Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.Neuntes Kapitel. halten, so scheinen die Pappeln den Vorzug vor den Weiden zu verdienen, es ist aber beideren Anpflanzung dahin zu sehen, daß keine Wiesen, Gärten oder Aecker in der Nähe sind, weil sonst der abfliegende Saamen solche verderben würde. Man könnte zwar diesem Nach- theile dadurch begegnen, daß nur Pappeln von einerlei Geschlecht, entweder lauter männliche oder lauter weibliche angepflanzt würden, selten wird dieses aber ganz genau beobachtet wer- den, weshalb man sich zur Schonung der nahegelegenen Grundstücke, nicht dazu entschließen sollte. Pappelbäume müssen aber nicht dicht an den Fuß der Deiche gesesetzt werden, weil ihre sich sehr ausbreitende Wurzel durch die Deiche gehen und wenn sie verfaulen, nach- theilige Löcher geben. Eben so ist bei Anlegung einer Pflanzung zu bemerken, ob solche fort- während als Pflanzung beibehalten werden soll, oder ob man durch die Befestigung des San- des und durch die unter dem Laube begünstigte Begrünung und Aufschlickung, nutzbaren Wie- senboden erhalten will. Im ersten Falle steht dieserwegen der Pappelpflanzung nichts im Wege, ist aber die Absicht, auf dem hinlänglich erhöheten Boden, einmal wieder die Pflan- zung auszuroden, so dürfen keine Pappeln genommen werden, denn nicht nur daß solche im Durchschnitt eine weit tiefere und längere Wurzel als die Weiden schlagen, sondern sie sind auch wo sie einmal Wurzel gefaßt haben, schwer zu vertreiben. Nach diesen Umständen muß es daher bestimmt werden, ob man sich der Pappeln §. 63. Zu den Strauchpflanzungen bedient man sich drei bis vierjähriger Pflanzstöcke Neuntes Kapitel. halten, ſo ſcheinen die Pappeln den Vorzug vor den Weiden zu verdienen, es iſt aber beideren Anpflanzung dahin zu ſehen, daß keine Wieſen, Gaͤrten oder Aecker in der Naͤhe ſind, weil ſonſt der abfliegende Saamen ſolche verderben wuͤrde. Man koͤnnte zwar dieſem Nach- theile dadurch begegnen, daß nur Pappeln von einerlei Geſchlecht, entweder lauter maͤnnliche oder lauter weibliche angepflanzt wuͤrden, ſelten wird dieſes aber ganz genau beobachtet wer- den, weshalb man ſich zur Schonung der nahegelegenen Grundſtuͤcke, nicht dazu entſchließen ſollte. Pappelbaͤume muͤſſen aber nicht dicht an den Fuß der Deiche geſeſetzt werden, weil ihre ſich ſehr ausbreitende Wurzel durch die Deiche gehen und wenn ſie verfaulen, nach- theilige Loͤcher geben. Eben ſo iſt bei Anlegung einer Pflanzung zu bemerken, ob ſolche fort- waͤhrend als Pflanzung beibehalten werden ſoll, oder ob man durch die Befeſtigung des San- des und durch die unter dem Laube beguͤnſtigte Begruͤnung und Aufſchlickung, nutzbaren Wie- ſenboden erhalten will. Im erſten Falle ſteht dieſerwegen der Pappelpflanzung nichts im Wege, iſt aber die Abſicht, auf dem hinlaͤnglich erhoͤheten Boden, einmal wieder die Pflan- zung auszuroden, ſo duͤrfen keine Pappeln genommen werden, denn nicht nur daß ſolche im Durchſchnitt eine weit tiefere und laͤngere Wurzel als die Weiden ſchlagen, ſondern ſie ſind auch wo ſie einmal Wurzel gefaßt haben, ſchwer zu vertreiben. Nach dieſen Umſtaͤnden muß es daher beſtimmt werden, ob man ſich der Pappeln §. 63. Zu den Strauchpflanzungen bedient man ſich drei bis vierjaͤhriger Pflanzſtoͤcke <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="66"/><fw place="top" type="header">Neuntes Kapitel.</fw><lb/> halten, ſo ſcheinen die Pappeln den Vorzug vor den Weiden zu verdienen, es iſt aber bei<lb/> deren Anpflanzung dahin zu ſehen, daß keine Wieſen, Gaͤrten oder Aecker in der Naͤhe ſind,<lb/> weil ſonſt der abfliegende Saamen ſolche verderben wuͤrde. Man koͤnnte zwar dieſem Nach-<lb/> theile dadurch begegnen, daß nur Pappeln von einerlei Geſchlecht, entweder lauter maͤnnliche<lb/> oder lauter weibliche angepflanzt wuͤrden, ſelten wird dieſes aber ganz genau beobachtet wer-<lb/> den, weshalb man ſich zur Schonung der nahegelegenen Grundſtuͤcke, nicht dazu entſchließen<lb/> ſollte. Pappelbaͤume muͤſſen aber nicht dicht an den Fuß der Deiche geſeſetzt werden,<lb/> weil ihre ſich ſehr ausbreitende Wurzel durch die Deiche gehen und wenn ſie verfaulen, nach-<lb/> theilige Loͤcher geben. Eben ſo iſt bei Anlegung einer Pflanzung zu bemerken, ob ſolche fort-<lb/> waͤhrend als Pflanzung beibehalten werden ſoll, oder ob man durch die Befeſtigung des San-<lb/> des und durch die unter dem Laube beguͤnſtigte Begruͤnung und Aufſchlickung, nutzbaren Wie-<lb/> ſenboden erhalten will. Im erſten Falle ſteht dieſerwegen der Pappelpflanzung nichts im<lb/> Wege, iſt aber die Abſicht, auf dem hinlaͤnglich erhoͤheten Boden, einmal wieder die Pflan-<lb/> zung auszuroden, ſo duͤrfen keine Pappeln genommen werden, denn nicht nur daß ſolche im<lb/> Durchſchnitt eine weit tiefere und laͤngere Wurzel als die Weiden ſchlagen, ſondern ſie ſind<lb/> auch wo ſie einmal Wurzel gefaßt haben, ſchwer zu vertreiben.</p><lb/> <p>Nach dieſen Umſtaͤnden muß es daher beſtimmt werden, ob man ſich der Pappeln<lb/> oder Weiden zur Pflanzung bedienen will, das Pflanzungs-Geſchaͤfte bleibt uͤbrigens daſſelbe,<lb/> weshalb hier nur von Weiden gehandelt werden ſoll.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 63.</head><lb/> <p>Zu den <hi rendition="#g">Strauchpflanzungen</hi> bedient man ſich drei bis vierjaͤhriger Pflanzſtoͤcke<lb/> welche etwa zwei Fuß in und einen Fuß uͤber die Erde kommen. In ſehr trockenem Sande<lb/> koͤnnen ſie noch tiefer in die Erde geſetzt werden, in feuchtem Boden iſt aber ſchon eine Tiefe<lb/> von 1½ Fuß hinreichend. Das Holz zu den Pflanzſtoͤcken oder <hi rendition="#g">Setzlingen</hi> wird von<lb/> Strauchholz und nicht von Kopfweiden gehauen, in Faſchinen gebunden und ſo auf die Bau-<lb/> ſtelle gefahren. Bei der Winterpflanzung iſt es nicht noͤthig daß die Pflanzfaſchinen ins Waſ-<lb/> ſer gelegt werden, wohl aber bei der Sommerpflanzung, welche wo moͤglich bei feuchter<lb/> Witterung vorgenommen werden muß, und wo man in einem Tage nicht mehr Reis hauen<lb/> darf, als verpflanzt wird. Dieſe Reiſer werden auf einem Block mit einem ſehr ſcharfen<lb/> Handbeil ſo verkuͤrzt, daß die Pflanzſtoͤcke die erforderliche Laͤnge erhalten, welche wenn ſie<lb/> zwei Fuß tief in die Erde kommen ſollen, drei Fuß betraͤgt, und wobei gewoͤhnlich jede Ru-<lb/> the drei Pflanzſtoͤcke giebt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0086]
Neuntes Kapitel.
halten, ſo ſcheinen die Pappeln den Vorzug vor den Weiden zu verdienen, es iſt aber bei
deren Anpflanzung dahin zu ſehen, daß keine Wieſen, Gaͤrten oder Aecker in der Naͤhe ſind,
weil ſonſt der abfliegende Saamen ſolche verderben wuͤrde. Man koͤnnte zwar dieſem Nach-
theile dadurch begegnen, daß nur Pappeln von einerlei Geſchlecht, entweder lauter maͤnnliche
oder lauter weibliche angepflanzt wuͤrden, ſelten wird dieſes aber ganz genau beobachtet wer-
den, weshalb man ſich zur Schonung der nahegelegenen Grundſtuͤcke, nicht dazu entſchließen
ſollte. Pappelbaͤume muͤſſen aber nicht dicht an den Fuß der Deiche geſeſetzt werden,
weil ihre ſich ſehr ausbreitende Wurzel durch die Deiche gehen und wenn ſie verfaulen, nach-
theilige Loͤcher geben. Eben ſo iſt bei Anlegung einer Pflanzung zu bemerken, ob ſolche fort-
waͤhrend als Pflanzung beibehalten werden ſoll, oder ob man durch die Befeſtigung des San-
des und durch die unter dem Laube beguͤnſtigte Begruͤnung und Aufſchlickung, nutzbaren Wie-
ſenboden erhalten will. Im erſten Falle ſteht dieſerwegen der Pappelpflanzung nichts im
Wege, iſt aber die Abſicht, auf dem hinlaͤnglich erhoͤheten Boden, einmal wieder die Pflan-
zung auszuroden, ſo duͤrfen keine Pappeln genommen werden, denn nicht nur daß ſolche im
Durchſchnitt eine weit tiefere und laͤngere Wurzel als die Weiden ſchlagen, ſondern ſie ſind
auch wo ſie einmal Wurzel gefaßt haben, ſchwer zu vertreiben.
Nach dieſen Umſtaͤnden muß es daher beſtimmt werden, ob man ſich der Pappeln
oder Weiden zur Pflanzung bedienen will, das Pflanzungs-Geſchaͤfte bleibt uͤbrigens daſſelbe,
weshalb hier nur von Weiden gehandelt werden ſoll.
§. 63.
Zu den Strauchpflanzungen bedient man ſich drei bis vierjaͤhriger Pflanzſtoͤcke
welche etwa zwei Fuß in und einen Fuß uͤber die Erde kommen. In ſehr trockenem Sande
koͤnnen ſie noch tiefer in die Erde geſetzt werden, in feuchtem Boden iſt aber ſchon eine Tiefe
von 1½ Fuß hinreichend. Das Holz zu den Pflanzſtoͤcken oder Setzlingen wird von
Strauchholz und nicht von Kopfweiden gehauen, in Faſchinen gebunden und ſo auf die Bau-
ſtelle gefahren. Bei der Winterpflanzung iſt es nicht noͤthig daß die Pflanzfaſchinen ins Waſ-
ſer gelegt werden, wohl aber bei der Sommerpflanzung, welche wo moͤglich bei feuchter
Witterung vorgenommen werden muß, und wo man in einem Tage nicht mehr Reis hauen
darf, als verpflanzt wird. Dieſe Reiſer werden auf einem Block mit einem ſehr ſcharfen
Handbeil ſo verkuͤrzt, daß die Pflanzſtoͤcke die erforderliche Laͤnge erhalten, welche wenn ſie
zwei Fuß tief in die Erde kommen ſollen, drei Fuß betraͤgt, und wobei gewoͤhnlich jede Ru-
the drei Pflanzſtoͤcke giebt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |