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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II haubtst. von dem rechte,
§ 33
was die teut-
sche rechte vor-
aus sezen. Von
der rechtsge-
lahrheit, und
gerechtigkeit
auch derselben
gegenständen.

Die rechte sezen gesäze, und gewonheiten vor-
aus. Der inbegriff der gesäze, auch der umfang
der gewonheiten stellen rechte dar. Die anwen-
dung der rechte auf die fürkommenden handelun-
gen veranlasset die rechtsgelahrheit, welche man-
cherlei ist, auch auf vilerlei weise sich äussert, und
ausgeübet wird. Sie lehret alles dasienige was
zu den entscheidunsmitteln zu rechnen stehet. Sol-
chemnach bleibet die anwendung der rechte ieder-
zeit ein wesentliches stück der rechtsgelahrheit. Da-
hingegen verkünden die Regenten, und oberherren
die gesäze; können auch der rechtsgelehrten dem
state nachteilige lehren beschränken und verbiten.
Die rechtsgelahrheit hat ire feinde an den rabuli-
sten, und legulejen, Joh. Fried. Eisenharts erör-
terung der frage: ob der rabulist, oder der legule-
jus dem gemeinen wesen schädlicher sei? in den
kleinen schriften, 1751, 8v, abh. V s. 81 -- 96.
Die besondere, und eigene absicht derselben ist die
gerechtigkeit, vermöge deren die freie handelun-
gen der menschen den rechten gemäß eingerichtet
werden sollen. Die gegenstände der rechte sind
unterschiden, bald personen, bald sachen, bald kla-
gen, und streitigkeiten, auch handelungen, welche
nach selbigen eingerichtet, beurteilet, und entschiden
werden müssen. Die streitigkeiten nenneten die
Teutsche späne, irrungen, zwiste, schelungen, zwei-
tracht, hader etc.

§ 34
von den eintei-
lungen der ge-
rechtigkeit,
dem unglei-
chen rechte etc.

Die gerechtigkeit erheischet: daß die freie han-
delungen der menschen den rechten gemäß einge-
richtet und ausgeübet werden (§ 33). Sie wird
bekanntermassen auf verschidene weise eingeteilet.
Unter andern einteilungen aber ist den Teutschen

eben
II haubtſt. von dem rechte,
§ 33
was die teut-
ſche rechte vor-
aus ſezen. Von
der rechtsge-
lahrheit, und
gerechtigkeit
auch derſelben
gegenſtaͤnden.

Die rechte ſezen geſaͤze, und gewonheiten vor-
aus. Der inbegriff der geſaͤze, auch der umfang
der gewonheiten ſtellen rechte dar. Die anwen-
dung der rechte auf die fuͤrkommenden handelun-
gen veranlaſſet die rechtsgelahrheit, welche man-
cherlei iſt, auch auf vilerlei weiſe ſich aͤuſſert, und
ausgeuͤbet wird. Sie lehret alles dasienige was
zu den entſcheidunsmitteln zu rechnen ſtehet. Sol-
chemnach bleibet die anwendung der rechte ieder-
zeit ein weſentliches ſtuͤck der rechtsgelahrheit. Da-
hingegen verkuͤnden die Regenten, und oberherren
die geſaͤze; koͤnnen auch der rechtsgelehrten dem
ſtate nachteilige lehren beſchraͤnken und verbiten.
Die rechtsgelahrheit hat ire feinde an den rabuli-
ſten, und legulejen, Joh. Fried. Eiſenharts eroͤr-
terung der frage: ob der rabuliſt, oder der legule-
jus dem gemeinen weſen ſchaͤdlicher ſei? in den
kleinen ſchriften, 1751, 8v, abh. V ſ. 81 — 96.
Die beſondere, und eigene abſicht derſelben iſt die
gerechtigkeit, vermoͤge deren die freie handelun-
gen der menſchen den rechten gemaͤß eingerichtet
werden ſollen. Die gegenſtaͤnde der rechte ſind
unterſchiden, bald perſonen, bald ſachen, bald kla-
gen, und ſtreitigkeiten, auch handelungen, welche
nach ſelbigen eingerichtet, beurteilet, und entſchiden
werden muͤſſen. Die ſtreitigkeiten nenneten die
Teutſche ſpaͤne, irrungen, zwiſte, ſchelungen, zwei-
tracht, hader ꝛc.

§ 34
von den eintei-
lungen der ge-
rechtigkeit,
dem unglei-
chen rechte ꝛc.

Die gerechtigkeit erheiſchet: daß die freie han-
delungen der menſchen den rechten gemaͤß einge-
richtet und ausgeuͤbet werden (§ 33). Sie wird
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Unter andern einteilungen aber iſt den Teutſchen

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[50/0074] II haubtſt. von dem rechte, § 33 Die rechte ſezen geſaͤze, und gewonheiten vor- aus. Der inbegriff der geſaͤze, auch der umfang der gewonheiten ſtellen rechte dar. Die anwen- dung der rechte auf die fuͤrkommenden handelun- gen veranlaſſet die rechtsgelahrheit, welche man- cherlei iſt, auch auf vilerlei weiſe ſich aͤuſſert, und ausgeuͤbet wird. Sie lehret alles dasienige was zu den entſcheidunsmitteln zu rechnen ſtehet. Sol- chemnach bleibet die anwendung der rechte ieder- zeit ein weſentliches ſtuͤck der rechtsgelahrheit. Da- hingegen verkuͤnden die Regenten, und oberherren die geſaͤze; koͤnnen auch der rechtsgelehrten dem ſtate nachteilige lehren beſchraͤnken und verbiten. Die rechtsgelahrheit hat ire feinde an den rabuli- ſten, und legulejen, Joh. Fried. Eiſenharts eroͤr- terung der frage: ob der rabuliſt, oder der legule- jus dem gemeinen weſen ſchaͤdlicher ſei? in den kleinen ſchriften, 1751, 8v, abh. V ſ. 81 — 96. Die beſondere, und eigene abſicht derſelben iſt die gerechtigkeit, vermoͤge deren die freie handelun- gen der menſchen den rechten gemaͤß eingerichtet werden ſollen. Die gegenſtaͤnde der rechte ſind unterſchiden, bald perſonen, bald ſachen, bald kla- gen, und ſtreitigkeiten, auch handelungen, welche nach ſelbigen eingerichtet, beurteilet, und entſchiden werden muͤſſen. Die ſtreitigkeiten nenneten die Teutſche ſpaͤne, irrungen, zwiſte, ſchelungen, zwei- tracht, hader ꝛc. § 34 Die gerechtigkeit erheiſchet: daß die freie han- delungen der menſchen den rechten gemaͤß einge- richtet und ausgeuͤbet werden (§ 33). Sie wird bekanntermaſſen auf verſchidene weiſe eingeteilet. Unter andern einteilungen aber iſt den Teutſchen eben

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/74>, abgerufen am 24.11.2024.