der proclamation, hat es glei-
che bewandniß, Luͤder Menken de omiſſa procla-
mat. ſacerd.
Leipz. 1703, 4t; mithin kommen diſe
beide ſtuͤcke nicht aus den teutſchen rechten her;
ſondern von der chriſtlichen religion.

§ 766

Der trauſchein wird als die erlaubniß heiratenvon trauſchen
nen.

zu duͤrfen betrachtet. Dafuͤr muß gemeiniglich
etwas bezalet werden. Man ſihet dißfalls auf das
herkommen. Jn der grafſchaft Hoya erteilen die
gerichte trauſcheine, Strubens rechtl. bedenken,
2ten th. ſ. 148. Wo es allſo nicht hergebracht iſt,
wird bei buͤrgers- und bauersleuten kein trauſchein
von der obrigkeit zu loͤſen erfodert; dahingegen iſt
derſelbe bei den ſoldaten uͤblich, Steph. Waga de
ſchedula nuptiali etc,
trauſcheine, Koͤnigsv. 1730,
4t, Aug. Rud. Jeſ. Buͤnemann de codicillis in-
dulti connubialis militum,
ſ. von trauſcheine, Sta-
de 1736. Beſage der fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen
verordnung vom 8ten febr. 1710 ſoll keine procla-
mation, noch copulation eines ritters, oder ſolda-
tens, one vorlegung gnaͤdigſter erlaubniß, oder be-
willigung irer officirer, oder gehelung des conſiſto-
riens, fuͤrgenommen werden. Jn Sachſen gibt
der officier nichts fuͤr den conſens.

§ 770

Die heimliche trauungen auſſer landes ſind invon der verbo-
tenen trauung
in Heſſen auſ-
ſer landes.

Heſſen verboten (§ 765). Als nun, dem ungeach-
tet, ein gewiſſer von adel ſeine beiſchlaͤferin heiraten
wollte; gleichwohl, ordentlicher weiſe, nicht getrauet
werden konnte; ſo ging er nach Muͤhlhauſen, und
gab ſich fuͤr einen preuſſiſchen recruten aus, liß ſich

auch
G g 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0491" n="467"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">ehe&#x017F;tiftungen, oder ehelichen.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Gottfr Bauer</hi><hi rendition="#aq">de concubitu matrimonii perfectio-<lb/>
ne ante copulam &#x017F;acerd.</hi> Leipz. 1725. Mit dem<lb/>
o&#x0364;ffentlichen ausrufe der proclamation, hat es glei-<lb/>
che bewandniß, <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;der Menken</hi> <hi rendition="#aq">de omi&#x017F;&#x017F;a procla-<lb/>
mat. &#x017F;acerd.</hi> Leipz. 1703, 4t; mithin kommen di&#x017F;e<lb/>
beide &#x017F;tu&#x0364;cke nicht aus den teut&#x017F;chen rechten her;<lb/>
&#x017F;ondern von der chri&#x017F;tlichen religion.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 766</head><lb/>
          <p>Der trau&#x017F;chein wird als die erlaubniß heiraten<note place="right">von trau&#x017F;chen<lb/>
nen.</note><lb/>
zu du&#x0364;rfen betrachtet. Dafu&#x0364;r muß gemeiniglich<lb/>
etwas bezalet werden. Man &#x017F;ihet dißfalls auf das<lb/>
herkommen. Jn der graf&#x017F;chaft Hoya erteilen die<lb/>
gerichte trau&#x017F;cheine, <hi rendition="#fr">Strubens</hi> rechtl. bedenken,<lb/>
2ten th. &#x017F;. 148. Wo es all&#x017F;o nicht hergebracht i&#x017F;t,<lb/>
wird bei bu&#x0364;rgers- und bauersleuten kein trau&#x017F;chein<lb/>
von der obrigkeit zu lo&#x0364;&#x017F;en erfodert; dahingegen i&#x017F;t<lb/>
der&#x017F;elbe bei den &#x017F;oldaten u&#x0364;blich, <hi rendition="#fr">Steph. Waga</hi> <hi rendition="#aq">de<lb/>
&#x017F;chedula nuptiali etc,</hi> trau&#x017F;cheine, Ko&#x0364;nigsv. 1730,<lb/>
4t, <hi rendition="#fr">Aug. Rud. Je&#x017F;. Bu&#x0364;nemann</hi> <hi rendition="#aq">de codicillis in-<lb/>
dulti connubialis militum,</hi> &#x017F;. von trau&#x017F;cheine, Sta-<lb/>
de 1736. Be&#x017F;age der fu&#x0364;r&#x017F;tl. he&#x017F;&#x017F;en-ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;chen<lb/>
verordnung vom 8ten febr. 1710 &#x017F;oll keine procla-<lb/>
mation, noch copulation eines ritters, oder &#x017F;olda-<lb/>
tens, one vorlegung gna&#x0364;dig&#x017F;ter erlaubniß, oder be-<lb/>
willigung irer officirer, oder gehelung des con&#x017F;i&#x017F;to-<lb/>
riens, fu&#x0364;rgenommen werden. Jn Sach&#x017F;en gibt<lb/>
der officier nichts fu&#x0364;r den con&#x017F;ens.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 770</head><lb/>
          <p>Die heimliche trauungen au&#x017F;&#x017F;er landes &#x017F;ind in<note place="right">von der verbo-<lb/>
tenen trauung<lb/>
in He&#x017F;&#x017F;en au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er landes.</note><lb/>
He&#x017F;&#x017F;en verboten (§ 765). Als nun, dem ungeach-<lb/>
tet, ein gewi&#x017F;&#x017F;er von adel &#x017F;eine bei&#x017F;chla&#x0364;ferin heiraten<lb/>
wollte; gleichwohl, ordentlicher wei&#x017F;e, nicht getrauet<lb/>
werden konnte; &#x017F;o ging er nach Mu&#x0364;hlhau&#x017F;en, und<lb/>
gab &#x017F;ich fu&#x0364;r einen preu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen recruten aus, liß &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 2</fw><fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[467/0491] eheſtiftungen, oder ehelichen. Gottfr Bauer de concubitu matrimonii perfectio- ne ante copulam ſacerd. Leipz. 1725. Mit dem oͤffentlichen ausrufe der proclamation, hat es glei- che bewandniß, Luͤder Menken de omiſſa procla- mat. ſacerd. Leipz. 1703, 4t; mithin kommen diſe beide ſtuͤcke nicht aus den teutſchen rechten her; ſondern von der chriſtlichen religion. § 766 Der trauſchein wird als die erlaubniß heiraten zu duͤrfen betrachtet. Dafuͤr muß gemeiniglich etwas bezalet werden. Man ſihet dißfalls auf das herkommen. Jn der grafſchaft Hoya erteilen die gerichte trauſcheine, Strubens rechtl. bedenken, 2ten th. ſ. 148. Wo es allſo nicht hergebracht iſt, wird bei buͤrgers- und bauersleuten kein trauſchein von der obrigkeit zu loͤſen erfodert; dahingegen iſt derſelbe bei den ſoldaten uͤblich, Steph. Waga de ſchedula nuptiali etc, trauſcheine, Koͤnigsv. 1730, 4t, Aug. Rud. Jeſ. Buͤnemann de codicillis in- dulti connubialis militum, ſ. von trauſcheine, Sta- de 1736. Beſage der fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen verordnung vom 8ten febr. 1710 ſoll keine procla- mation, noch copulation eines ritters, oder ſolda- tens, one vorlegung gnaͤdigſter erlaubniß, oder be- willigung irer officirer, oder gehelung des conſiſto- riens, fuͤrgenommen werden. Jn Sachſen gibt der officier nichts fuͤr den conſens. von trauſchen nen. § 770 Die heimliche trauungen auſſer landes ſind in Heſſen verboten (§ 765). Als nun, dem ungeach- tet, ein gewiſſer von adel ſeine beiſchlaͤferin heiraten wollte; gleichwohl, ordentlicher weiſe, nicht getrauet werden konnte; ſo ging er nach Muͤhlhauſen, und gab ſich fuͤr einen preuſſiſchen recruten aus, liß ſich auch von der verbo- tenen trauung in Heſſen auſ- ſer landes. G g 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/491
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/491>, abgerufen am 22.11.2024.