nicht statt finden, z. e. bei den gedingen (pactis), bei welchen so wenig, als weniger in den contra- ctibus innominatis die zurücktretung anschläget. Eine teutsche vorladung füret keine beleidigung des respectes mit sich, wie die römische vocatio in jus. 3) Sihe vor allen dingen auf die gedinge, abre- dungen, verordnungen, gebarungen, familien-ver- träge etc. Denn geding, willkür bricht landrecht, wo keine verbote, noch gebote vorhanden sind; nächstdem 4) auf die ganz besonderen rechte eines landes, und gesäze, wovon die übrige rechte nichts enthalten. Nach disen muß zuförderst gerichtet werden. 5) Hätte eine stadt, oder flecken in einem lande ein ganz besonderes recht, (statutum), oder eine erwisene gewonheit; so darf ich nicht nach der landesordnung; sondern auf die sazungen des or- tes sprechen. 6) Findet sich im lande, oder am orte kein besonderes gesäz, noch recht; so ist auf die umligenden orte, auch lande, und andere teutsche rechte zu sehen, oder 7) auf die teutsche Reichs- sazungen das augenmerk zu richten. 8) Ein jedes gesäz muß nach jedes landes art, und sitten einge- richtet, auch verstanden werden; folglich kan das römische recht gar nicht auf alle teutsche lande in allen sachen quadriren. Denn ein anders ist der römische, und ein anders der teutsche stab. Sol- chem nach sind die teutsche rechte nicht aus den rö- mischen zu erklären, wenn selbige hirvon nichts ent- halten, auch wohl gar disen entgegen stehen; in welchen fällen das römische recht gar nicht zu ge- brauchen ist. Zum beispile dinet die verkaufung der früchte auf dem halme, der trauben auf dem stocke, welche das römische recht erlaubet; dahin- gegen diselbe in den Reichsgesäzen verboten wird, Joh. Gottl. Heineccde venditione illicita fru- ctuum in herbis, Halle 1738, 4t. Das jagt-
berg-
I. haubtſt. von der wirklichkeit
nicht ſtatt finden, z. e. bei den gedingen (pactis), bei welchen ſo wenig, als weniger in den contra- ctibus innominatis die zuruͤcktretung anſchlaͤget. Eine teutſche vorladung fuͤret keine beleidigung des reſpectes mit ſich, wie die roͤmiſche vocatio in jus. 3) Sihe vor allen dingen auf die gedinge, abre- dungen, verordnungen, gebarungen, familien-ver- traͤge ꝛc. Denn geding, willkuͤr bricht landrecht, wo keine verbote, noch gebote vorhanden ſind; naͤchſtdem 4) auf die ganz beſonderen rechte eines landes, und geſaͤze, wovon die uͤbrige rechte nichts enthalten. Nach diſen muß zufoͤrderſt gerichtet werden. 5) Haͤtte eine ſtadt, oder flecken in einem lande ein ganz beſonderes recht, (ſtatutum), oder eine erwiſene gewonheit; ſo darf ich nicht nach der landesordnung; ſondern auf die ſazungen des or- tes ſprechen. 6) Findet ſich im lande, oder am orte kein beſonderes geſaͤz, noch recht; ſo iſt auf die umligenden orte, auch lande, und andere teutſche rechte zu ſehen, oder 7) auf die teutſche Reichs- ſazungen das augenmerk zu richten. 8) Ein jedes geſaͤz muß nach jedes landes art, und ſitten einge- richtet, auch verſtanden werden; folglich kan das roͤmiſche recht gar nicht auf alle teutſche lande in allen ſachen quadriren. Denn ein anders iſt der roͤmiſche, und ein anders der teutſche ſtab. Sol- chem nach ſind die teutſche rechte nicht aus den roͤ- miſchen zu erklaͤren, wenn ſelbige hirvon nichts ent- halten, auch wohl gar diſen entgegen ſtehen; in welchen faͤllen das roͤmiſche recht gar nicht zu ge- brauchen iſt. Zum beiſpile dinet die verkaufung der fruͤchte auf dem halme, der trauben auf dem ſtocke, welche das roͤmiſche recht erlaubet; dahin- gegen diſelbe in den Reichsgeſaͤzen verboten wird, Joh. Gottl. Heineccde venditione illicita fru- ctuum in herbis, Halle 1738, 4t. Das jagt-
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I. haubtſt. von der wirklichkeit
nicht ſtatt finden, z. e. bei den gedingen (pactis),
bei welchen ſo wenig, als weniger in den contra-
ctibus innominatis die zuruͤcktretung anſchlaͤget.
Eine teutſche vorladung fuͤret keine beleidigung des
reſpectes mit ſich, wie die roͤmiſche vocatio in jus.
3) Sihe vor allen dingen auf die gedinge, abre-
dungen, verordnungen, gebarungen, familien-ver-
traͤge ꝛc. Denn geding, willkuͤr bricht landrecht,
wo keine verbote, noch gebote vorhanden ſind;
naͤchſtdem 4) auf die ganz beſonderen rechte eines
landes, und geſaͤze, wovon die uͤbrige rechte nichts
enthalten. Nach diſen muß zufoͤrderſt gerichtet
werden. 5) Haͤtte eine ſtadt, oder flecken in einem
lande ein ganz beſonderes recht, (ſtatutum), oder
eine erwiſene gewonheit; ſo darf ich nicht nach der
landesordnung; ſondern auf die ſazungen des or-
tes ſprechen. 6) Findet ſich im lande, oder am
orte kein beſonderes geſaͤz, noch recht; ſo iſt auf die
umligenden orte, auch lande, und andere teutſche
rechte zu ſehen, oder 7) auf die teutſche Reichs-
ſazungen das augenmerk zu richten. 8) Ein jedes
geſaͤz muß nach jedes landes art, und ſitten einge-
richtet, auch verſtanden werden; folglich kan das
roͤmiſche recht gar nicht auf alle teutſche lande in
allen ſachen quadriren. Denn ein anders iſt der
roͤmiſche, und ein anders der teutſche ſtab. Sol-
chem nach ſind die teutſche rechte nicht aus den roͤ-
miſchen zu erklaͤren, wenn ſelbige hirvon nichts ent-
halten, auch wohl gar diſen entgegen ſtehen; in
welchen faͤllen das roͤmiſche recht gar nicht zu ge-
brauchen iſt. Zum beiſpile dinet die verkaufung
der fruͤchte auf dem halme, der trauben auf dem
ſtocke, welche das roͤmiſche recht erlaubet; dahin-
gegen diſelbe in den Reichsgeſaͤzen verboten wird,
Joh. Gottl. Heinecc de venditione illicita fru-
ctuum in herbis, Halle 1738, 4t. Das jagt-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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