Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Zehntes Kapitel.

Von Verfertigung der Zäune.
§. 68.

Die Zäune, in so fern sie hierher gehören, können aus einem doppelten Gesichtspunkte de-
trachtet werden, erstlich als Schlickzäune um Anhägerung oder Verlandung zu bewirken
und zweitens als Befriedigungen, um die ausgewachsenen Kronen der Packwerke oder
die Pflanzungen, gegen Beschädigungen von Vieh und Menschen zu sichern.

In Absicht der Befriedigungen unterscheidet man vorzüglich:
a. Flechtzäune
b. Wurstzäune.
c. Stangen- oder Rückzäune und
d. Lebendige Hecken
welche in solchen Gegenden, wo sich eine gemeinschaftliche Viehweide befindet um, so noth-
wendiger sind, weil bei der gewöhnlichen Nachläßigkeit der Hirten, das Vieh ungehindert in
die Pflanzungen gehet. Alle angewandte Mühe zur Regulirung eines Stroms durch Pack-
werke und Pflanzung, oder zur Sicherung der Deiche ist vergebens, wenn der junge Aufschlag
im Frühjahre, wo die Grashütung dem Vieh noch nicht hinlängliche Nahrung giebt, abge-
fressen und zertreten wird; die ausgewachsenen Kronen der Packwerke verwelken und ziehen
den Ruin der Werke nach sich, die Pflanzungen gehen aus und der Sand wird vom Strome
weggespült, und man wird ohne Sicherung vor dem Vieh, allen Fleiß bei den Anlagen ver-
gebens angewandt haben. Es ist daher erheblich daß so bald eine Pflanzung, Spreutlage
oder Rauchwehre angelegt ist, auch sogleich wenn Nachtheil von dem Vieh zu befürchten ist,
ein tüchtiger Zaun angefertiget werde, denn ob gleich ansehnliche Strafen darauf stehen, wenn
Vieh in den Pflanzungen gefunden wird *) so sind doch Hirten und Eigenthümer, öfters faul
und boshaft genug, dergleichen Anlagen beschädigen zu lassen.

*) Die Ober-Oderbruchs-Deich- und Uferordnung setzt für jedes Stück Vieh 13 Ggr. Strafe fest; im
Nieder-Oderbruch ist 14 tägige Gefängnißstrafe bei Wasser und Brod verordnet. In Ostpreußen und
Litthauen sind 15 gr. Strafe für jedes Stück Vieh ausgesetzt, und im wiederholten Fall, Verdoppelung.
Zehntes Kapitel.

Von Verfertigung der Zaͤune.
§. 68.

Die Zaͤune, in ſo fern ſie hierher gehoͤren, koͤnnen aus einem doppelten Geſichtspunkte de-
trachtet werden, erſtlich als Schlickzaͤune um Anhaͤgerung oder Verlandung zu bewirken
und zweitens als Befriedigungen, um die ausgewachſenen Kronen der Packwerke oder
die Pflanzungen, gegen Beſchaͤdigungen von Vieh und Menſchen zu ſichern.

In Abſicht der Befriedigungen unterſcheidet man vorzuͤglich:
a. Flechtzaͤune
b. Wurſtzaͤune.
c. Stangen- oder Ruͤckzaͤune und
d. Lebendige Hecken
welche in ſolchen Gegenden, wo ſich eine gemeinſchaftliche Viehweide befindet um, ſo noth-
wendiger ſind, weil bei der gewoͤhnlichen Nachlaͤßigkeit der Hirten, das Vieh ungehindert in
die Pflanzungen gehet. Alle angewandte Muͤhe zur Regulirung eines Stroms durch Pack-
werke und Pflanzung, oder zur Sicherung der Deiche iſt vergebens, wenn der junge Aufſchlag
im Fruͤhjahre, wo die Grashuͤtung dem Vieh noch nicht hinlaͤngliche Nahrung giebt, abge-
freſſen und zertreten wird; die ausgewachſenen Kronen der Packwerke verwelken und ziehen
den Ruin der Werke nach ſich, die Pflanzungen gehen aus und der Sand wird vom Strome
weggeſpuͤlt, und man wird ohne Sicherung vor dem Vieh, allen Fleiß bei den Anlagen ver-
gebens angewandt haben. Es iſt daher erheblich daß ſo bald eine Pflanzung, Spreutlage
oder Rauchwehre angelegt iſt, auch ſogleich wenn Nachtheil von dem Vieh zu befuͤrchten iſt,
ein tuͤchtiger Zaun angefertiget werde, denn ob gleich anſehnliche Strafen darauf ſtehen, wenn
Vieh in den Pflanzungen gefunden wird *) ſo ſind doch Hirten und Eigenthuͤmer, oͤfters faul
und boshaft genug, dergleichen Anlagen beſchaͤdigen zu laſſen.

*) Die Ober-Oderbruchs-Deich- und Uferordnung ſetzt fuͤr jedes Stuͤck Vieh 13 Ggr. Strafe feſt; im
Nieder-Oderbruch iſt 14 taͤgige Gefaͤngnißſtrafe bei Waſſer und Brod verordnet. In Oſtpreußen und
Litthauen ſind 15 gr. Strafe fuͤr jedes Stuͤck Vieh ausgeſetzt, und im wiederholten Fall, Verdoppelung.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0098" n="78"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zehntes Kapitel</hi>.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><hi rendition="#g">Von Verfertigung der Za&#x0364;une</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 68.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Za&#x0364;une, in &#x017F;o fern &#x017F;ie hierher geho&#x0364;ren, ko&#x0364;nnen aus einem doppelten Ge&#x017F;ichtspunkte de-<lb/>
trachtet werden, er&#x017F;tlich als <hi rendition="#g">Schlickza&#x0364;une</hi> um Anha&#x0364;gerung oder Verlandung zu bewirken<lb/>
und zweitens als <hi rendition="#g">Befriedigungen</hi>, um die ausgewach&#x017F;enen Kronen der Packwerke oder<lb/>
die Pflanzungen, gegen Be&#x017F;cha&#x0364;digungen von Vieh und Men&#x017F;chen zu &#x017F;ichern.</p><lb/>
          <p>In Ab&#x017F;icht der Befriedigungen unter&#x017F;cheidet man vorzu&#x0364;glich:<lb/><hi rendition="#aq">a.</hi> Flechtza&#x0364;une<lb/><hi rendition="#aq">b.</hi> Wur&#x017F;tza&#x0364;une.<lb/><hi rendition="#aq">c.</hi> Stangen- oder Ru&#x0364;ckza&#x0364;une und<lb/><hi rendition="#aq">d.</hi> Lebendige Hecken<lb/>
welche in &#x017F;olchen Gegenden, wo &#x017F;ich eine gemein&#x017F;chaftliche Viehweide befindet um, &#x017F;o noth-<lb/>
wendiger &#x017F;ind, weil bei der gewo&#x0364;hnlichen Nachla&#x0364;ßigkeit der Hirten, das Vieh ungehindert in<lb/>
die Pflanzungen gehet. Alle angewandte Mu&#x0364;he zur Regulirung eines Stroms durch Pack-<lb/>
werke und Pflanzung, oder zur Sicherung der Deiche i&#x017F;t vergebens, wenn der junge Auf&#x017F;chlag<lb/>
im Fru&#x0364;hjahre, wo die Grashu&#x0364;tung dem Vieh noch nicht hinla&#x0364;ngliche Nahrung giebt, abge-<lb/>
fre&#x017F;&#x017F;en und zertreten wird; die ausgewach&#x017F;enen Kronen der Packwerke verwelken und ziehen<lb/>
den Ruin der Werke nach &#x017F;ich, die Pflanzungen gehen aus und der Sand wird vom Strome<lb/>
wegge&#x017F;pu&#x0364;lt, und man wird ohne Sicherung vor dem Vieh, allen Fleiß bei den Anlagen ver-<lb/>
gebens angewandt haben. Es i&#x017F;t daher erheblich daß &#x017F;o bald eine Pflanzung, Spreutlage<lb/>
oder Rauchwehre angelegt i&#x017F;t, auch &#x017F;ogleich wenn Nachtheil von dem Vieh zu befu&#x0364;rchten i&#x017F;t,<lb/>
ein tu&#x0364;chtiger Zaun angefertiget werde, denn ob gleich an&#x017F;ehnliche Strafen darauf &#x017F;tehen, wenn<lb/>
Vieh in den Pflanzungen gefunden wird <note place="foot" n="*)">Die Ober-Oderbruchs-Deich- und Uferordnung &#x017F;etzt fu&#x0364;r jedes Stu&#x0364;ck Vieh 13 Ggr. Strafe fe&#x017F;t; im<lb/>
Nieder-Oderbruch i&#x017F;t 14 ta&#x0364;gige Gefa&#x0364;ngniß&#x017F;trafe bei Wa&#x017F;&#x017F;er und Brod verordnet. In O&#x017F;tpreußen und<lb/>
Litthauen &#x017F;ind 15 gr. Strafe fu&#x0364;r jedes Stu&#x0364;ck Vieh ausge&#x017F;etzt, und im wiederholten Fall, Verdoppelung.</note> &#x017F;o &#x017F;ind doch Hirten und Eigenthu&#x0364;mer, o&#x0364;fters faul<lb/>
und boshaft genug, dergleichen Anlagen be&#x017F;cha&#x0364;digen zu la&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0098] Zehntes Kapitel. Von Verfertigung der Zaͤune. §. 68. Die Zaͤune, in ſo fern ſie hierher gehoͤren, koͤnnen aus einem doppelten Geſichtspunkte de- trachtet werden, erſtlich als Schlickzaͤune um Anhaͤgerung oder Verlandung zu bewirken und zweitens als Befriedigungen, um die ausgewachſenen Kronen der Packwerke oder die Pflanzungen, gegen Beſchaͤdigungen von Vieh und Menſchen zu ſichern. In Abſicht der Befriedigungen unterſcheidet man vorzuͤglich: a. Flechtzaͤune b. Wurſtzaͤune. c. Stangen- oder Ruͤckzaͤune und d. Lebendige Hecken welche in ſolchen Gegenden, wo ſich eine gemeinſchaftliche Viehweide befindet um, ſo noth- wendiger ſind, weil bei der gewoͤhnlichen Nachlaͤßigkeit der Hirten, das Vieh ungehindert in die Pflanzungen gehet. Alle angewandte Muͤhe zur Regulirung eines Stroms durch Pack- werke und Pflanzung, oder zur Sicherung der Deiche iſt vergebens, wenn der junge Aufſchlag im Fruͤhjahre, wo die Grashuͤtung dem Vieh noch nicht hinlaͤngliche Nahrung giebt, abge- freſſen und zertreten wird; die ausgewachſenen Kronen der Packwerke verwelken und ziehen den Ruin der Werke nach ſich, die Pflanzungen gehen aus und der Sand wird vom Strome weggeſpuͤlt, und man wird ohne Sicherung vor dem Vieh, allen Fleiß bei den Anlagen ver- gebens angewandt haben. Es iſt daher erheblich daß ſo bald eine Pflanzung, Spreutlage oder Rauchwehre angelegt iſt, auch ſogleich wenn Nachtheil von dem Vieh zu befuͤrchten iſt, ein tuͤchtiger Zaun angefertiget werde, denn ob gleich anſehnliche Strafen darauf ſtehen, wenn Vieh in den Pflanzungen gefunden wird *) ſo ſind doch Hirten und Eigenthuͤmer, oͤfters faul und boshaft genug, dergleichen Anlagen beſchaͤdigen zu laſſen. *) Die Ober-Oderbruchs-Deich- und Uferordnung ſetzt fuͤr jedes Stuͤck Vieh 13 Ggr. Strafe feſt; im Nieder-Oderbruch iſt 14 taͤgige Gefaͤngnißſtrafe bei Waſſer und Brod verordnet. In Oſtpreußen und Litthauen ſind 15 gr. Strafe fuͤr jedes Stuͤck Vieh ausgeſetzt, und im wiederholten Fall, Verdoppelung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/98
Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/98>, abgerufen am 24.11.2024.