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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXII h. von den vormunden,
a. o. § 5 s. 8 fg. Unter der redensart: zu seinen jaren
kommen, verstehet man die annos discretionis.
Wer dise noch von natur nicht hatte, der liß sich
solche, nach befinden, erteilen, oder sie erstrecken.
Disemnach spricht das Sachsenrecht: er hat sich be-
jaret, wenn nämlich der unmündige die entschei-
dungs-jare erreichet hat, Haltaus sp. 1002. Jahr-
acht
bedeutet eine gewisse anzal jare, die entweder
aus dem gesäze fleusst, oder nach dem gedinge zu
beobachten ist. Jahrmal begreiffet eine gewisse
anzal jare, welche belibet worden ist. Jahrschar
bedeutet bald eine gewisse anzal, und reihe von ja-
ren, bald den zeitraum von einem jare. Jahrzal
wird auch von landsideleien gebrauchet, z. e. auf
8 jarzalen, auch jarzile.

§ 976
wie sie abgeän-
dert, aufgeho-
ben, und been-
diget wird?

Die vormundschaften können auf mancherlei
weise sowohl verändert, als auch aufgehoben und
geendiget werden. Dises geschihet bald auf seiten
der vormunden, bald in absicht auf die pflegbefo-
lenen. Die vormunden begeben sich teils der pfleg-
schaften, aus rechtmäßigen ursachen, und danken
ab; teils machet der tod derselben ein ende; wozu
auch die acht kommen kan. Denn als Albert Al-
cibiades, Markgraf zu Brandenburg, vom Kaiser
Carl dem Vten in die acht erkläret wurde, verlor er
auch die vormundschaft über seinen vätter, den
markgraf Geörgen Friderichen, und der römische
könig masste sich das fürstentum Jägerndorf an,
bis der minderjärige zu seinen jaren kam, Spener
in syllog. s. 468. Nicht minder höret die gegebe-
ne vormundschaft auf, wofern an dem gesäzlichen
vormunde die hinderniß, und der zeitherige fehl
wegfället. Es fraget sich aber: ob die vormunden
die pflegschaft an andere für sich abtreten dürfen?

die

CXXII h. von den vormunden,
a. o. § 5 ſ. 8 fg. Unter der redensart: zu ſeinen jaren
kommen, verſtehet man die annos diſcretionis.
Wer diſe noch von natur nicht hatte, der liß ſich
ſolche, nach befinden, erteilen, oder ſie erſtrecken.
Diſemnach ſpricht das Sachſenrecht: er hat ſich be-
jaret, wenn naͤmlich der unmuͤndige die entſchei-
dungs-jare erreichet hat, Haltaus ſp. 1002. Jahr-
acht
bedeutet eine gewiſſe anzal jare, die entweder
aus dem geſaͤze fleuſſt, oder nach dem gedinge zu
beobachten iſt. Jahrmal begreiffet eine gewiſſe
anzal jare, welche belibet worden iſt. Jahrſchar
bedeutet bald eine gewiſſe anzal, und reihe von ja-
ren, bald den zeitraum von einem jare. Jahrzal
wird auch von landſideleien gebrauchet, z. e. auf
8 jarzalen, auch jarzile.

§ 976
wie ſie abgeaͤn-
dert, aufgeho-
ben, und been-
diget wird?

Die vormundſchaften koͤnnen auf mancherlei
weiſe ſowohl veraͤndert, als auch aufgehoben und
geendiget werden. Diſes geſchihet bald auf ſeiten
der vormunden, bald in abſicht auf die pflegbefo-
lenen. Die vormunden begeben ſich teils der pfleg-
ſchaften, aus rechtmaͤßigen urſachen, und danken
ab; teils machet der tod derſelben ein ende; wozu
auch die acht kommen kan. Denn als Albert Al-
cibiades, Markgraf zu Brandenburg, vom Kaiſer
Carl dem Vten in die acht erklaͤret wurde, verlor er
auch die vormundſchaft uͤber ſeinen vaͤtter, den
markgraf Geoͤrgen Friderichen, und der roͤmiſche
koͤnig maſſte ſich das fuͤrſtentum Jaͤgerndorf an,
bis der minderjaͤrige zu ſeinen jaren kam, Spener
in ſyllog. ſ. 468. Nicht minder hoͤret die gegebe-
ne vormundſchaft auf, wofern an dem geſaͤzlichen
vormunde die hinderniß, und der zeitherige fehl
wegfaͤllet. Es fraget ſich aber: ob die vormunden
die pflegſchaft an andere fuͤr ſich abtreten duͤrfen?

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[588/0612] CXXII h. von den vormunden, a. o. § 5 ſ. 8 fg. Unter der redensart: zu ſeinen jaren kommen, verſtehet man die annos diſcretionis. Wer diſe noch von natur nicht hatte, der liß ſich ſolche, nach befinden, erteilen, oder ſie erſtrecken. Diſemnach ſpricht das Sachſenrecht: er hat ſich be- jaret, wenn naͤmlich der unmuͤndige die entſchei- dungs-jare erreichet hat, Haltaus ſp. 1002. Jahr- acht bedeutet eine gewiſſe anzal jare, die entweder aus dem geſaͤze fleuſſt, oder nach dem gedinge zu beobachten iſt. Jahrmal begreiffet eine gewiſſe anzal jare, welche belibet worden iſt. Jahrſchar bedeutet bald eine gewiſſe anzal, und reihe von ja- ren, bald den zeitraum von einem jare. Jahrzal wird auch von landſideleien gebrauchet, z. e. auf 8 jarzalen, auch jarzile. § 976 Die vormundſchaften koͤnnen auf mancherlei weiſe ſowohl veraͤndert, als auch aufgehoben und geendiget werden. Diſes geſchihet bald auf ſeiten der vormunden, bald in abſicht auf die pflegbefo- lenen. Die vormunden begeben ſich teils der pfleg- ſchaften, aus rechtmaͤßigen urſachen, und danken ab; teils machet der tod derſelben ein ende; wozu auch die acht kommen kan. Denn als Albert Al- cibiades, Markgraf zu Brandenburg, vom Kaiſer Carl dem Vten in die acht erklaͤret wurde, verlor er auch die vormundſchaft uͤber ſeinen vaͤtter, den markgraf Geoͤrgen Friderichen, und der roͤmiſche koͤnig maſſte ſich das fuͤrſtentum Jaͤgerndorf an, bis der minderjaͤrige zu ſeinen jaren kam, Spener in ſyllog. ſ. 468. Nicht minder hoͤret die gegebe- ne vormundſchaft auf, wofern an dem geſaͤzlichen vormunde die hinderniß, und der zeitherige fehl wegfaͤllet. Es fraget ſich aber: ob die vormunden die pflegſchaft an andere fuͤr ſich abtreten duͤrfen? die

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/612>, abgerufen am 22.11.2024.