Hundert und neunzehntes haubtstück von der absonderung der kinder.
§ 932
von dem sizen in der were, und dem abfin- den, absondern der kinder.
Bei den Teutschen waren die kinder keinesweges im eigentume, wie bei den Römern; daher ist auch nach den teutschen rechten keine emancipa- tion nötig gewesen; vilweniger wird eine capitis de- minution bei den Teutschen hiraus zu suchen seyn, Balthasar in pract resolut. tit. 3 resol. 3, n. 6; son- dern dahir eräugeten sich absonderungen, abfindun- gen, abteilungen, abschichtungen, abscheidungen etc, welche von den aussprüchen, (anweissungen, assigna- tionen) berahtungen, ausstattungen etc (§ 939 fg. des 1 ten th.) unterschiden sind, Ge. Ad. Schuberthde redintegratione potestatis patriae, Leipz. 1723, 4t, § 2 fg. s. 10 fgg. Dergleichen abfonderungen können eigentlich mit dem namen einer stillschweigenden emancipation bei den Teutschen nicht beleget wer- den; allein der schwachgläubigen halber, oder de- rer, welche so sehr am römischen rechte hängen, be- dinen sich verschidene sotanen ausdruckes, vermit- tels einer fiction. Wenn allso der vater seine ver- heirateten töchter ausstattete, auch abfand; (denn das eheverlöbniß allein hebet die väterliche gewalt nicht auf, meine anleitung für die advocaten s. 421 § 107); imgleichen die volljärigen söne, im falle sie ire eigene narung, und haushaltung, oder ein besonderes gewerb anfingen, abschichtete; so hörete die teutsche väterliche gewalt auf; oder wofern der überbleibende ehegatt sich im witbenstande befand; gleichwohl zur anderweiten ehe schreiten wollte; so hatte er sich mit seinen kindern erster ehe abzufinden;
allein
CXIX haubtſtuͤck,
Hundert und neunzehntes haubtſtuͤck von der abſonderung der kinder.
§ 932
von dem ſizen in der were, und dem abfin- den, abſondern der kinder.
Bei den Teutſchen waren die kinder keinesweges im eigentume, wie bei den Roͤmern; daher iſt auch nach den teutſchen rechten keine emancipa- tion noͤtig geweſen; vilweniger wird eine capitis de- minution bei den Teutſchen hiraus zu ſuchen ſeyn, Balthaſar in pract reſolut. tit. 3 reſol. 3, n. 6; ſon- dern dahir eraͤugeten ſich abſonderungen, abfindun- gen, abteilungen, abſchichtungen, abſcheidungen ꝛc, welche von den ausſpruͤchen, (anweiſſungen, aſſigna- tionen) berahtungen, ausſtattungen ꝛc (§ 939 fg. des 1 ten th.) unterſchiden ſind, Ge. Ad. Schuberthde redintegratione poteſtatis patriae, Leipz. 1723, 4t, § 2 fg. ſ. 10 fgg. Dergleichen abfonderungen koͤnnen eigentlich mit dem namen einer ſtillſchweigenden emancipation bei den Teutſchen nicht beleget wer- den; allein der ſchwachglaͤubigen halber, oder de- rer, welche ſo ſehr am roͤmiſchen rechte haͤngen, be- dinen ſich verſchidene ſotanen ausdruckes, vermit- tels einer fiction. Wenn allſo der vater ſeine ver- heirateten toͤchter ausſtattete, auch abfand; (denn das eheverloͤbniß allein hebet die vaͤterliche gewalt nicht auf, meine anleitung fuͤr die advocaten ſ. 421 § 107); imgleichen die volljaͤrigen ſoͤne, im falle ſie ire eigene narung, und haushaltung, oder ein beſonderes gewerb anfingen, abſchichtete; ſo hoͤrete die teutſche vaͤterliche gewalt auf; oder wofern der uͤberbleibende ehegatt ſich im witbenſtande befand; gleichwohl zur anderweiten ehe ſchreiten wollte; ſo hatte er ſich mit ſeinen kindern erſter ehe abzufinden;
allein
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CXIX haubtſtuͤck,
Hundert und neunzehntes haubtſtuͤck
von
der abſonderung der kinder.
§ 932
Bei den Teutſchen waren die kinder keinesweges
im eigentume, wie bei den Roͤmern; daher
iſt auch nach den teutſchen rechten keine emancipa-
tion noͤtig geweſen; vilweniger wird eine capitis de-
minution bei den Teutſchen hiraus zu ſuchen ſeyn,
Balthaſar in pract reſolut. tit. 3 reſol. 3, n. 6; ſon-
dern dahir eraͤugeten ſich abſonderungen, abfindun-
gen, abteilungen, abſchichtungen, abſcheidungen ꝛc,
welche von den ausſpruͤchen, (anweiſſungen, aſſigna-
tionen) berahtungen, ausſtattungen ꝛc (§ 939 fg. des
1 ten th.) unterſchiden ſind, Ge. Ad. Schuberth de
redintegratione poteſtatis patriae, Leipz. 1723, 4t, § 2
fg. ſ. 10 fgg. Dergleichen abfonderungen koͤnnen
eigentlich mit dem namen einer ſtillſchweigenden
emancipation bei den Teutſchen nicht beleget wer-
den; allein der ſchwachglaͤubigen halber, oder de-
rer, welche ſo ſehr am roͤmiſchen rechte haͤngen, be-
dinen ſich verſchidene ſotanen ausdruckes, vermit-
tels einer fiction. Wenn allſo der vater ſeine ver-
heirateten toͤchter ausſtattete, auch abfand; (denn
das eheverloͤbniß allein hebet die vaͤterliche gewalt
nicht auf, meine anleitung fuͤr die advocaten ſ. 421
§ 107); imgleichen die volljaͤrigen ſoͤne, im falle
ſie ire eigene narung, und haushaltung, oder ein
beſonderes gewerb anfingen, abſchichtete; ſo hoͤrete
die teutſche vaͤterliche gewalt auf; oder wofern der
uͤberbleibende ehegatt ſich im witbenſtande befand;
gleichwohl zur anderweiten ehe ſchreiten wollte; ſo
hatte er ſich mit ſeinen kindern erſter ehe abzufinden;
allein
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/560>, abgerufen am 22.11.2024.
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