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Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

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Achtes Kapitel.
gung desselben entgegen arbeiten muß; so können sie doch nicht ganz bei dem Wasserbaue ent-
behrt werden. Sie vertreten die Stelle eines künstlichen Ufers und decken dasselbe auch nur
so weit, als sie angelegt sind.

Die vorzüglichsten Fälle in welchen man Deckwerke erbauet, sind nachstehende:

a. Wenn ein Fluß ein Ufer dergestalt schart oder abbrüchig gemacht hat, daß man
den weiteren Abbruch desselben verhüten will; besonders wenn nahe an dem Ufer
gelegenen Deiche, ebenfalls in Gefahr kommen von dem Strome abgebrochen zu
werden. Ist es in diesem Falle nicht möglich so viele Kosten zu verwenden, wie
die Anlage mehrerer Buhnen zur Regulirung der Stromgegend erfordert, um die
Ursache des Abbruches aufzuheben, und man hat nicht die Absicht, durch die
Anlegung eines Packwerks Verlandung zu bewirken, so entschließt man sich zur
Anlegung eines Deckwerks.

b. Wenn eine Buhne so angelegt ist, daß der Strom ober- oder unterhalb dersel-
ben, Abbruch am Ufer verursacht, und man einstweilen bis die Buhne Verlan-
dung bewirkt hat, dieses Ufer decken muß.

c. Wenn es aus Gründen nicht erlaubt ist, die Strombahn durch eine Buhne ein-
zuschränken und dennoch das abbrüchige Ufer gesichert werden soll.

Dieser Fall ereignet sich öfters bei Kanälen oder Durchstichen, wo sich der
Strom über die festgesetzte Breite durch Abbruch erweitert und wo an dem gegen-
überliegenden Ufer sich Gebäude befinden, die erhalten werden müssen.

d. Auch sind die Ufer sowohl ober- als unterhalb der Brücken, Schleusen und Ue-
berfällen, öfters den Abbruch ausgesetzt, in welchen Fällen die Ufer mit Deck-
werken eingefaßt werden.

Wenn man Deckwerke an Schartufern anlegen will, so hat man wohl zu untersu-
chen ob der Abbruch des Ufers von der Vertiefung und Unterwühlung des Stroms entstehet,
und denn müssen wenn keine leichtere Mittel vorhanden sind, oder wenn es nicht angeht
solche Vorkehrungen zu treffen, wodurch die Ursache des Abbruchs gehoben wird, Deckwerke
angelegt werden; sehr oft könnte man aber bei Schartufern die Deckwerke ganz entbehren
und durch wohlfeilere Mittel den Endzweck erreichen, wenn nemlich der Abbruch nicht durch
die Vertiefung und Annäherung des Stroms, sondern durch Windschlag, das heißt durch
die vom Winde und Sturme bewegte Oberfläche des Wassers entstanden ist, welches beson-
ders an denjenigen Ufern sich häufig ereignet, die den aus einerlei Gegend wehenden

Achtes Kapitel.
gung deſſelben entgegen arbeiten muß; ſo koͤnnen ſie doch nicht ganz bei dem Waſſerbaue ent-
behrt werden. Sie vertreten die Stelle eines kuͤnſtlichen Ufers und decken daſſelbe auch nur
ſo weit, als ſie angelegt ſind.

Die vorzuͤglichſten Faͤlle in welchen man Deckwerke erbauet, ſind nachſtehende:

a. Wenn ein Fluß ein Ufer dergeſtalt ſchart oder abbruͤchig gemacht hat, daß man
den weiteren Abbruch deſſelben verhuͤten will; beſonders wenn nahe an dem Ufer
gelegenen Deiche, ebenfalls in Gefahr kommen von dem Strome abgebrochen zu
werden. Iſt es in dieſem Falle nicht moͤglich ſo viele Koſten zu verwenden, wie
die Anlage mehrerer Buhnen zur Regulirung der Stromgegend erfordert, um die
Urſache des Abbruches aufzuheben, und man hat nicht die Abſicht, durch die
Anlegung eines Packwerks Verlandung zu bewirken, ſo entſchließt man ſich zur
Anlegung eines Deckwerks.

b. Wenn eine Buhne ſo angelegt iſt, daß der Strom ober- oder unterhalb derſel-
ben, Abbruch am Ufer verurſacht, und man einſtweilen bis die Buhne Verlan-
dung bewirkt hat, dieſes Ufer decken muß.

c. Wenn es aus Gruͤnden nicht erlaubt iſt, die Strombahn durch eine Buhne ein-
zuſchraͤnken und dennoch das abbruͤchige Ufer geſichert werden ſoll.

Dieſer Fall ereignet ſich oͤfters bei Kanaͤlen oder Durchſtichen, wo ſich der
Strom uͤber die feſtgeſetzte Breite durch Abbruch erweitert und wo an dem gegen-
uͤberliegenden Ufer ſich Gebaͤude befinden, die erhalten werden muͤſſen.

d. Auch ſind die Ufer ſowohl ober- als unterhalb der Bruͤcken, Schleuſen und Ue-
berfaͤllen, oͤfters den Abbruch ausgeſetzt, in welchen Faͤllen die Ufer mit Deck-
werken eingefaßt werden.

Wenn man Deckwerke an Schartufern anlegen will, ſo hat man wohl zu unterſu-
chen ob der Abbruch des Ufers von der Vertiefung und Unterwuͤhlung des Stroms entſtehet,
und denn muͤſſen wenn keine leichtere Mittel vorhanden ſind, oder wenn es nicht angeht
ſolche Vorkehrungen zu treffen, wodurch die Urſache des Abbruchs gehoben wird, Deckwerke
angelegt werden; ſehr oft koͤnnte man aber bei Schartufern die Deckwerke ganz entbehren
und durch wohlfeilere Mittel den Endzweck erreichen, wenn nemlich der Abbruch nicht durch
die Vertiefung und Annaͤherung des Stroms, ſondern durch Windſchlag, das heißt durch
die vom Winde und Sturme bewegte Oberflaͤche des Waſſers entſtanden iſt, welches beſon-
ders an denjenigen Ufern ſich haͤufig ereignet, die den aus einerlei Gegend wehenden

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[58/0078] Achtes Kapitel. gung deſſelben entgegen arbeiten muß; ſo koͤnnen ſie doch nicht ganz bei dem Waſſerbaue ent- behrt werden. Sie vertreten die Stelle eines kuͤnſtlichen Ufers und decken daſſelbe auch nur ſo weit, als ſie angelegt ſind. Die vorzuͤglichſten Faͤlle in welchen man Deckwerke erbauet, ſind nachſtehende: a. Wenn ein Fluß ein Ufer dergeſtalt ſchart oder abbruͤchig gemacht hat, daß man den weiteren Abbruch deſſelben verhuͤten will; beſonders wenn nahe an dem Ufer gelegenen Deiche, ebenfalls in Gefahr kommen von dem Strome abgebrochen zu werden. Iſt es in dieſem Falle nicht moͤglich ſo viele Koſten zu verwenden, wie die Anlage mehrerer Buhnen zur Regulirung der Stromgegend erfordert, um die Urſache des Abbruches aufzuheben, und man hat nicht die Abſicht, durch die Anlegung eines Packwerks Verlandung zu bewirken, ſo entſchließt man ſich zur Anlegung eines Deckwerks. b. Wenn eine Buhne ſo angelegt iſt, daß der Strom ober- oder unterhalb derſel- ben, Abbruch am Ufer verurſacht, und man einſtweilen bis die Buhne Verlan- dung bewirkt hat, dieſes Ufer decken muß. c. Wenn es aus Gruͤnden nicht erlaubt iſt, die Strombahn durch eine Buhne ein- zuſchraͤnken und dennoch das abbruͤchige Ufer geſichert werden ſoll. Dieſer Fall ereignet ſich oͤfters bei Kanaͤlen oder Durchſtichen, wo ſich der Strom uͤber die feſtgeſetzte Breite durch Abbruch erweitert und wo an dem gegen- uͤberliegenden Ufer ſich Gebaͤude befinden, die erhalten werden muͤſſen. d. Auch ſind die Ufer ſowohl ober- als unterhalb der Bruͤcken, Schleuſen und Ue- berfaͤllen, oͤfters den Abbruch ausgeſetzt, in welchen Faͤllen die Ufer mit Deck- werken eingefaßt werden. Wenn man Deckwerke an Schartufern anlegen will, ſo hat man wohl zu unterſu- chen ob der Abbruch des Ufers von der Vertiefung und Unterwuͤhlung des Stroms entſtehet, und denn muͤſſen wenn keine leichtere Mittel vorhanden ſind, oder wenn es nicht angeht ſolche Vorkehrungen zu treffen, wodurch die Urſache des Abbruchs gehoben wird, Deckwerke angelegt werden; ſehr oft koͤnnte man aber bei Schartufern die Deckwerke ganz entbehren und durch wohlfeilere Mittel den Endzweck erreichen, wenn nemlich der Abbruch nicht durch die Vertiefung und Annaͤherung des Stroms, ſondern durch Windſchlag, das heißt durch die vom Winde und Sturme bewegte Oberflaͤche des Waſſers entſtanden iſt, welches beſon- ders an denjenigen Ufern ſich haͤufig ereignet, die den aus einerlei Gegend wehenden

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Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/78>, abgerufen am 21.11.2024.