Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.Einleitung. meister zu liefern, sondern nur einen hierin noch nicht erfahrnen Baumeister oder Aufseherin den Stand zu setzen, eine dergleichen Arbeit richtig zu beurtheilen und den Buhnenmeister bei seinen Verrichtungen, in solcher Aufsicht zu halten und so zu leiten, damit er nicht wie es zuweilen geschiehet, planlos handelt, und doch noch in dem Wahne steht, daß er dem Aufseher unentbehrlich ist, und von der Sache mehr, als er verstehe. Dies ist leider bei Man- chen der Fall, welche die Aufsicht über dergleichen Baue erhalten, weil es ihnen an Gelegenheit fehlte, dergleichen Baue, an solchen Orten wo sie tüchtig ausgeführt werden, mit anzusehen. Indessen ist doch die Baustelle der vorzüglichste Ort, um sich in dieser noch nicht hinlänglich bekannten Bauart *) praktisch zu bilden; da aber theils die Kosten, theils auch selbst die Gelegenheiten fehlen, weil selten wichtige Coupirungen und große Anlagen der Art im Zu- sammenhang ausgeführt werden, so muß allerdings eine Beschreibung die Stelle des Lokal- unterrichts ersetzen, wenn sie auch in manchen Stücken nicht ganz vollständig und so deut- lich seyn kann, als die eigene Ansicht der Geschäfte eines geschickten Buhnenmeisters solche darstellet. Man wird dabei suchen, durch Zeichnungen, so weit es angeht, diese Arbeit auf- zuklären, und so durch Beschreibung und Zeichnung zusammengenommen, einen angehenden Baukünstler und Aufseher von dem Wesentlichen der Arbeiten, von ihrem Zusammenhange und den Folgen zu unterrichten, und ihn zugleich mit den Kunstausdrücken der Buhnenmei- ster so bekannt zu machen, daß er wenigstens ihre Kunst- und Handwerkssprache mit ihnen reden, sich dadurch bald ihr Zutrauen erwerben und ohne sich geradezu als Lehrling bloß zu stellen, desto geschwinder und zuverläßiger von ihren wichtigsten Geschäften die vorzüglich- sten Kenntnisse erlanget. Wenn hierdurch eine Vertraulichkeit mit dieser Bauart und ihren Beschwerden ent- *) Hr. Prof. Büsch sagt in seiner im Jahre 1796 herausgegebenen Uebersicht des gesammten Wasser- baues 1. Bd., S. 294. "Es giebt auch in unsern Gegenden nur wenig Leute, die sich auf den Bau derselben (der Pakwerke) verstehen. -- Der seelige Beckmann gestand mir, daß er in seiner vieljähri- gen Praxis nicht so weit gekommen wäre, daß er ein solches Werk selbst ausführen könne, und nur Einen Landmann im Herzogthum Bremen kenne, mit dessen Beistand er ein solches Packwerk gut aus- zuführen sich getraue." **) Die künstliche Wasserbaue der Bieber sind bekannt, und man kann darüber Büffon allgemeine Historie
der Natur, III. Bd., 2r Th., S. 37 u. f. nachlesen. Einleitung. meiſter zu liefern, ſondern nur einen hierin noch nicht erfahrnen Baumeiſter oder Aufſeherin den Stand zu ſetzen, eine dergleichen Arbeit richtig zu beurtheilen und den Buhnenmeiſter bei ſeinen Verrichtungen, in ſolcher Aufſicht zu halten und ſo zu leiten, damit er nicht wie es zuweilen geſchiehet, planlos handelt, und doch noch in dem Wahne ſteht, daß er dem Aufſeher unentbehrlich iſt, und von der Sache mehr, als er verſtehe. Dies iſt leider bei Man- chen der Fall, welche die Aufſicht uͤber dergleichen Baue erhalten, weil es ihnen an Gelegenheit fehlte, dergleichen Baue, an ſolchen Orten wo ſie tuͤchtig ausgefuͤhrt werden, mit anzuſehen. Indeſſen iſt doch die Bauſtelle der vorzuͤglichſte Ort, um ſich in dieſer noch nicht hinlaͤnglich bekannten Bauart *) praktiſch zu bilden; da aber theils die Koſten, theils auch ſelbſt die Gelegenheiten fehlen, weil ſelten wichtige Coupirungen und große Anlagen der Art im Zu- ſammenhang ausgefuͤhrt werden, ſo muß allerdings eine Beſchreibung die Stelle des Lokal- unterrichts erſetzen, wenn ſie auch in manchen Stuͤcken nicht ganz vollſtaͤndig und ſo deut- lich ſeyn kann, als die eigene Anſicht der Geſchaͤfte eines geſchickten Buhnenmeiſters ſolche darſtellet. Man wird dabei ſuchen, durch Zeichnungen, ſo weit es angeht, dieſe Arbeit auf- zuklaͤren, und ſo durch Beſchreibung und Zeichnung zuſammengenommen, einen angehenden Baukuͤnſtler und Aufſeher von dem Weſentlichen der Arbeiten, von ihrem Zuſammenhange und den Folgen zu unterrichten, und ihn zugleich mit den Kunſtausdruͤcken der Buhnenmei- ſter ſo bekannt zu machen, daß er wenigſtens ihre Kunſt- und Handwerksſprache mit ihnen reden, ſich dadurch bald ihr Zutrauen erwerben und ohne ſich geradezu als Lehrling bloß zu ſtellen, deſto geſchwinder und zuverlaͤßiger von ihren wichtigſten Geſchaͤften die vorzuͤglich- ſten Kenntniſſe erlanget. Wenn hierdurch eine Vertraulichkeit mit dieſer Bauart und ihren Beſchwerden ent- *) Hr. Prof. Buͤſch ſagt in ſeiner im Jahre 1796 herausgegebenen Ueberſicht des geſammten Waſſer- baues 1. Bd., S. 294. „Es giebt auch in unſern Gegenden nur wenig Leute, die ſich auf den Bau derſelben (der Pakwerke) verſtehen. — Der ſeelige Beckmann geſtand mir, daß er in ſeiner vieljaͤhri- gen Praxis nicht ſo weit gekommen waͤre, daß er ein ſolches Werk ſelbſt ausfuͤhren koͤnne, und nur Einen Landmann im Herzogthum Bremen kenne, mit deſſen Beiſtand er ein ſolches Packwerk gut aus- zufuͤhren ſich getraue.“ **) Die kuͤnſtliche Waſſerbaue der Bieber ſind bekannt, und man kann daruͤber Buͤffon allgemeine Hiſtorie
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Einleitung.
meiſter zu liefern, ſondern nur einen hierin noch nicht erfahrnen Baumeiſter oder Aufſeher
in den Stand zu ſetzen, eine dergleichen Arbeit richtig zu beurtheilen und den Buhnenmeiſter
bei ſeinen Verrichtungen, in ſolcher Aufſicht zu halten und ſo zu leiten, damit er nicht wie
es zuweilen geſchiehet, planlos handelt, und doch noch in dem Wahne ſteht, daß er dem
Aufſeher unentbehrlich iſt, und von der Sache mehr, als er verſtehe. Dies iſt leider bei Man-
chen der Fall, welche die Aufſicht uͤber dergleichen Baue erhalten, weil es ihnen an Gelegenheit
fehlte, dergleichen Baue, an ſolchen Orten wo ſie tuͤchtig ausgefuͤhrt werden, mit anzuſehen.
Indeſſen iſt doch die Bauſtelle der vorzuͤglichſte Ort, um ſich in dieſer noch nicht hinlaͤnglich
bekannten Bauart *) praktiſch zu bilden; da aber theils die Koſten, theils auch ſelbſt die
Gelegenheiten fehlen, weil ſelten wichtige Coupirungen und große Anlagen der Art im Zu-
ſammenhang ausgefuͤhrt werden, ſo muß allerdings eine Beſchreibung die Stelle des Lokal-
unterrichts erſetzen, wenn ſie auch in manchen Stuͤcken nicht ganz vollſtaͤndig und ſo deut-
lich ſeyn kann, als die eigene Anſicht der Geſchaͤfte eines geſchickten Buhnenmeiſters ſolche
darſtellet. Man wird dabei ſuchen, durch Zeichnungen, ſo weit es angeht, dieſe Arbeit auf-
zuklaͤren, und ſo durch Beſchreibung und Zeichnung zuſammengenommen, einen angehenden
Baukuͤnſtler und Aufſeher von dem Weſentlichen der Arbeiten, von ihrem Zuſammenhange
und den Folgen zu unterrichten, und ihn zugleich mit den Kunſtausdruͤcken der Buhnenmei-
ſter ſo bekannt zu machen, daß er wenigſtens ihre Kunſt- und Handwerksſprache mit ihnen
reden, ſich dadurch bald ihr Zutrauen erwerben und ohne ſich geradezu als Lehrling bloß zu
ſtellen, deſto geſchwinder und zuverlaͤßiger von ihren wichtigſten Geſchaͤften die vorzuͤglich-
ſten Kenntniſſe erlanget.
Wenn hierdurch eine Vertraulichkeit mit dieſer Bauart und ihren Beſchwerden ent-
ſtehet, ſo wird es einleuchten, daß dieſelbe, ſollte ſie auch urſpruͤnglich von den Bibern **)
*) Hr. Prof. Buͤſch ſagt in ſeiner im Jahre 1796 herausgegebenen Ueberſicht des geſammten Waſſer-
baues 1. Bd., S. 294. „Es giebt auch in unſern Gegenden nur wenig Leute, die ſich auf den Bau
derſelben (der Pakwerke) verſtehen. — Der ſeelige Beckmann geſtand mir, daß er in ſeiner vieljaͤhri-
gen Praxis nicht ſo weit gekommen waͤre, daß er ein ſolches Werk ſelbſt ausfuͤhren koͤnne, und nur
Einen Landmann im Herzogthum Bremen kenne, mit deſſen Beiſtand er ein ſolches Packwerk gut aus-
zufuͤhren ſich getraue.“
**) Die kuͤnſtliche Waſſerbaue der Bieber ſind bekannt, und man kann daruͤber Buͤffon allgemeine Hiſtorie
der Natur, III. Bd., 2r Th., S. 37 u. f. nachleſen.
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