Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

und dessen gattungen.
Hessen-Hanau ein gemeinschaftlicher flecken, die
eine strasse ist Mainzisch, die andere Hanauisch.
Jn der Ruhl, im Gothaischen, findet man auch
dergleichen. 3) Die wechselnde gemeinschaften,
wie Kleberg (§ 4999 des 2ten th.). Das baumei-
ster ambt wechselt daselbst zwischen Hessen-Darm-
stadt, und Nassau-Weilburg; mithin auch die an
disem ambte klebende gerechtsamen, z. e. die patro-
nat-rechte. 4) Ordnungs-gemeinschaften. Wenn
einer nach dem andern die nuzungen zihet, z. e. wer
der aelteste herzog zu Sachsen, Ernestinischer linie
ist, hat das seniorat-ambt Oldisleben zu benuzen;
obschon Weimar die landeshoheit ausübet. Jn
der grafschaft Sponheim ist eine pfarre, deren ein-
künfte Baaden-Baaden, hernach ein Rheingraf,
und sodann einer von Wildenburg lebenslang zi-
het, von Ludolf in obseruat. Das gericht Gros-
sen-Seelheim, bei Kirchhain, im oberfürstentume
Hessen, ist zwischen Hessen Cassel und der teutschen
ritterordens landcommende zu Marburg gemein-
schaftlich.

§ 1870

Wenn unter den gemeinschaftern unmündigewie es der un-
mündigen hal-
ber dahir ge-
halten wird?

sind, und das gemeinschaftliche gut in der minder-
järigkeit verkauset worden ist; gleichwohl der un-
mündige nach erlangeter volljärigkeit in den vori-
gen stand rechtens hergestellet seyn will; so gehet
dises nur auf seinen anteil; folglich nicht auf das
ganze gut; in betracht dißfalls kein zuwachsrecht
plaz findet, von Leyser im specim. 60 med. 2 s.
655 vol. 1, Carpzov P III const. II def. 16; er
könnte dann eine cession von seinem übrigen geschwi-
ster, oder den gemeinen beibringen; folgbar sich zur
sache legitimiren.

§ 1872

und deſſen gattungen.
Heſſen-Hanau ein gemeinſchaftlicher flecken, die
eine ſtraſſe iſt Mainziſch, die andere Hanauiſch.
Jn der Ruhl, im Gothaiſchen, findet man auch
dergleichen. 3) Die wechſelnde gemeinſchaften,
wie Kleberg (§ 4999 des 2ten th.). Das baumei-
ſter ambt wechſelt daſelbſt zwiſchen Heſſen-Darm-
ſtadt, und Naſſau-Weilburg; mithin auch die an
diſem ambte klebende gerechtſamen, z. e. die patro-
nat-rechte. 4) Ordnungs-gemeinſchaften. Wenn
einer nach dem andern die nuzungen zihet, z. e. wer
der aelteſte herzog zu Sachſen, Erneſtiniſcher linie
iſt, hat das ſeniorat-ambt Oldisleben zu benuzen;
obſchon Weimar die landeshoheit ausuͤbet. Jn
der grafſchaft Sponheim iſt eine pfarre, deren ein-
kuͤnfte Baaden-Baaden, hernach ein Rheingraf,
und ſodann einer von Wildenburg lebenslang zi-
het, von Ludolf in obſeruat. Das gericht Groſ-
ſen-Seelheim, bei Kirchhain, im oberfuͤrſtentume
Heſſen, iſt zwiſchen Heſſen Caſſel und der teutſchen
ritterordens landcommende zu Marburg gemein-
ſchaftlich.

§ 1870

Wenn unter den gemeinſchaftern unmuͤndigewie es der un-
muͤndigen hal-
ber dahir ge-
halten wird?

ſind, und das gemeinſchaftliche gut in der minder-
jaͤrigkeit verkauſet worden iſt; gleichwohl der un-
muͤndige nach erlangeter volljaͤrigkeit in den vori-
gen ſtand rechtens hergeſtellet ſeyn will; ſo gehet
diſes nur auf ſeinen anteil; folglich nicht auf das
ganze gut; in betracht dißfalls kein zuwachsrecht
plaz findet, von Leyſer im ſpecim. 60 med. 2 ſ.
655 vol. 1, Carpzov P III conſt. II def. 16; er
koͤnnte dann eine ceſſion von ſeinem uͤbrigen geſchwi-
ſter, oder den gemeinen beibringen; folgbar ſich zur
ſache legitimiren.

§ 1872
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0837" n="813"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und de&#x017F;&#x017F;en gattungen.</hi></fw><lb/>
He&#x017F;&#x017F;en-Hanau ein gemein&#x017F;chaftlicher flecken, die<lb/>
eine &#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t Mainzi&#x017F;ch, die andere Hanaui&#x017F;ch.<lb/>
Jn der Ruhl, im Gothai&#x017F;chen, findet man auch<lb/>
dergleichen. 3) Die wech&#x017F;elnde gemein&#x017F;chaften,<lb/>
wie Kleberg (§ 4999 des 2ten th.). Das baumei-<lb/>
&#x017F;ter ambt wech&#x017F;elt da&#x017F;elb&#x017F;t zwi&#x017F;chen He&#x017F;&#x017F;en-Darm-<lb/>
&#x017F;tadt, und Na&#x017F;&#x017F;au-Weilburg; mithin auch die an<lb/>
di&#x017F;em ambte klebende gerecht&#x017F;amen, z. e. die patro-<lb/>
nat-rechte. 4) Ordnungs-gemein&#x017F;chaften. Wenn<lb/>
einer nach dem andern die nuzungen zihet, z. e. wer<lb/>
der aelte&#x017F;te herzog zu Sach&#x017F;en, Erne&#x017F;tini&#x017F;cher linie<lb/>
i&#x017F;t, hat das &#x017F;eniorat-ambt Oldisleben zu benuzen;<lb/>
ob&#x017F;chon Weimar die landeshoheit ausu&#x0364;bet. Jn<lb/>
der graf&#x017F;chaft Sponheim i&#x017F;t eine pfarre, deren ein-<lb/>
ku&#x0364;nfte Baaden-Baaden, hernach ein Rheingraf,<lb/>
und &#x017F;odann einer von Wildenburg lebenslang zi-<lb/>
het, <hi rendition="#fr">von Ludolf</hi> in <hi rendition="#aq">ob&#x017F;eruat.</hi> Das gericht Gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en-Seelheim, bei Kirchhain, im oberfu&#x0364;r&#x017F;tentume<lb/>
He&#x017F;&#x017F;en, i&#x017F;t zwi&#x017F;chen He&#x017F;&#x017F;en Ca&#x017F;&#x017F;el und der teut&#x017F;chen<lb/>
ritterordens landcommende zu Marburg gemein-<lb/>
&#x017F;chaftlich.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 1870</head><lb/>
          <p>Wenn unter den gemein&#x017F;chaftern unmu&#x0364;ndige<note place="right">wie es der un-<lb/>
mu&#x0364;ndigen hal-<lb/>
ber dahir ge-<lb/>
halten wird?</note><lb/>
&#x017F;ind, und das gemein&#x017F;chaftliche gut in der minder-<lb/>
ja&#x0364;rigkeit verkau&#x017F;et worden i&#x017F;t; gleichwohl der un-<lb/>
mu&#x0364;ndige nach erlangeter vollja&#x0364;rigkeit in den vori-<lb/>
gen &#x017F;tand rechtens herge&#x017F;tellet &#x017F;eyn will; &#x017F;o gehet<lb/>
di&#x017F;es nur auf &#x017F;einen anteil; folglich nicht auf das<lb/>
ganze gut; in betracht dißfalls kein zuwachsrecht<lb/>
plaz findet, <hi rendition="#fr">von Ley&#x017F;er</hi> im <hi rendition="#aq">&#x017F;pecim. 60 med.</hi> 2 &#x017F;.<lb/>
655 vol. 1, <hi rendition="#fr">Carpzov</hi> <hi rendition="#aq">P III con&#x017F;t. II def.</hi> 16; er<lb/>
ko&#x0364;nnte dann eine ce&#x017F;&#x017F;ion von &#x017F;einem u&#x0364;brigen ge&#x017F;chwi-<lb/>
&#x017F;ter, oder den gemeinen beibringen; folgbar &#x017F;ich zur<lb/>
&#x017F;ache legitimiren.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§ 1872</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[813/0837] und deſſen gattungen. Heſſen-Hanau ein gemeinſchaftlicher flecken, die eine ſtraſſe iſt Mainziſch, die andere Hanauiſch. Jn der Ruhl, im Gothaiſchen, findet man auch dergleichen. 3) Die wechſelnde gemeinſchaften, wie Kleberg (§ 4999 des 2ten th.). Das baumei- ſter ambt wechſelt daſelbſt zwiſchen Heſſen-Darm- ſtadt, und Naſſau-Weilburg; mithin auch die an diſem ambte klebende gerechtſamen, z. e. die patro- nat-rechte. 4) Ordnungs-gemeinſchaften. Wenn einer nach dem andern die nuzungen zihet, z. e. wer der aelteſte herzog zu Sachſen, Erneſtiniſcher linie iſt, hat das ſeniorat-ambt Oldisleben zu benuzen; obſchon Weimar die landeshoheit ausuͤbet. Jn der grafſchaft Sponheim iſt eine pfarre, deren ein- kuͤnfte Baaden-Baaden, hernach ein Rheingraf, und ſodann einer von Wildenburg lebenslang zi- het, von Ludolf in obſeruat. Das gericht Groſ- ſen-Seelheim, bei Kirchhain, im oberfuͤrſtentume Heſſen, iſt zwiſchen Heſſen Caſſel und der teutſchen ritterordens landcommende zu Marburg gemein- ſchaftlich. § 1870 Wenn unter den gemeinſchaftern unmuͤndige ſind, und das gemeinſchaftliche gut in der minder- jaͤrigkeit verkauſet worden iſt; gleichwohl der un- muͤndige nach erlangeter volljaͤrigkeit in den vori- gen ſtand rechtens hergeſtellet ſeyn will; ſo gehet diſes nur auf ſeinen anteil; folglich nicht auf das ganze gut; in betracht dißfalls kein zuwachsrecht plaz findet, von Leyſer im ſpecim. 60 med. 2 ſ. 655 vol. 1, Carpzov P III conſt. II def. 16; er koͤnnte dann eine ceſſion von ſeinem uͤbrigen geſchwi- ſter, oder den gemeinen beibringen; folgbar ſich zur ſache legitimiren. wie es der un- muͤndigen hal- ber dahir ge- halten wird? § 1872

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/837
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 813. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/837>, abgerufen am 22.11.2024.