Hessen: Ludewigen zu Marburg, und Geörgen, zu Darmstadt, samt dem kurfürsten August zu Sach- sen, und den herzogen zu Wirtemberg, für seinen prinzen Moriz zu vormunden ernennet; nachdem vorher schon seine frau gemalin mit tode abgegan- gen war; allein der herr landgraf Wilhelm aen- derte disen seinen lezten willen in einem am 25sten jun. 1586 errichteten anderen testamente, und er- klärete darin seinen son: Moriz im 14ten jare für volljärig; verordnete ihm aber 15 personen, deren raht er sich bedinen sollte. Nachher aber verschob derselbe, vermöge eines codicilles, die antretung der regirung seines prinzens bis zum 20sten jare. Nach absterben des herrn landgrafen Friderichs zu Hessen-Homburg fürete die frau witbe die vor- mundschaft, ausweislich des angezogenen berichtes s. 15 § 11. Nachdem der herr landgraf Wil- helm V, am 13ten sept. 1637 in Ostfrießland das zeitliche mit dem ewigen verwechselt hatte; gleich- wohl in seinem lezten willen, neben seiner frau wit- be, der hessischen heldin: Amelien Elisabethen, die könige in Großbritannien, und Frankreich, samt den Generalstaten, zu vormunden seines 12järigen prinzens, landgrafens zu Hessen, Wilhelms VI er- nennet hatte; so wollte der herr landgraf Geörge, zu Hessen-Darmstadt, vermöge kaiserlichen befeles, die vormundschaft, und landesverwesung haben; allein die grosse Amelia Elisabeth erhilt sich im be- size der vormundschaft, bis die sache endlich am 23sten jan. 1638 durch den zwischen den fürstllich- hessischen häusern zu Marburg geschlossenen ver- trag § 27 fg., dahin vermittelt wurde: daß die vor- mundschaft der frau landgräfin von Hessen-Cassel überlassen wurde, eb. § 16 s. 28 -- 40, Lünig im R. archive P. spec. cont. 2 s. 880 fg. Nach dem absterben des herrn landgrafen Friderichs zu Hes-
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CXXII h. von den vormunden,
Heſſen: Ludewigen zu Marburg, und Geoͤrgen, zu Darmſtadt, ſamt dem kurfuͤrſten Auguſt zu Sach- ſen, und den herzogen zu Wirtemberg, fuͤr ſeinen prinzen Moriz zu vormunden ernennet; nachdem vorher ſchon ſeine frau gemalin mit tode abgegan- gen war; allein der herr landgraf Wilhelm aen- derte diſen ſeinen lezten willen in einem am 25ſten jun. 1586 errichteten anderen teſtamente, und er- klaͤrete darin ſeinen ſon: Moriz im 14ten jare fuͤr volljaͤrig; verordnete ihm aber 15 perſonen, deren raht er ſich bedinen ſollte. Nachher aber verſchob derſelbe, vermoͤge eines codicilles, die antretung der regirung ſeines prinzens bis zum 20ſten jare. Nach abſterben des herrn landgrafen Friderichs zu Heſſen-Homburg fuͤrete die frau witbe die vor- mundſchaft, ausweislich des angezogenen berichtes ſ. 15 § 11. Nachdem der herr landgraf Wil- helm V, am 13ten ſept. 1637 in Oſtfrießland das zeitliche mit dem ewigen verwechſelt hatte; gleich- wohl in ſeinem lezten willen, neben ſeiner frau wit- be, der heſſiſchen heldin: Amelien Eliſabethen, die koͤnige in Großbritannien, und Frankreich, ſamt den Generalſtaten, zu vormunden ſeines 12jaͤrigen prinzens, landgrafens zu Heſſen, Wilhelms VI er- nennet hatte; ſo wollte der herr landgraf Geoͤrge, zu Heſſen-Darmſtadt, vermoͤge kaiſerlichen befeles, die vormundſchaft, und landesverweſung haben; allein die groſſe Amelia Eliſabeth erhilt ſich im be- ſize der vormundſchaft, bis die ſache endlich am 23ſten jan. 1638 durch den zwiſchen den fuͤrſtllich- heſſiſchen haͤuſern zu Marburg geſchloſſenen ver- trag § 27 fg., dahin vermittelt wurde: daß die vor- mundſchaft der frau landgraͤfin von Heſſen-Caſſel uͤberlaſſen wurde, eb. § 16 ſ. 28 — 40, Luͤnig im R. archive P. ſpec. cont. 2 ſ. 880 fg. Nach dem abſterben des herrn landgrafen Friderichs zu Heſ-
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CXXII h. von den vormunden,
Heſſen: Ludewigen zu Marburg, und Geoͤrgen, zu
Darmſtadt, ſamt dem kurfuͤrſten Auguſt zu Sach-
ſen, und den herzogen zu Wirtemberg, fuͤr ſeinen
prinzen Moriz zu vormunden ernennet; nachdem
vorher ſchon ſeine frau gemalin mit tode abgegan-
gen war; allein der herr landgraf Wilhelm aen-
derte diſen ſeinen lezten willen in einem am 25ſten
jun. 1586 errichteten anderen teſtamente, und er-
klaͤrete darin ſeinen ſon: Moriz im 14ten jare fuͤr
volljaͤrig; verordnete ihm aber 15 perſonen, deren
raht er ſich bedinen ſollte. Nachher aber verſchob
derſelbe, vermoͤge eines codicilles, die antretung der
regirung ſeines prinzens bis zum 20ſten jare.
Nach abſterben des herrn landgrafen Friderichs zu
Heſſen-Homburg fuͤrete die frau witbe die vor-
mundſchaft, ausweislich des angezogenen berichtes
ſ. 15 § 11. Nachdem der herr landgraf Wil-
helm V, am 13ten ſept. 1637 in Oſtfrießland das
zeitliche mit dem ewigen verwechſelt hatte; gleich-
wohl in ſeinem lezten willen, neben ſeiner frau wit-
be, der heſſiſchen heldin: Amelien Eliſabethen, die
koͤnige in Großbritannien, und Frankreich, ſamt
den Generalſtaten, zu vormunden ſeines 12jaͤrigen
prinzens, landgrafens zu Heſſen, Wilhelms VI er-
nennet hatte; ſo wollte der herr landgraf Geoͤrge,
zu Heſſen-Darmſtadt, vermoͤge kaiſerlichen befeles,
die vormundſchaft, und landesverweſung haben;
allein die groſſe Amelia Eliſabeth erhilt ſich im be-
ſize der vormundſchaft, bis die ſache endlich am
23ſten jan. 1638 durch den zwiſchen den fuͤrſtllich-
heſſiſchen haͤuſern zu Marburg geſchloſſenen ver-
trag § 27 fg., dahin vermittelt wurde: daß die vor-
mundſchaft der frau landgraͤfin von Heſſen-Caſſel
uͤberlaſſen wurde, eb. § 16 ſ. 28 — 40, Luͤnig im
R. archive P. ſpec. cont. 2 ſ. 880 fg. Nach dem
abſterben des herrn landgrafen Friderichs zu Heſ-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/594>, abgerufen am 22.11.2024.
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