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Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].

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Hier liegt der Kirchen-Rath / Herr Doctor Luhn erblaßt: Der mürbe Cörper ist zum bleiben hinterblieben. Jedoch der Seelen nach ist Er ein kurtzer Gast. Der Tod hat Ihn / ohn hie zu lehren / aufgerieben.

Jedoch getrost / du bist dahin / wo Dir der höchste Hohepriester JESUS das helle Kleid der Unschuld und den rechten priesterlichen Schmuck angeleget hat. Die Gläubigen werden nur einen Augenblick geschieden / und die Hände der heiligen Engel müssen sie wiederum zusammen tragen / daß sie sich ewig ergetzen. Die ewigen Güter des Himmels sind eine köstlichere Belehnung und Belohnung / als welcher uns die Zeitlichkeit gewähret. Den Ertz-Vätern / den Heiligen und Fürstenthümern im Himmel zur Seite gehen und mit Abraham / Isaac und Jacob im Reiche GOttes zu Tische sitzen / gibt gewiß Brodt ohne Noth / Wein ohne Weinen / Lust ohne Last. Ja ein Lehrer lehret die Seinigen auch im Tode / und bringet / für die streitende Kirche auf Erden / auch im Himmel ein reines Räuch-Opfer dar / ja er wird erst im Tode gesalbet mit Freuden-Oel über seine Genossen / so er in der Sterblichkeit zurück gelassen hat. Die Seele stimmet in dem himmlischen Zion das Lied Mosis und des Lammes an / und fodert Beystand für die bedrängte Kirche auf Erden. Wenn der Bau dieser irrdischen Hütten zerrissen wird / so wissen die Gläubigen / daß sie einen bessern Bau bekommen von GOtt / erbauet im Himmel. Der höchste GOtt ist der Wittwen und Wäysen kräftigster Mann und Vater / dessen die Erde ist / und alles so darinn: Der die Gedancken lencket / wie die Wasser-Bäche und die Sache der Verlassenen wunderbar fortsetzet und herrlich hinaus führet. Wer wolte demnach dem Wolseligen die theure Seligkeit mißgönnen / welche durch aller Welt Güter nicht mag erkaufft werden? Der Seligverstorbene lehret durch sein Exempel / wohin unsere meiste Gedancken sollen gerichtet werden / nemlich auf die Sterbe-Kunst: Er zeiget / wo man den besten Trost und Erquickung finden soll / nemlich im

Hier liegt der Kirchen-Rath / Herr Doctor Luhn erblaßt: Der mürbe Cörper ist zum bleiben hinterblieben. Jedoch der Seelen nach ist Er ein kurtzer Gast. Der Tod hat Ihn / ohn hie zu lehren / aufgerieben.

Jedoch getrost / du bist dahin / wo Dir der höchste Hohepriester JESUS das helle Kleid der Unschuld und den rechten priesterlichen Schmuck angeleget hat. Die Gläubigen werden nur einen Augenblick geschieden / und die Hände der heiligen Engel müssen sie wiederum zusammen tragen / daß sie sich ewig ergetzen. Die ewigen Güter des Himmels sind eine köstlichere Belehnung und Belohnung / als welcher uns die Zeitlichkeit gewähret. Den Ertz-Vätern / den Heiligen und Fürstenthümern im Himmel zur Seite gehen und mit Abraham / Isaac und Jacob im Reiche GOttes zu Tische sitzen / gibt gewiß Brodt ohne Noth / Wein ohne Weinen / Lust ohne Last. Ja ein Lehrer lehret die Seinigen auch im Tode / und bringet / für die streitende Kirche auf Erden / auch im Himmel ein reines Räuch-Opfer dar / ja er wird erst im Tode gesalbet mit Freuden-Oel über seine Genossen / so er in der Sterblichkeit zurück gelassen hat. Die Seele stimmet in dem him̃lischen Zion das Lied Mosis und des Lammes an / und fodert Beystand für die bedrängte Kirche auf Erden. Wenn der Bau dieser irrdischen Hütten zerrissen wird / so wissen die Gläubigen / daß sie einen bessern Bau bekommen von GOtt / erbauet im Himmel. Der höchste GOtt ist der Wittwen und Wäysen kräftigster Mann und Vater / dessen die Erde ist / und alles so darinn: Der die Gedancken lencket / wie die Wasser-Bäche und die Sache der Verlassenen wunderbar fortsetzet und herrlich hinaus führet. Wer wolte demnach dem Wolseligen die theure Seligkeit mißgönnen / welche durch aller Welt Güter nicht mag erkaufft werden? Der Seligverstorbene lehret durch sein Exempel / wohin unsere meiste Gedancken sollen gerichtet werden / nemlich auf die Sterbe-Kunst: Er zeiget / wo man den besten Trost und Erquickung finden soll / nemlich im

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[0059] Hier liegt der Kirchen-Rath / Herr Doctor Luhn erblaßt: Der mürbe Cörper ist zum bleiben hinterblieben. Jedoch der Seelen nach ist Er ein kurtzer Gast. Der Tod hat Ihn / ohn hie zu lehren / aufgerieben. Jedoch getrost / du bist dahin / wo Dir der höchste Hohepriester JESUS das helle Kleid der Unschuld und den rechten priesterlichen Schmuck angeleget hat. Die Gläubigen werden nur einen Augenblick geschieden / und die Hände der heiligen Engel müssen sie wiederum zusammen tragen / daß sie sich ewig ergetzen. Die ewigen Güter des Himmels sind eine köstlichere Belehnung und Belohnung / als welcher uns die Zeitlichkeit gewähret. Den Ertz-Vätern / den Heiligen und Fürstenthümern im Himmel zur Seite gehen und mit Abraham / Isaac und Jacob im Reiche GOttes zu Tische sitzen / gibt gewiß Brodt ohne Noth / Wein ohne Weinen / Lust ohne Last. Ja ein Lehrer lehret die Seinigen auch im Tode / und bringet / für die streitende Kirche auf Erden / auch im Himmel ein reines Räuch-Opfer dar / ja er wird erst im Tode gesalbet mit Freuden-Oel über seine Genossen / so er in der Sterblichkeit zurück gelassen hat. Die Seele stimmet in dem him̃lischen Zion das Lied Mosis und des Lammes an / und fodert Beystand für die bedrängte Kirche auf Erden. Wenn der Bau dieser irrdischen Hütten zerrissen wird / so wissen die Gläubigen / daß sie einen bessern Bau bekommen von GOtt / erbauet im Himmel. Der höchste GOtt ist der Wittwen und Wäysen kräftigster Mann und Vater / dessen die Erde ist / und alles so darinn: Der die Gedancken lencket / wie die Wasser-Bäche und die Sache der Verlassenen wunderbar fortsetzet und herrlich hinaus führet. Wer wolte demnach dem Wolseligen die theure Seligkeit mißgönnen / welche durch aller Welt Güter nicht mag erkaufft werden? Der Seligverstorbene lehret durch sein Exempel / wohin unsere meiste Gedancken sollen gerichtet werden / nemlich auf die Sterbe-Kunst: Er zeiget / wo man den besten Trost und Erquickung finden soll / nemlich im

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Zitationshilfe: Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/59>, abgerufen am 24.11.2024.