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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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des teutsch. rechtes, dessen nohtwend. etc.
eindringenden fremden rechte, durch eigene samm-
lungen aufzubehalten gesuchet. Weshalber sie in
die ausdrücklich verkündeten, und nicht verkünde-
ten eingeteilet werden. Eine gründliche erkennt-
niß von den alten stadtrechten sowohl der Reichs-
als auch der landstädte träget ein merkliches zur
erläuterung der teutschen rechtsgelahrheit bei. Ge-
dachte stadtrechte haben vilerlei benennungen; allso
haben Worms, Frankfurt am Maine, Heil-
bronn, Wezlar, Nürnberg etc. reformationen;
rachtungen, handvesten, burgfriden, bürgerspra-
chen, als zu Wismar; tafeln, als zu Aachen;
buer-(bauer) sprachen, zu Bremen, Hamburg etc;
stadtordnungen, als zu Zerbst; eddags-artickel,
wie zu Lüneburg; stadtbräuche, wie zu Gisen,
Bremen, gerichtsbräuche; regiments-ordnungen;
stadtrollen, als zu Eutin, Bremen, weichbilden
keuren, kora, willküre etc. schraen etc. wie zu
Soest, Goßlar etc. von Leibniz in Scriptor. rer.
Bruns.
Dreyer de variis cod iur. Germ. denomi-
nat.
Pütter in encyclop. s. 116 fg. willkür, und
weichbild, auch stadtrecht sind synonyma. Das
wort weichbild ist mehr den Sachsen eigen, als
weniger es ausser Sachsens gebrauchet wird, und
fürkömmt. Jm Reiche hat man andere benen-
nungen, wie schon bemerket worden ist. Schraa
bedeutet sonst das raht-richthaus. Die Soestische
alte sogenannte schraa gehöret mit unter die älte-
sten stadtgesäze, welche im 12ten jarhunderte ge-
fertiget worden ist. Man hat geglaubet: aus den
Soestischen statuten hätten die Lübecker, und Ham-
burger ire rechte gezogen; allein der Jacob
Schuback
hat in einer abhandelung de origine
statut. Hamburg. non susatensi,
Gött. 1749, 4t,
zu zeigen sich bemühet: daß die Hamburgische
stadtrechte von Soest nicht herzuleiten wären.

Jndessen

des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
eindringenden fremden rechte, durch eigene ſamm-
lungen aufzubehalten geſuchet. Weshalber ſie in
die ausdruͤcklich verkuͤndeten, und nicht verkuͤnde-
ten eingeteilet werden. Eine gruͤndliche erkennt-
niß von den alten ſtadtrechten ſowohl der Reichs-
als auch der landſtaͤdte traͤget ein merkliches zur
erlaͤuterung der teutſchen rechtsgelahrheit bei. Ge-
dachte ſtadtrechte haben vilerlei benennungen; allſo
haben Worms, Frankfurt am Maine, Heil-
bronn, Wezlar, Nuͤrnberg ꝛc. reformationen;
rachtungen, handveſten, burgfriden, buͤrgerſpra-
chen, als zu Wismar; tafeln, als zu Aachen;
buer-(bauer) ſprachen, zu Bremen, Hamburg ꝛc;
ſtadtordnungen, als zu Zerbſt; eddags-artickel,
wie zu Luͤneburg; ſtadtbraͤuche, wie zu Giſen,
Bremen, gerichtsbraͤuche; regiments-ordnungen;
ſtadtrollen, als zu Eutin, Bremen, weichbilden
keuren, kora, willkuͤre ꝛc. ſchraen ꝛc. wie zu
Soeſt, Goßlar ꝛc. von Leibniz in Scriptor. rer.
Bruns.
Dreyer de variis cod iur. Germ. denomi-
nat.
Puͤtter in encyclop. ſ. 116 fg. willkuͤr, und
weichbild, auch ſtadtrecht ſind ſynonyma. Das
wort weichbild iſt mehr den Sachſen eigen, als
weniger es auſſer Sachſens gebrauchet wird, und
fuͤrkoͤmmt. Jm Reiche hat man andere benen-
nungen, wie ſchon bemerket worden iſt. Schraa
bedeutet ſonſt das raht-richthaus. Die Soeſtiſche
alte ſogenannte ſchraa gehoͤret mit unter die aͤlte-
ſten ſtadtgeſaͤze, welche im 12ten jarhunderte ge-
fertiget worden iſt. Man hat geglaubet: aus den
Soeſtiſchen ſtatuten haͤtten die Luͤbecker, und Ham-
burger ire rechte gezogen; allein der Jacob
Schuback
hat in einer abhandelung de origine
ſtatut. Hamburg. non ſuſatenſi,
Goͤtt. 1749, 4t,
zu zeigen ſich bemuͤhet: daß die Hamburgiſche
ſtadtrechte von Soeſt nicht herzuleiten waͤren.

Jndeſſen
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[31/0055] des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc. eindringenden fremden rechte, durch eigene ſamm- lungen aufzubehalten geſuchet. Weshalber ſie in die ausdruͤcklich verkuͤndeten, und nicht verkuͤnde- ten eingeteilet werden. Eine gruͤndliche erkennt- niß von den alten ſtadtrechten ſowohl der Reichs- als auch der landſtaͤdte traͤget ein merkliches zur erlaͤuterung der teutſchen rechtsgelahrheit bei. Ge- dachte ſtadtrechte haben vilerlei benennungen; allſo haben Worms, Frankfurt am Maine, Heil- bronn, Wezlar, Nuͤrnberg ꝛc. reformationen; rachtungen, handveſten, burgfriden, buͤrgerſpra- chen, als zu Wismar; tafeln, als zu Aachen; buer-(bauer) ſprachen, zu Bremen, Hamburg ꝛc; ſtadtordnungen, als zu Zerbſt; eddags-artickel, wie zu Luͤneburg; ſtadtbraͤuche, wie zu Giſen, Bremen, gerichtsbraͤuche; regiments-ordnungen; ſtadtrollen, als zu Eutin, Bremen, weichbilden keuren, kora, willkuͤre ꝛc. ſchraen ꝛc. wie zu Soeſt, Goßlar ꝛc. von Leibniz in Scriptor. rer. Bruns. Dreyer de variis cod iur. Germ. denomi- nat. Puͤtter in encyclop. ſ. 116 fg. willkuͤr, und weichbild, auch ſtadtrecht ſind ſynonyma. Das wort weichbild iſt mehr den Sachſen eigen, als weniger es auſſer Sachſens gebrauchet wird, und fuͤrkoͤmmt. Jm Reiche hat man andere benen- nungen, wie ſchon bemerket worden iſt. Schraa bedeutet ſonſt das raht-richthaus. Die Soeſtiſche alte ſogenannte ſchraa gehoͤret mit unter die aͤlte- ſten ſtadtgeſaͤze, welche im 12ten jarhunderte ge- fertiget worden iſt. Man hat geglaubet: aus den Soeſtiſchen ſtatuten haͤtten die Luͤbecker, und Ham- burger ire rechte gezogen; allein der Jacob Schuback hat in einer abhandelung de origine ſtatut. Hamburg. non ſuſatenſi, Goͤtt. 1749, 4t, zu zeigen ſich bemuͤhet: daß die Hamburgiſche ſtadtrechte von Soeſt nicht herzuleiten waͤren. Jndeſſen

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/55>, abgerufen am 24.11.2024.