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Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].

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schwere Last / dort geniessest du der süssesten Rast. Für die zeitliche Verdrießlichkeit / empfindest du ewige Vergnüglichkeit. Wurden die Knechte bey den Römern / wenn sie freygelassen wurden / mit weissen Kleidern beehret / welches auch denenjenigen / welche den Sieg über ihre Feinde erhalten / wiederfuhr; So bist du auch / nach dem du / von allem schweren Dienst erlediget / zu der herrlichen Freyheit der Kinder GOttes kommen / und den Sieg über Sünde / Tod / Teufel und Hölle davon getragen / mit der schönen und weissen Seide der Unschuld des Lammes / und der Gerechtigkeit der Heiligen gezieret und geschmücket. In was für einem Leide aber hinterlässest du / die über deinen Tod so schmertzlich klagende / ängstlich seuftzende / und bitterlich weinende Frau Wittwe / auch hinterlassene zarte Kinder / und übrige Blutsverwandte? Wo soll ich Worte finden? Die von Trauren und Leidwesen gantz entkräfftete / und von Seufftzen und Thränen sehr ermüdete Frau Wittwe aufzurichten. Ich muß frey bekennen / daß meine Beredsamkeit gegen ihren Schmertz in keine Vergleichung zu ziehen. Hattest du ihr vor einigen Zeiten / bey der Verlobung und Verehlichung das Hertz genommen / und ihr nachmals zu einem süssen Trost / zur Hülffe und Beystand / zu einer Stütze / und steten Zuflucht gedienet / so reisset dein tödtlicher Hintrit alles wieder nieder / Aus der Lust machest du Unlust / aus der Freude Leid / aus dem Vergnügen Mißvergnügen. Soll ich ihren Schmertz nur einiger Massen vorstellen / muß ich dazu die Worte eines in der ersten Kirche berühmten Lehrers borgen / womit er beym Ableben seines nahen Anverwandten / den innern Zustand seines Hertzens anzeigete / und also heraus brach: " O GOTT! "du hast mir ein hartes erzeiget / einen Theil meines Hertzens "hast du von mir durch den Tod gerissen / und das andere wilt "du nun in meinem Leibe durch Thränen ersäuffen.

So gehets auch Ihr anjetzo / welches ein jeder aus ihrem Gesichte gar leichtlich lesen kan / indem sie durch die von den Wangen häuffig herunter lauffende Thränen / die Trübsal des Hertzens / wie eine fontaine, durch das in die Höhe steigende Wasser / den starcken Druck anzeiget. Du prangest in schöner

schwere Last / dort geniessest du der süssesten Rast. Für die zeitliche Verdrießlichkeit / empfindest du ewige Vergnüglichkeit. Wurden die Knechte bey den Römern / wenn sie freygelassen wurden / mit weissen Kleidern beehret / welches auch denenjenigen / welche den Sieg über ihre Feinde erhalten / wiederfuhr; So bist du auch / nach dem du / von allem schweren Dienst erlediget / zu der herrlichen Freyheit der Kinder GOttes kommen / und den Sieg über Sünde / Tod / Teufel und Hölle davon getragen / mit der schönen und weissen Seide der Unschuld des Lammes / und der Gerechtigkeit der Heiligen gezieret und geschmücket. In was für einem Leide aber hinterlässest du / die über deinen Tod so schmertzlich klagende / ängstlich seuftzende / und bitterlich weinende Frau Wittwe / auch hinterlassene zarte Kinder / und übrige Blutsverwandte? Wo soll ich Worte finden? Die von Trauren und Leidwesen gantz entkräfftete / und von Seufftzen und Thränen sehr ermüdete Frau Wittwe aufzurichten. Ich muß frey bekennen / daß meine Beredsamkeit gegen ihren Schmertz in keine Vergleichung zu ziehen. Hattest du ihr vor einigen Zeiten / bey der Verlobung und Verehlichung das Hertz genommen / und ihr nachmals zu einem süssen Trost / zur Hülffe und Beystand / zu einer Stütze / und steten Zuflucht gedienet / so reisset dein tödtlicher Hintrit alles wieder nieder / Aus der Lust machest du Unlust / aus der Freude Leid / aus dem Vergnügen Mißvergnügen. Soll ich ihren Schmertz nur einiger Massen vorstellen / muß ich dazu die Worte eines in der ersten Kirche berühmten Lehrers borgen / womit er beym Ableben seines nahen Anverwandten / den innern Zustand seines Hertzens anzeigete / und also heraus brach: ” O GOTT! ”du hast mir ein hartes erzeiget / einen Theil meines Hertzens ”hast du von mir durch den Tod gerissen / und das andere wilt ”du nun in meinem Leibe durch Thränen ersäuffen.

So gehets auch Ihr anjetzo / welches ein jeder aus ihrem Gesichte gar leichtlich lesen kan / indem sie durch die von den Wangen häuffig herunter lauffende Thränen / die Trübsal des Hertzens / wie eine fontaine, durch das in die Höhe steigende Wasser / den starcken Druck anzeiget. Du prangest in schöner

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[0044] schwere Last / dort geniessest du der süssesten Rast. Für die zeitliche Verdrießlichkeit / empfindest du ewige Vergnüglichkeit. Wurden die Knechte bey den Römern / wenn sie freygelassen wurden / mit weissen Kleidern beehret / welches auch denenjenigen / welche den Sieg über ihre Feinde erhalten / wiederfuhr; So bist du auch / nach dem du / von allem schweren Dienst erlediget / zu der herrlichen Freyheit der Kinder GOttes kommen / und den Sieg über Sünde / Tod / Teufel und Hölle davon getragen / mit der schönen und weissen Seide der Unschuld des Lammes / und der Gerechtigkeit der Heiligen gezieret und geschmücket. In was für einem Leide aber hinterlässest du / die über deinen Tod so schmertzlich klagende / ängstlich seuftzende / und bitterlich weinende Frau Wittwe / auch hinterlassene zarte Kinder / und übrige Blutsverwandte? Wo soll ich Worte finden? Die von Trauren und Leidwesen gantz entkräfftete / und von Seufftzen und Thränen sehr ermüdete Frau Wittwe aufzurichten. Ich muß frey bekennen / daß meine Beredsamkeit gegen ihren Schmertz in keine Vergleichung zu ziehen. Hattest du ihr vor einigen Zeiten / bey der Verlobung und Verehlichung das Hertz genommen / und ihr nachmals zu einem süssen Trost / zur Hülffe und Beystand / zu einer Stütze / und steten Zuflucht gedienet / so reisset dein tödtlicher Hintrit alles wieder nieder / Aus der Lust machest du Unlust / aus der Freude Leid / aus dem Vergnügen Mißvergnügen. Soll ich ihren Schmertz nur einiger Massen vorstellen / muß ich dazu die Worte eines in der ersten Kirche berühmten Lehrers borgen / womit er beym Ableben seines nahen Anverwandten / den innern Zustand seines Hertzens anzeigete / und also heraus brach: ” O GOTT! ”du hast mir ein hartes erzeiget / einen Theil meines Hertzens ”hast du von mir durch den Tod gerissen / und das andere wilt ”du nun in meinem Leibe durch Thränen ersäuffen. So gehets auch Ihr anjetzo / welches ein jeder aus ihrem Gesichte gar leichtlich lesen kan / indem sie durch die von den Wangen häuffig herunter lauffende Thränen / die Trübsal des Hertzens / wie eine fontaine, durch das in die Höhe steigende Wasser / den starcken Druck anzeiget. Du prangest in schöner

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Zitationshilfe: Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/44>, abgerufen am 21.11.2024.